Friedensnobelpreis: Deutsche Schule soll nach Malala benannt werden

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GRONAU. Gibt es bald eine erste Schule in Deutschland, die nach der Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai benannt wird? Die Wilhelmschule im westfälischen Gronau – benannt nach dem letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. – ist auf der Suche nach einem neuen Namen, „weg vom ollen Wilhelm“, wie es vor Ort heißt. Einer der Vorschläge: Malala eben. „Sie steht für das Recht auf Bildung für alle Kinder“, so begründete ein Mitglied des Gronauer Rats die Idee einem Bericht der „Westfälischen Nachrichten zufolge. Der Name passe zur multikulturellen Stadt Gronau. Und: „Wir wären international die erste Schule, die den Namen wählt. Vielleicht könnte Malala sogar hierhin kommen.“

Bald Namenspatronin für eine Grundschule in Gronau? Die 17-jährige Malala. Foto: Russell Watkins/Department for International Development / Wikimedia Commons
Bald Namenspatronin für eine Grundschule in Gronau? Die 17-jährige Malala. Foto: Russell Watkins/Department for International Development / Wikimedia Commons

Die Schülerin Malala Yousafzai ist mit ihren 17 Jahren die jüngste Friedensnobelpreisträgerin aller Zeiten; gestern wurde ihr der Preis übergeben. Das Mädchen aus Pakistan setzt sich für Bildung für Mädchen ein. Weltbekannt ist sie, seit ihr die Taliban vor zwei Jahren bei einem Anschlag ins Gesicht schossen. Gegen Extremismus, für Bildung und Kinderrechte – dafür wollte das Nobelpreis- Komitee in diesem Jahr ein Zeichen setzen. „Kinder müssen zur Schule gehen und dürfen nicht finanziell ausgebeutet werden“, erklärte der Präsident des Nobelkomitees, Thorbjörn Jagland, in Oslo.

Malala lebt heute in Großbritannien. Ihr Ziel ist es, trotz aller Bedrohungen durch Extremisten nach Pakistan zurückzukehren. Sie will Politikerin werden, sagt sie. Ihr Vorbild ist die 2007 ermordete Ministerpräsidentin Benazir Bhutto. Das Mädchen hatte schon im Alter von elf Jahren unter einem Pseudonym sie für den Sender BBC ein Tagebuch in Urdu geführt. Sie beschrieb das Leben in ihrer Heimat, dem Swat-Tal, unter der Herrschaft der Taliban. Deren radikal-islamische Lehre stellt Bildung für Frauen unter Strafe. Mit 15 waren sie und ihre Kampagne für Mädchen-Bildung in ganz Pakistan bekannt.

Extremisten überfielen ihren Schulbus am 9. Oktober 2012. «Wer ist Malala?», soll einer der Angreifer gefragt haben. Dann schoss er dem Mädchen kaltblütig in den Kopf. Sie hatte Glück: Die Kugel war ihr quer durch den Schädel gedrungen, hatte aber nicht das Hirn verletzt. Im Gesicht sieht man noch Narben, das Gehör ist geschwächt. Doch Malala hat gekämpft – und tut dies weiterhin.

Die Schülerin wird in ihrer Heimat weiterhin scharf angegriffen. Die All Pakistan Private Schools Federation – die nach eigenen Angaben 150.000 Schulen repräsentiert – startete jetzt eine Kampagne „Ich bin nicht Malala“ (eine Anspielung auf das „Ich bin Malala“ betitelte Buch der 17-Jährigen). Mirza Kashif Ali, Präsident der Organisation, erklärte auf einer Pressekonferenz: „Für mich repräsentiert sie den Westen, nicht uns.“ Die Taliban haben unlängst ihre Morddrohung gegen das Mädchen erneuert.

In Gronau konkurriert Malala nun allerdings gegen Anneliese Determann, eine Gronauer Pädagogin, die in den 70er-Jahren eine Initiative für ein SOS-Kinderdorf ins Leben gerufen hatt. Auch die Autorin Cornelia Funke („Die Wilden Hühner“, „Der Herr der Diebe“, „Tintenherz“) steht als neue Namenspatronin der bisherigen Wilhelmschule zur Wahl. Die Eltern der Schule haben sich den „Westfälischen Nachrichten“ zufolge bereits positioniert: Sie wollen, dass die Grundschule künftig schlicht Lindenschule heißt. Der Stadtrat wird in einer der nächsten Sitzungen über den Namen entscheiden. News4teachers

Zum Bericht: Der Fall Malala zeigt: Die islamische Welt hat ein Problem mit Bildung

Hier geht es zu dem Bericht in den „Westfälischen Nachrichten“.

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2 Kommentare
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sofawolf
9 Jahre zuvor

Es gab mal das „ungeschriebene Gesetz“, dass Schulen, Straßen etc. nicht nach lebenden Personen benannt werden. So sehr ich Malala schätze, so sehr bin ich dafür, das beizubehalten. Was „Vorschusslorbeeren“ bringen, haben wir bei B. Obama gesehen, der den Friedensnobelpreis bekam – einfach nur dafür, dass er gewählt worden war (bevor er überhaupt irgendetwas geleistet hatte).

Reinhard
9 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Wie wahr! Malala lebt, und den Tod wünsche ich ihr keineswegs.
Und einen Bombenanschlag von kranken Hirnen auf die Schule wünsche ich dieser auch nicht.