Theater Essen: Kostenfrei öffentliche Proben besuchen und das richtige Stück für die Klasse finden

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ESSEN. Um herauszufinden, ob eine neue Inszenierung im Grillo-Theater oder den anderen Spielstätten des Schauspiel Essen für die eigene Klasse oder den eigenen Kurs geeignet ist, können Lehrerinnen und Lehrern auch in der neuen Saison wieder kostenfrei öffentliche Proben besuchen. Erste Termine gibt es im September zu „Biedermann und die Brandstifter“ und „Der Reichsbürger“.

In der Nachkriegszeit geschrieben und doch brandaktuell: „Biedermann und die Brandstifter“ (v. l.: Jan Pröhl, Stefan Migge, Sabine Osthoff, Philipp Noack). Foto: Martin Kaufhold

Dieses Angebot umfasst zunächst ein Treffen jeweils eine Stunde vor Beginn der Probe zum gegenseitigen Kennenlernen, bei dem die Theaterpädagogen Aline Bosselmann und Marguerite Windblut zudem interessante Infos zum Stück geben. Im Anschluss an den Probenbesuch besteht dann noch die Möglichkeit zum lockeren Meinungsaustausch.

Erste Termine:
– Mittwoch, 18. September, 18 Uhr, Treffen zur öffentlichen Probe „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch (Beginn der Probe um 19 Uhr im Grillo-Theater)
– Donnerstag, 19. September, 18 Uhr, Treffen zur öffentlichen Probe „Der Reichsbürger“ von Annalena und Konstantin Küspert (Beginn der Probe um 19 Uhr in der Box)

Alle weiteren Termine der öffentlichen Proben in der Spielzeit 2019/2020 stehen auch schon fest und können in der Theaterpädagogik erfragt werden.

Weitere Infos und Anmeldungen unter theaterpaedagogik@schauspiel-essen.de

Harmlose Spinner oder doch gefährliche Wutbürger?

Um Menschen, die lange Zeit weder von der Öffentlichkeit noch von den Behörden wahr- oder gar ernstgenommen wurden, geht es zu Beginn der neuen Spielzeit am Schauspiel Essen in Konstantin und Annalena Küsperts Stück „Der Reichsbürger“. Das Stück hat am Samstag, dem 21. September ab 19 Uhr in der Box Premiere und untersucht die Psyche eines Mannes, der weit davon entfernt ist, wie ein aggressiver Verschwörungsfanatiker daherzukommen. Er ist einer von rund 19.000 so genannten „Reichsbürgern“, die es derzeit in Deutschland geben soll – Tendenz rasant steigend. Zu ihrem Credo gehört, dass sie die Rechtmäßigkeit der Bundesrepublik Deutschland nicht anerkennen, denn ihrem Geschichtsverständnis nach ist die Besatzung Deutschlands nie beendet worden und die Bundesrepublik ausschließlich ein Konstrukt der Alliierten. Für Reichsbürger besteht somit das Deutsche Reich fort. Und so rufen sie ganz nach Belieben auf ihrem Grund und Boden eigene Kleinstaaten aus, vergeben Pässe und Dokumente und ernennen sich bzw. gleichgesinnte Mitstreiter zu Reichskanzlern, Königen, Kaisern oder anderen Staatsoberhäuptern.

Nachdem Reichsbürger lange als weltfremde Spinner abgetan wurden – exzentrisch, aber harmlos – bekam das Thema neue Brisanz, als 2016 einer von ihnen durch seine Wohnungstür hindurch das Feuer auf Polizisten eröffnete und dabei einen Beamten tötete.

Realitätsverweigerer, ideologisch verblendete Sonderlinge, Utopisten oder radikale Wutbürger? Wie gefährlich sind diese Menschen für die Gesellschaft tatsächlich? Mit „Der Reichsbürger“ nähern sich Konstantin und Annalena Küspert ebenso bissig wie aufklärerisch diesem irritierenden gesellschaftlichen Phänomen.

Max Frischs Klassiker in Neuauflage

Am Freitag, dem 20. September um 19:30 Uhr feiert „Biedermann und die Brandstifter“ im Grillo-Theater Premiere – ein Klassiker aus dem Deutschunterricht. Auch hier geht es um zerstörerische Kräfte in der Gesellschaft. Die Rede ist von vagabundierenden Brandstiftern, die sich unter dem Deckmantel der Bedürftigkeit auf dem Dachboden ihrer Gastgeber einquartieren. Am nächsten Tag steht das Haus in Flammen. Als eines Tages vor der Tür des Fabrikanten Gottlieb Biedermann ein Mann steht und um Unterschlupf bittet, wird auch den Biedermanns ausgesprochen mulmig zumute. Schmitz, so stellt sich der Mann vor, ist zum Glück zwar kein Hausierer sondern ein ehemaliger Ringer, aber dennoch ausgestattet mit manipulativer Dreistigkeit und auf der Suche nach Obdach, am besten auf dem Dachboden. Ehe das verdutzte Paar es sich versieht, wohnt nicht nur Schmitz, sondern auch dessen Kumpan Eisenring unterm Dach, und die beiden schleppen merkwürdige Fässer die Treppe hinauf, die unverkennbar nach Benzin riechen …

Max Frischs groteske Parabel zeigt, wie eine aufgeklärte Bürgerschaft aus Bequemlichkeit und falsch verstandener Toleranz, aus Hilfsbereitschaft und Konfliktvermeidung, aber auch aus Geschäftssinn und Egoismus dem zerstörerischen Zündeln erst den Weg ebnet.

Weitere Infos und Spielplan:

www.theater-essen.de/schauspiel/ 

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