Kultusministerin und Kultusministerin einig: Sprachförderung ist der Schlüssel

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MÜNCHEN/ WIESBADEN. Die Kultusministerien von Hessen und Bayern haben die frühe und intensive Sprachförderung vor der Einschulung als eine der zentralen bildungspolitischen Aufgaben hervorgehoben. Bei einem gemeinsamen Treffen in München verwiesen die Ressortchefs Armin Schwarz (Hessen, CDU) und Anna Stolz (Bayern, Freie Wähler) auf Studien, die den Zusammenhang zwischen Deutschkenntnissen und Bildungserfolg belegen.

Einig. (Symbolfoto.) Foto: Shutterstock

„Jedes Kind muss von Anfang an in der Schule mitreden und dem Unterricht folgen können. Nur wer Deutsch spricht, kann dann auch Leistung bringen“, erklärte Hessens Kultusminister Schwarz (CDU). Seine bayerische Kollegin Stolz (Freie Wähler) betonte: „Sprache ist der Schlüssel zu allem. Wir fördern so früh wie möglich – passgenau und bedarfsorientiert – denn ein erfolgreicher Schulstart ist Grundvoraussetzung für ein gutes und selbstbestimmtes Leben.“

Hessen setzt auf verpflichtende Vorlaufkurse

In Hessen gilt seit Jahren ein verpflichtendes Modell: Kinder, bei denen im Rahmen des Schulaufnahmeverfahrens Sprachdefizite festgestellt werden, müssen anderthalb Jahre vor der Einschulung ein Jahr lang an sogenannten Vorlaufkursen teilnehmen. Diese finden in Grundschulen oder Kitas statt und liegen in schulischer Verantwortung.

Nach Angaben des Kultusministeriums gelingt 95 Prozent der Kinder danach der Übergang in die erste Klasse, die übrigen werden zunächst zurückgestellt. Derzeit besuchen rund 18.000 Kinder solche verpflichtenden Kurse – das entspricht etwa einem Drittel der regulär eingeschulten Jahrgänge.

Bayern verknüpft Sprachtests mit PISA-Offensive

In Bayern ist die Sprachförderung in die von Ministerin Stolz ausgerufene „PISA-Offensive“ eingebettet. Im Frühjahr 2025 wurden erstmals landesweite Sprachstandserhebungen durchgeführt. Rund 42.400 Kinder – knapp ein Drittel derjenigen, die 2026/27 schulpflichtig werden – nahmen daran teil.

Das Ergebnis: Rund 23.900 Kinder benötigen verpflichtende zusätzliche Sprachförderung. Zum aktuellen Schuljahr sind daher flächendeckend verpflichtende Kurse für diese Kinder gestartet. Stolz betonte, die Sprachstandserhebungen könnten „ganze Biografien positiv beeinflussen“.

Gemeinsames Signal – und Bildungsmonitor als Rückenwind

Beide Länder sehen sich durch den aktuellen bundesweiten Bildungsmonitor bestätigt, der Hessen (Platz sechs) und Bayern (Platz zwei) zu den Ländern mit den wenigsten Schulabbrechern zählt (News4teachers berichtete). Mit dem gemeinsamen Auftreten wollen die Kultusministerien ein Signal setzen, dass frühe Sprachförderung als Schlüsselaufgabe verstanden wird.

Neben der Sprachförderung standen bei den Treffen auch weitere Themen auf der Agenda – darunter die Rolle digitaler Bildung und der Einsatz Künstlicher Intelligenz im Unterricht. Schwarz und Stolz besuchten dazu Einrichtungen wie das Oskar-Maria-Graf-Gymnasium in Neufahrn bei Freising und die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (ALP) in Dillingen. Ziel sei es, Lehrkräfte „fit für die Zukunft“ zu machen. News4teachers 

Sprachförderung vor der Einschulung – wirklich “eine Erfolgsgeschichte”, wie Hessens Kultusminister behauptet?

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ed840
2 Stunden zuvor

Der Bezug auf die Rangfolge beim Bildungsmonitor erscheint mir etwas irreführen.

Das Kriterium Schulabbrecherquote wäre in Bayern mit 5,3% bundesweit am niedrigsten, ein Platz dahinter Hessen mit 5,9%.

Dazu käme noch, dass in Bayern besonders viele der jungen Menschen ohne ESA der allgemeinbildenden Schulen danach noch einen Schulabschluss im beruflichen Schulsystem erwerben. Die Erfolgsquote im BVJ wäre mit 74,2% bundesweit am zweithöchsten.