In Hessen soll der Elternwille weiterhin für die Wahl der weiterführenden Schule entscheidend sein. Das bestätigte eine Sprecherin des Kultusministeriums am Freitag auf Anfrage. Damit erteilte das Land einer Forderung aus den Reihen der Lehrer eine Absage. Der Deutsche Lehrerverband Hessen hatte für eine Wiedereinführung der verbindlichen Grundschulempfehlung plädiert und unter anderem auf Baden-Württemberg verwiesen, wo dieser Schritt geplant ist.
Nach Ansicht des Deutschen Lehrerverbandes Hessen führt die aktuelle «Beliebigkeit bei der Schulwahl und der Sturm aufs Gymnasium» oft dazu, dass Kinder überfordert seien und letztendlich scheiterten.
Die grün-schwarze Koalition in Baden-Württemberg will die Grundschulempfehlung wieder verbindlicher machen. Sie soll künftig aus drei Komponenten bestehen: Lehrerempfehlung, Leistungstest und Elternwunsch. Stimmen zwei davon überein, soll das den Ausschlag geben. Wollen die Eltern ihr Kind dennoch aufs Gymnasium schicken, soll das Kind künftig einen weiteren Test absolvieren.
Eine Sprecherin des Kultusministeriums in Wiesbaden erklärte: «Es ist derzeit in Hessen so, dass die Wahl des Bildungsganges nach dem Besuch der Grundschule Sache der Eltern ist.» Dies sei im Schulgesetz geregelt. «Die Klassenkonferenzen sprechen für jedes Kind eine Empfehlung für den weiteren Bildungsgang aus. Diese Empfehlung ist nicht bindend», erläuterte sie. Hielten die Eltern ihre abweichende Wahl nach erneuter Beratung aufrecht, teile die abgebende Schule dies mit einem Aktenvermerk über die Beratung und der schriftlichen Begründung der Klassenkonferenz der gewünschten Schule mit. News4teachers / mit Material der dpa
Eltern dürfen weiterführende Schulform nicht mehr frei entscheiden – Schüler dagegen
Ich finde es gut, dass die Gymnasien über abweichende Empfehlungen informiert werden müssen. Das Modell mit dem 2 aus 3 hat aber auch etwas.
Es hat vor allem etwas für die Kinder. Viele verzweifeln an den Leistungsansprüchen der Eltern, die sich nicht über die Anschlussmöglichkeiten informieren, sondern nur das allgemeine Gymnasium kennen.
Warum fällt nur der Nitenschnitt
Die Sache mit dem reinen Elternwillen versteht man am besten als „trial and error“: Man hat’s probiert, es hat sich nicht bewährt, jetzt wird daran herumgeschraubt.
Eigentlich sollte klar sein, dass der Übergang aufs Gymnasium mit dem reinen Elternwillen NOCH ungerechter ist als jede andere Regelung. Denn das privilegiert gerade jene Leute auf „besseren“ Kreisen, die das Abitur für selbstverständlich halten (aber eben nicht für die anderen). Und es zementiert jene soziologische Spaltung, die immer beklagt wird.
Heutzutage sind es nicht nur die besseren Kreise, sondern auch schon die normalen Kreise, die ihre Kinder vor den tatsächlichen/befürchteten/eingebildeten Zuständen der anderen Schulformen schützen wollen. Ersatzschulen mit kirchlichem Träger sind aus dem Grund ja auch recht beliebt.
Wenn das so ist, dann sollte man eine extra Schulform „weiterführende Schule für die Braven“ einführen. Reine Mädchenschulen sind ja auch ein Ansatz. Da müsste aber nicht jede(r) auch Abitur machen.
Allerdings widerspricht das, was Sie schreiben, doch nun wirklich der Ideologie der „inklusiven einen Schule für alle“. Diesen Punkt sollte mal die Wissenschaft näher untersuchen (die Heterogenität des Benehmens). Was sagen die Fans der einen Schule für alle? Da gäbe es erst recht keinen Elternwillen mehr.
Seit in BW die Grundschulempfehlung aufgehoben wurde, kann ich einen Großteil meiner SuS tatsächlich nicht mehr dort abholen, wo sie stehen. Manche SuS wollen auch nicht abgeholt werden. Es ist eine Katastrophe!
Ich bin für die Grundschulempfehlung für ALLE weiterführenden Schularten. Vielleicht würde das helfen, den allgemeinen Leistungsgedanken in der Gesellschaft zu fördern.
Kommunen bringt der Elternwille auch an die Grenzen. Es müssen Containerklassen geschaffen werden, weil es so viele Eltern „mal probieren“. Und nach Klasse 5 und 6 verzweifeln die umliegenden Gesamtschulen, weil jede Woche mindestens eine Anfrage für ein abgeschultes Kind kommt, der Platz aber nicht da ist.
Fatal finde ich, den Elternwillen mit Nicht-Sitzenbleiben zu kombinieren. Wenn ein Kind von Klasse 5 bis z.T. Klasse 7 auf dem Gymnasium nur 5er schreibt, braucht man lange, so ein Kind wieder aufzubauen. Vom Selbstwert, aber auch bzgl der Lücken.
2 von 3 ist sehr gut.