BERLIN. Schule leiten? Immer weniger Lehrkräfte wollen sich das antun. Eine aktuelle Erhebung des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) zeigt: Bundesweit ist jede zwanzigste Schule derzeit ohne reguläre Leitung – insgesamt 1.270 Schulleiterstellen sind unbesetzt, wie eine Umfrage des RND bei den 16 Landesbildungsministerien ergab. Und das ist womöglich nur die Spitze des Eisbergs. Denn: Die Belastung für Schulleitungen ist extrem hoch – und der Beruf wird immer unattraktiver.

Am stärksten betroffen ist Nordrhein-Westfalen: Dort fehlen 387 Schulleitungen bei insgesamt 4.460 Schulen – das ist jede elfte Schule. Thüringen verzeichnet sogar eine etwas höhere Quote: 8,8 Prozent der Schulleitungsstellen sind vakant. Andere Länder stehen besser da – Bremen meldet nur sieben unbesetzte Direktorenstellen, Bayern lediglich 42 bei rund 4.350 Schulen, das entspricht etwa einem Prozent. Ein Bundesland konnte keine Daten liefern: In Hamburg würden die Besetzungszahlen erst im September erhoben, heißt es aus der dortigen Bildungsbehörde.
Die Zahlen werfen ein grelles Licht auf ein wachsendes Führungsproblem in der Schullandschaft – und auf eine zentrale bildungspolitische Herausforderung: Wer leitet künftig die Schulen in Deutschland?
Zwar betonen die Kultusministerien, dass „keine Schule ohne Leitung“ sei. In Schulen mit unbesetzten Schulleitungsstellen übernehmen kommissarisch oft Stellvertretungen oder Lehrkräfte aus Nachbarschulen die Aufgaben – aber: Das ist meist eine Notlösung, kein nachhaltiges Führungsmodell. Das Schulministerium Sachsen-Anhalt bringt die Bedeutung von regulären Leitungskräften auf den Punkt: „Die Besetzung von Funktionsstellen mit motivierten Lehrkräften hat einen großen Einfluss auf die Schülerschaft, die Zufriedenheit des Kollegiums und die gesamte Schulgemeinschaft. Eine gut geführte Schule kann Herausforderungen besser meistern und langfristig erfolgreich sein.“ Doch genau diese Führungskräfte fehlen – und das hat Gründe.
Belastung bis zur Selbstaufgabe: Studie offenbart Alarmierendes
Dass immer weniger Lehrkräfte den Schritt in die Leitung wagen, ist kein Zufall. Eine im Juni veröffentlichte Studie der GEW NRW, in Kooperation mit der Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften, zeichnet ein erschütterndes Bild vom Alltag in deutschen Schulleitungsbüros (News4teachers berichtete).
1.300 Schulleiterinnen und Schulleiter in NRW nahmen an der Untersuchung teil – mit klaren Ergebnissen: 94 Prozent arbeiten regelmäßig am Wochenende. 88 Prozent arbeiten abends oder nachts. Der Großteil fühlt sich emotional überfordert, viele erleben eine Entgrenzung von Beruf und Privatleben. Burnout-Symptome, Krankheit, Erschöpfung – all das ist weit überdurchschnittlich im Vergleich zu anderen Berufsgruppen.
Dabei ist der sogenannte COPSOQ-Fragebogen, der der Erhebung zugrunde liegt, ein international bewährtes Instrument zur Messung psychosozialer Belastungen. Und laut diesem sind Schulleitungen in nahezu allen Belastungskategorien deutlich negativer betroffen als der Durchschnitt. „Die Studie gibt in vielerlei Hinsicht Antworten darauf, warum es in NRW so viele unbesetzte Schulleitungsstellen gibt“, kommentiert die GEW-Landesvorsitzende Ayla Çelik. „Hier werden die strukturelle Überlastung und das Erwartungsniveau besonders deutlich. Das sind Rahmenbedingungen, die mit einem wirksamen Gesundheitsschutz nicht vereinbar sind.“
Zwischen allen Stühlen: Die Rolle der Schulleitungen wird zum Spagat
Was Schulleitungen leisten, geht weit über Managementaufgaben hinaus: Sie sind Manager, Seelsorger, Pädagogen, Krisenmanager, Konfliktlöser – alles in Personalunion. Und das in einem System, das ihnen kaum Puffer bietet. Çelik warnt: „Schulleitungen haben eine enorme Verantwortung und stehen dabei oft zwischen den Stühlen. Sie sind Puffer zwischen Kollegium, Eltern, Schülern und Schulaufsicht. Sie sind Managerinnen, Streitschlichter, Psychologinnen und Pädagog*innen in einer Person.“ Hinzu komme ein strukturelles Problem: Viele der Aufgaben sind nicht sichtbar, nicht anerkannt und nicht angemessen bezahlt.
Das Problem verschärft sich: Hunderte Schulleiterinnen und Schulleiter gehen in den kommenden fünf Jahren in den Ruhestand, allein in NRW. Nachwuchs ist kaum in Sicht – viele Lehrkräfte schrecken vor der Leitung zurück, weil sie keine zusätzliche Belastung wollen. Besonders dramatisch ist die Lage an Grundschulen, wo die Aufgabenfülle besonders hoch, die Ressourcen besonders gering sind.
Für die GEW ist die Konsequenz klar: „Diese Entwicklung gefährdet nicht nur die Führungskultur an unseren Schulen, sondern auch die Qualität von Bildung und Schulentwicklung“, sagt Ayla Çelik. „Eine Schule zu leiten, darf keine Zumutung sein.“
Forderungskatalog: GEW fordert, die Leitungsämter deutlich zu entlasten.
Die Bildungsgewerkschaft fordert deshalb: deutliche Entlastung der Leitungsämter, zusätzliche Verwaltungsassistenzen, multiprofessionelle Teams, mehr Leitungszeit und verbindliche Gesundheitsstandards. Die Aufgabenfülle müsse nicht nur reduziert, sondern besser verteilt werden. Und: Leitung muss attraktiv sein, nicht abschreckend. Denn ohne starke Schulleitungen droht der Schulalltag ins Chaos zu kippen – mit gravierenden Folgen für Lehrkräfte, Eltern und nicht zuletzt: für die Schülerinnen und Schüler. News4teachers / mit Material der dpa
Warum wohl?!
na weil sie wahrscheinlich in die Wirtschaft gehen oder dahin wo es mehr Geld gibt.
Scheint viel zu unattraktiv zu sein, obwohl da ja schon mehr Homeoffice möglich ist!!!
Gut erfasst, Petra.
Geld, zeit und Komfort in den eigenen 4 Wänden, besonders für Mütter sticht da hervor 🙂
Das Problem ist nicht nur, dass es zu wenig Schulleitungen gibt.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass Schulleitungen in der Regel bei Amtsantritt keinerlei Ausbildung bzgl. ihrer Leitungsaufgaben haben und erst in den 2 Jahren nach Amtsantritt die eine oder andere Fortbildung haben.
Und noch ein Problem: Meistens gibt es ( zumindest im GS-Bereich) nur eine Bewerbung auf eine Leitungsstelle. Da man hier weit von einer Bestenauslese entfernt ist, nimmt man den, der sich (mehr oder weniger freiwillig) beworben hat, ohne einen Blick darauf zu werfen, ob derjenige als Führungskraft Eignung besitzt.
So muss man noch den Prozentsatz der ungeeigneten zu den Prozenten der fehlenden Leitungskräfte dazuzählen. Nach meinen Erfahrungen kommt man da höchstens (und das ist schon sehr wohlwollend gerechnet) auf einen Anteil von 50% an ausgebildeten und kompetenten Schulleitungen.
In der freien Wirtschaft würde ein Unternehmen mit so einer Führungsebene gnadenlos untergehen!
Was reden Sie denn da? In NRW gibt es das SLQ….Dauer ca. 1 Schuljahr mit knapp 200 Stunden Fortbildung….danach kommt das EFV (2 tägige Prüfung)….wer besteht, kann sich auf eine SL-Stelle bewerben…..Durchfallquote beim ersten Versuch ca. 50 %….
Danach gibt es eine weitere Fobi „Neu im Amt“…..weitere 160 Stunden….
Also von Nichtausbildung kann wohl keine Rede sein….
Und dass es oft nur einen Bewerber gibt, nun ja….sagt der Artikel ja schon, warum und weshalb das so ist…..was übrigens an weiterführenden Schulen oft nochmals ganz anders aussieht (da gibt es oft mehr als einen Bewerber)….
Welche Erfahrungen („meiner Erfahrung nach….“) haben Sie denn in diesem Bereich, dass Sie dies hier so keck behaupten können?
Mag sein, dass es in NRW anders ist. BW ist da leider nicht so gut organisiert, andere Bundesländer auch nicht.
Sie fragen nach meinen Erfahrungen? Ich habe in 30 Jahren Schuldienst 12 Schulleitungen erlebt. In meinem Regierungsbezirk war ich für Fortbildungen zuständig und daher mit vielen Schulen in engem Kontakt. Auch hier habe ich viele Schulleitungen erlebt und viele Erlebnisse von Kolleg*innen gehört, die in eine ähnliche Richtung, wie von mir beschrieben, gingen.
Es tut mir leid, wenn Sie sich persönlich angegriffen fühlen, das war nicht meine Absicht! Sie sind sicher eine sehr kompetente und engagierte Schulleiterin.
Nein, ich fühle mich nicht persönlich angegriffen, denn dazu müssten wir uns ja auch kennen.
Ich fand Ihre Aussagen nur zu allgemein und zumindest von NRW weiß ich, dass es da definitiv einiges an Fortbildungen gibt, die m.M.n auch ganz passabel daherkommen….
Mit dem Management in der freien Wirtschaft hat Schulleitung nichts zu tun, da Schulen keine Wirtschaftsunternehmen sind (zumindest nicht die staatlichen). Wir verfügen über ein knappes Budget, welches auch nicht höher wird, je engagierter eine Schule arbeitet. Wir dürfen uns unser Personal nur in ganz eng gesteckten Grenzen aussuchen und auch sonst agieren wir in einem sehr eng gestecktem Rahmen. Obwohl Schulleitung für alles was die Schulgemeinde betrifft Verantwortung trägt, haben wir nur sehr begrenzte Entscheidungskompetenzen.
Daher vergleiche ich mich auch nicht mit einem Managementposten, sondern eher mit der mittleren Entscheidungs- und Verwaltungsebene…..
Ob ich kompetent und engagiert bin, kann nur mein Kollegium beurteilen….ich versuche es zumindest….mit den Mitteln, die ich habe…..
Das Budget hängt aber vom Sachaufwandsträger ab.
Ja, und? Auch mit dem Saxhaufwandsträger lässt sich nur schwerlich über Etats diskutieren….
Auch ohne Diskussion dürften Welten zwischen Monheim und Gelsenkirchen als Sachaufwandsträger liegen. Das war mein Punkt.
Ich habe den Eindruck, dass Sie eine SL sind, wie sie für eine Schule gut ist. Engagiert, rührig, im Austausch, mit Vison und Pragmatismus. Ich mag Ihre Beiträge sehr und wünschte mir, an den Schulen meiner Kinder gäbe es SL, die auch nur ähnlich wie Sie sind.
Ich sehe aber auch viele Schulen, die zwar eine SL haben, aber gänzlich ohne Führung sind. Das färbt auf das Kollegium ab und es kommt einfach nichts gutes dabei raus.
JedeR braucht Führung. Und Schulen besonders.
Das ist ja nett! Dankeschön 🙂
Schliesse mich an.
Bayern:
– 10 Tage Fobi
-> Zum reinschnuppern, ob man als SL geeignet ist … Nennen wir es so.
Dann Bewerbung auf Funktionsstelle möglich. [Hihi]
– 17 Tage Fobis
-> Nach Antritt der SL-Stelle [Naja, warum auch nicht? Schnupperstunden sollten ja erstmal reichen]
Dann Berufsbegleitend über 5 Jahre:
– 10 weitere Tage Fobis
Kann man innerhalb der allgemeinen Fortbildungspflicht anrechnen lassen.
Quelle zu Umfang und Inhalt:
https://www.gesetze-bayern.de/Content/Resource?path=resources%2fBayVwV154403_BayVV2238-UK-396-A001.PDF
Darüber hinaus halt
Darüber kann man sich jetzt natürlich streiten, “ob das reicht” als Qualifikation oder nicht.
Aber bei 10 Tagen Fobi bis Schulleitungsstelle … Ja gut. Alles kompetente Leute. Bestimmt.
https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayVwV249478-43
[5.4 Modul A]
Und nein, das ist nicht gegen Sie. Ich finde ebenfalls Ihre Beiträge gut und denke Ihr Kollegium hat es soweit möglich nicht schlecht getroffen mit Ihnen.
Aber ist halt eben je nach Bundesland verschieden.
Und ob ich eine Schulleitung mit 10 Tagen Schnupperkurs als kompetent halte … Liegt primär an der Person. Schließt sich nicht aus.
Aber als “sehr kompetent und hinreichend ausgebildet” sehe ich persönlich das halt nicht.
Aber gut … Geht mit manchen Seminarleitungen in Bezug auf Referendariat mir ebenso.
Auch hier kann man ja die Ausbildungssituation nachschauen und sich ein Bild machen.
Kenne auch kompetente Seminarleitungen und andere… Ja…. Gut. Die haben halt dann auch irgendwas zu tun. Immerhin.
Da scheint NRW ja einiges richtig zu machen….ich fühlte mich da schon recht gut vorbereitet, zumindest was die Rollenklarheit und die Aspekte der Schulentwicklung anging….andere Bereiche der Verwaltung war dann Trainee on the Job und da halfen dann die alten Hasen aus dem Geschäft….was ich übrigens in all den Jahren sehr zu schätzen gelernt habe. Wenn ich mal nicht weiterwusste, habe ich zum Hörer gegriffen und andere SL angerufen….die haben dann immer super geholfen….
Dies fördert übrigens auch unsere Schulaufsicht, mit der wir jedes Jahr zwei Tage wegfahren, einerseits um auch mal intensiv in ein Thema einzusteigen, aber auch um sich auszutauschen….das ist immer sehr schön!
Dieser Gedankenaustausch zeigt doch, wie unterschiedlich die Situationen in den Bundesländern sind bezüglich der Auswahl und Besetzung der Schulleiterstellen. Somit hat auch jeder unterschiedliche Erfahrungen. Ich würde mich freuen, wenn wirklich mit großer Sorgfalt die Auswahl getroffen wird., auch auf menschlicher Seite -“gut, man sagt heute soziale Kompetenz. So kenne ich eine Direktorin, die ihren Lehrern das Leben schwer macht, wenn diese kritische Äußerungen machen ( Bossing!)oder Entscheidungen hinterfragen – reine Machtspielchen. In einer anderen Schule vor Ort ähnliche Situationen gegenüber Eltern / Familienangehörigen. In der gleichen Schule soll eine Lehrkraft mit einer Lehrbefähigung für die Grundschule stellv. Schulleiterin in einer Regionalschule werden ….etc. Fazit: Führungsqualitäten sind wichtig, deshalb genau hinschauen, nicht jeder hat sie. Warum? Es geht erstens um die Gesundheit der Lehrkräfte und zweitens um unsere Kinder, denn Schule beeinflusst such deren Lebensweg.
Also in der Sek 1 sind die Inhalte dieser Qualifizierung, sagen wir mal, merkwürdig. Teilweise praxisfremd und typisch Qualis (oh, jetzt habe ich das Wort geschrieben). Das richtige Lernen erfolgt dann “on the job” und dieses System bevorzugt die Unfähigen.
Die Inhalte sind für alle Schulformen gleich, da alle zusammen im gleichen Raum hocken….
In der freien Wirtschaft hat die Führungsriege auch oft BWL oder Ähnliches studiert und nicht Lehramt, um hinterher ein Unternehmen zu führen…..
Ein kleiner, feiner Unterschied…..
Nur: Schulen sind keine Unternehmen, Unternehmen sind gewinnorientiert. BWLer sind dafür ausgebildet einen gegebenen Output mit minimalem Input zu erreichen bzw. mit gegebenem Input einen maximalen Output zu erreichen. In der Regel geht das auf Kosten der Beschäftigten und der “Kunden”… Irgendwoher müssen die “Gewinne” ja kommen…
Noch schlimmer sind aber Juristen, die leider mittlerweile einen großen Teil der Unternehmen führen und auch die Politik dominieren. Die Kultusministerien und Schulämter sind voll von Juristen. Was dabei herauskommt, sehen wir täglich…
Ruhig etwas mehr Selbstbewusstsein. Ärzte würde es z.B. niemals zulassen, dass der oberste Chef an einem Krankenhaus kein Arzt ist. Da gibt es zwar “Verwaltungsdirektoren”, diese sind dem ärztlichen Direktor aber nur zur Seite gestellt…
Ach, ich hatte jahrelang bekloppte, überforderte und übergriffige Schulleitungen.
Manchmal ist weniger mehr.
Mein bestes Schuljahr war das Jahr ohne Schulleiter – da wurde das Kerngeschäft erledigt und gut wars.
Für maximal A14Z in der Grundschule hat halt keiner Bock drauf, sich zwischen alle Stühle zu setzen.
Die Arbeit müsste zudem verteilt werden auf eine pädagogische Leitung und einen Verwaltungsheiner.
Aber wozu schreibe ich das? Wird nie passieren.
Ich hätte gerne einen Verwaltungsheiner….ja
Das Gebäude gehört dem Schulträger und wird vom dortigen Gebäudemanagement verwaltet. Das Personal, also die Lehrer, sind beim Land angestellt und werden vom Bildungsministerium bzw entsprechenden Unterbehörden zugewiesen nach einen bescheuerten Stellenschlüssel. Die Unterrichtsinhalte gibt das Land vor. Die Schüler kann sich der Schulleiter auch nicht aussuchen und wird sie bei Vergehen nur schwer los.
Als Schulleiter bist du also überall nur der Bittsteller. “Könnte mal bitte die Fassade gereinigt und die Toiletten saniert werden?” “Könnten wir bitte noch zwei English-Lehrer zugewiesen bekommen? Oder wenigstens Referendare?” “Ich bitte um Verständnis dafür, dass dieser pädagogisch wertvolle Schüler doch in dieser Klasse bleiben muss, obwohl er Lehrerinnen bedroht und Mitschüler verprügelt.”
Ist doch ein echter Traumjob mit unendlichen Gestaltungsmöglichkeiten. Ein oder zwei pädagogische Tage im Jahr und wann? Verlängern wir die Pausen um 5 Minuten? Ach Mist – da muss ich erst die Busunternehmen fahren wegen der Einbindung in den Fahrplan.
Aber dafür ist das Gehalt mit A16 in NRW am BK akzeptabel.
Aber das Gehalt A14 bei GS-SL bei gleichen Aufgaben (manchmal noch mehr) nur in einem kleineren System nicht.
Die Abhängigkeit von Schulform und Schülerzahl ist m.M.n. auch lange überholt.
Im Augenblick ist ja nur die Schulform entscheidend (zumindest in NRW). Die SL Entlastung richtet sich wiederum nach der Schülerzahl bzw. den daraus resultierenden Lehrerstellen (Grundstellen).und da fängt das Übel m.M.n. an. Was bringen mir 20 Entlastungsstunden, die ich mit meiner Konrektorin teilen muss. Das reicht nicht, damit kann ich höchstens die Verwaltung am Laufen halten. Wir sind eine Brennpunktschule und es fällt soviel deswegen an (Kollegen beraten, Eltern beraten, Runde Tische, JA, notwendige Konzepte, Startchancenkonzepte, Fördermaßnahme die 100 ste, etc,etc….). Da wünschte ich mir zusätzliche Entlastung….
So, genug gejammert…..
Als normale Lehrkraft arbeiten mein Mann und ich auch jeden Abend und jedes Wochenende bis auf 6 Wochen im Jahr…
Es ist hier kein Wettbewerb, wer am meisten arbeitet. Auch für SL hat der Tag nur 24 Stunden…., daher ist ist durchaus möglich, dass Lehrkräfte das gleiche Quantität aufbringen….es sind halt nur andere Verantwortlichkeiten und Aufgabengebiete….
Ich kaufe ein „die“
Selbst schuld!
Könnten Schulen nicht auch von Verwaltungskräften geführt werden?
Könnten schon, aber ist das sinnvoll? Schon alleine der Bau eines Stundenplans enthält sehr viele pädagogische Entscheidungen, die eine Verwaltungskraft vermutlich gar nicht überblicken kann. Der nächste Punkt wäre die Schulentwicklung. Können Verwaltungskräfte eine pädagogische, didaktische, methodische, unterrichtsentwickelnde Schulentwicklung betreiben? Ich denke, dass können tatsächlich nur Lehrkräfte (SL sind ja in aller erster Linie auch Lehrkräfte). Dann die Beratungsgespräche mit Eltern, die Schuleingangsdiagnostik, usw…..alles, was mit Pädagogik zu tun hat halte ich nahezu unmöglich für eine Verwaltungskraft.
Aber, natürlich wäre eine Verwaltungskraft im gesamten Verwaltungsbereich der Schule total hilfreich und gut. Also zusätzlich!
Sie schreiben “SL sind ja in aller erster Linie auch Lehrkräfte”.
WENN das mal so wäre, gäbe es viele Alltagsprobleme weniger.
Nach einem Schulwechsel habe ich jetzt zum ersten mal einen SL,(bzw. auch das gesamte SL-Team) wo das auch wirklich *in der Praxis* so zutrifft und die SL sich nicht als Parteigänger, aufstrebender Politikerdiener oder “Missionierer von erwachsenen Mitarbeitern” versteht.
Gefühlter Zuwachs an Arbeitsqualität: 783%, Tendenz zu 840%.
In der Grundschule trifft das schon zu, da wir ja auch noch viel unterrichten. An weiterführenden Schulen mag dies natürlich anders sein und da könnte es auch durchaus sein, die Bodenhaftung zu verlieren, vor allem wenn auch die Notwendigkeit nicht gesehen wird, konsequent weiter zu unterrichten….
Super Gefühl, oder?
Absolut.
Wie sieht es denn bei Ihnen aus?
Falls Interesse kann ich vllt. einen ganz groben und kurzen Einblick geben:
(- Meine alte Regelschule)
– Meine Privatschule
Und es wird schnell klar … Wo hier oft der Hammer liegt.
Ja, würde mich schon interessieren, wie es bei Ihnen so aussieht und wo der Hammer hängt / liegt.
Alte Regelschule:
– Schulleitung
– Stellvertretende Schulleitung
– Sekretariat (1 Person, 2 Tage/Woche, nur vormittags – bei Ausfall/Krankheit Einsatz von LuL/Sonderpäd./Schulleitung)
– 1 Hausmeister (TZ? Weiß ich gar nicht mehr)
– IT: Haha, guter Witz
(- Amt/Bezirk/weitere Instanzen)
Privatschule:
– Schulleitung
– Stellvertretende Schulleitung
– Vorstand
– Verein
– Eltern AK/Elternbeirat usw.
– Sekretariat (3 [Teilzeit]Stellen, 5 Tage/Woche)
– Buchhaltung und Personaler
– 3 Hausmeister
– IT: IT-Firma, schulische Ansprechpartner und Partner, schulische Vernetzung und Funktionsstelle
– Funktionsstellen/AKs
– …
(- Amt, Bezirk, weitere Instanzen)
Langweilig ist/war denen allen nicht. Kann man auch überlegen, was gesamt besser funktioniert(e).
Ja, die Privatschule ist (deutlich) größer. Aber die Aufgaben und Ansprechpartner sind doch … Erreichbarer und sinnvoller belegt meiner Meinung nach.
Von der jeweiligen Bürokratie mal abgesehen … Die Wege auch deutlich direkter und schneller. Ebenfalls die “Kompromisse” bei Bedarf als Belegung und Anstellung.
Beispielsweise kann man den Umfang des Deputats auf Funktionsaufgaben halt besser “verhandeln”. Daher kann sowas auch durchaus besser klappen.
Was wird gebraucht? Was hat man? Was muss man versuchen zu machen? Wie? Und dann ist man durchaus kompromissbereit vllt.
Gibt eben Aufgaben die die Schulleitung machen muss. Gibt Aufgaben, welche man delegieren kann (ggf. “muss”). Und gibt Aufgaben, welche man durch langfristiges Delegieren evtl. durch Deputatsanpassung entgegnen kann.
Auch hat man mehr Austausch und Abstimmungen als Möglichkeit. Ebenfalls den Bezug/bei Bedarf Möglichkeiten nicht nur an einer Schulleitung (usw.) “hängen zu bleiben”. Dann kann man durchaus andere Wege schauen, so lange es sinnvoll ist. Gibt ja mehrere Ansprechpartner für (potentielle) Probleme.
Wie genau meinen Sie die Frage, wie es bei mir aussieht?
Naja, wer hilft Ihnen denn bei den Aufgaben? Wird vllt. ersichtlich, wenn ich oben meines schreibe.
Obwohl in Prüfung, konnte ich lesen, was Sie schrieben….okay….
Also meine Schule hat ca 200 Kinder, damit sind wir für eine GS etwa im Rahmen wie andere GSs auch.
Als ich dort vor 9 Jahren anfing, habe ich den hervorragenden Ruf der Schule übernommen, mit sehr viel mehr Anmeldungen, als die Schule aufnehmen konnte. Das war also mein Auftrag….erhalten und festigen…
Die Schule liegt in einem Brennpunktviertel mit Flüchtlingsheim im Einzugsgebiet, vielen Sozialwohnungen aber auch in exponierter Wohnlage direkter Hanglage am schönen Wald. Das macht es spannend, denn die Mischung ist wirklich vorhanden….eigentlich, denn die Bewohner der Hanglage haben nun schon lange keine kleinen Kinder mehr….naja…es bleiben also die Sozialwohnungen und das Flüchtlingsheim….naja und, was wir uns von den Nachbarschulen (sorry) abgreifen können.
Seit klar war, dass man bei Schülerüberhang nicht losen darf (dürfen nur weiterführende Schulen – hat die vorherige SL wohl irgendwie nicht gewusst), hat sich unser Klientel schlagartig anders gestaltet….mmmhhhh….daher echte Brennpunktschule….wobei…. Wir uns nicht beklagen können, denn wir haben noch ganz viel Zulauf aus dem Nachbarquartier…..glücklicherweise…
Also wir haben:
– SL- Team (meine Konrektorin und ich in gleichberechtigter Funktion – zwischen uns passt kein Blatt Papier….sind quasi Verheiratet)
– neue Sekretärin (die alte ist schwersterkrankt und vor 2 Jahren ausgefallen. Die Aufgaben habe ich mehr als ein Jahr übernommen, bis zunächst phasenweise Ersatz kam)
– HM, der Beste!
– Tolle Kolleginnen (sehr engagiert und die meisten leben für diese Schule)
– Tolle OGS Kolleginnen und Kollegen (die Leitung ist der Traum)
– tolle Putzkräfte (seit Jahren da)
– 2 SoFas
– 1 Schulsozialarbeiterin
– 1 Schulpsychologin, die quasi bei uns wohnt (also die ihre festen Termine bei uns hat)
– 1 ITler, der uns regelmäßig einmal die Woche zur Verfügung steht und alles im Griff hat
– zudem noch viele Sachbearbeiter beim Schulträger, die in der Regel auch sehr hilfsbereit sind (man muss nur den richtigen Ton treffen…)
Dennoch haben wir zahlreiche Probleme, die uns belasten:
– sehr viele Flüchtlingskinder, die wir rund ums Jahr aufnehmen und deren Beschulung sich nicht so leicht gestaltet
– sehr viele Kinder, die aus sehr bildungsfernen Familien kommen und die wir mit allen verfügbaren Mitteln versuchen erfolgreich zu beschulen
– einige sehr bildungsaffine Kinder, die auf einem ganz anderen Level beschult werden müssen,
– etwa 30 Nationen, die sich nicht alle gut verstehen
– viele Kinder, die ihre Päckchen mit sich tragen und daher ist das JA bei uns auch quasi zuhause….
So sieht es bei uns aus….aber ich liebe meine Schule aus ganzem Herzen!
Ich lese ihre Kommentare immer gerne und glaube Ihnen das auch alles, aber die Realität ist beim Großteil der Grundschulen (die ich so kenne) leider komplett anders.
Wie ist denn die Realität an anderen Grundschulen? Ich meine, ich kenne in meiner Stadt ungefähr die Hälfte näher, im anliegenden Kreis ungefähr 10 näher und wo ich wohne und vorher auch gearbeitet habe, alle Grundschulen ziemlich gut. Und was ich daher sagen kann, dass es bei allen mir bekannten Schulen recht ähnlich läuft…..
Da wo ich wohne ist aber eher Ponyhof, Sozialindex 1 beziehungsweise 2…..das ist dann schon anders….besser….vielleicht….
Um die “Einheitsschule” effektiv umzusetzen, sind weniger Schulleitungen zielführend. Zwei SL für alle GS einer Stadt und schon winkt die Einheit
Wenn die Verwaltung jemand anderes macht und Schulleitung genauso wie Schulaufsicht im Rathaus sitzt, geht das schon….ob das sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln