Kämpfer fürs Kindswohl: Ehrenamtliche Vormünder gesucht

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FRANKFURT/MAIN. Acht von zehn Kindern unter Vormundschaft werden laut Kinderschutzbund Frankfurt von Amtsvormündern wie dem Jugendamt vertreten. Dort betreuen Mitarbeiter teilweise bis zu 50 Kinder, für die einzelnen Mündel haben sie bisweilen wenig Zeit. Gemeinsam mit der Stadt Frankfurt sucht der Kinderschutzbund daher nach Ehrenamtlichen, die bereit sind, eine Vormundschaft zu übernehmen – eine Ausweitung der Initiative in andere Städte ist möglich.

Vormünder werden gebraucht, wenn die Eltern das Sorgerecht ganz (Vormundschaft) oder teilweise (Pflegschaft) verlieren oder wenn ein Kind keine Eltern mehr hat. Vom Gericht wird dann ein Vormund bestimmt, der das Kind vertritt und alle wichtigen Entscheidungen für sein minderjähriges Mündel trifft.

«Es geht nicht darum, das Kind bei sich aufzunehmen oder es zu finanzieren», erklärt die Projektleiterin beim Kinderschutzbund, Anja Sommer. Der Vormund vertrete das Kind vor allem bei rechtlichen Fragen und solle es bei wichtigen Entscheidungen unterstützen. 25 Ehrenamtliche hat der Kinderschutzbund bereits in einem ersten Projektdurchlauf an sechs Wochenendseminaren in Rechtsfragen, Pädagogik und Psychologie geschult. Andrea Baumgartner ist eine von ihnen. Bald wird die 48-Jährige, die in der Personalentwicklung arbeitet, ihr erstes Mündel übernehmen: «Ich will schauen, welche Bedürfnisse das Kind hat, und dann mein Wissen einbringen», sagt sie.

«Die Vormundschaft ist eine große Verantwortung, dessen muss sich ein Ehrenamtler bewusst sein», sagt Familienrichter Axel Bauer, der am Amtsgericht Frankfurt für Vormundschaften zuständig ist. Der Richter unterstützt die Frankfurter Initiative: «Laut Gesetz hat die ehrenamtliche Vormundschaft Vorrang, nur in der Realität wird das ins Gegenteil verkehrt», erklärt er. So würden meist die Jugendämter als Amtsvormünder eingesetzt, die ehrenamtliche Vormundschaft sei dagegen selten.

Im Jahr 2011 standen in Hessen laut Statistischem Bundesamt 4917 Kinder unter Vormundschaft oder Pflegschaft. In Frankfurt betreut das Jugend- und Sozialamt aktuell 682 Fälle, von denen es gerne einige an ehrenamtliche Vormünder übertragen würde. «Das Projekt ist zunächst auf Frankfurt beschränkt», sagt Sommer. Gerne wolle der Kinderschutzbund die Initiative aber ausweiten. Dafür würden neben Vormündern auch Jugendämter oder andere Träger gesucht. dpa

Hier gibt es weitere Informationen zur Initiative des Kinderschutzbundes.

 

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