Bundeswehr wirbt weiter ungebremst häufig in Schulen – Bildungsminister Baaske geht auf Distanz

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BERLIN. Rund 30 Millionen Euro hat das Bundesverteidigungsministerium im vergangenen Jahr für Informationsveranstaltungen in Schulen ausgegeben – so viel wie in den Vorjahren. Seit Ende der Wehrpflicht hat das Militär sein Engagement unter Schülern deutlich verstärkt. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken-Fraktion hervor. Brandenburgs Bildungsminister Baaske (SPD) geht bereits auf Distanz.

Panzergrenadiere bei einer Übung Foto: Bundeswehr/S.Wilke / Wikimedia Commons CC BY 2.0
Panzergrenadiere bei einer Übung Foto: Bundeswehr/S.Wilke / Wikimedia Commons CC BY 2.0

Das Niveau der Aktivitäten der Bundeswehr an Schulen ist unverändert hoch. Vertreter der Bundeswehr haben zur Information über die Truppe bundesweit 8100 Vorträge vor fast 140.000 Schülern gehalten – an allen weiterführenden Schularten. Die meisten Schüler erreichten sie dabei in Bayern (fast 50.000) und Nordrhein-Westfalen (mehr als 30.000). Außerdem waren noch sogenannte Jugendoffiziere in den Schulen unterwegs, die besonders für politische Debatten geschult sind – mit weiteren 3200 Vorträgen sowie bei mehr als 2000 weiteren Veranstaltungen von der Podiumsdiskussion bis zur Karrieremesse. Sie erreichten den Angaben zufolge über Unterrichtsbesuche, Seminare oder Podiumsdiskussionen noch einmal 125.000 Jugendliche und mehr als 36.000 Multiplikatoren, vor allem Lehrer und Referendare. Die Zahlen beziehen sich auf 2014 und lassen sich einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken entnehmen.

„Es kann ja nicht sein, dass die Bundeswehr ihre Personalprobleme dadurch löst, dass sie in Klassenzimmern und auf Schulhöfen Militärpropaganda verbreitet“, so zitiert „Spiegel online“ die Linken-Abgeordnete Ulla Jelpke. „Besonders empört mich die Instrumentalisierung von Lehrern als Multiplikatoren“, sagt die Parlamentarierin laut Bericht, „sie sollen die parteiische Sicht der Bundeswehr als scheinbar objektives Wissen an die Schüler weitergeben.“ Das sei eine „perfide Form der militärisch eingebetteten Bildung“, so Jelpke.

Weniger scharf – aber doch deutlich kritisch – äußerte sich Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske, dessen Partei (die SPD) mit der Linken im Land koaliert. Die Bundeswehr, so Baaske, dürfe Schulbesuche nicht für die Nachwuchssuche nutzen. „Es darf natürlich keine Werbung und erst recht keine Nachwuchswerbung für die Bundeswehr stattfinden», betonte er in der Fragestunde des Potsdamer Landtags. Eine sachliche Darstellung der Bundeswehr sei möglich, es dürfe aber keine einseitige Beeinflussung stattfinden. Eine Verwaltungsvorschrift erlaube es Schulen, Sachkundige in den Unterricht einzuladen. Dazu zählten Betriebe oder Vereinigungen und auch die Bundeswehr. Lehrer dürften sich aber nicht nach hinten setzen und die Besucher gewähren lassen, sondern sollte die Gesprächsrunden moderieren. Die Bundeswehr-Auftritte an Schulen hatten unlängst auch in Sachsen-Anhalt sowie in Baden-Württemberg für kritische Töne seitens der Schulministerien gesorgt. Seit der Abschaffung der Wehrpflicht hat die Bundeswehr ihre Informationsangebote an Schulen deutlich ausgeweitet.

Trotz der Kritik: Die Botschaften der Bundeswehr kommen offenbar bei den jungen Leuten an. Die „Welt am Sonntag“ berichtet von einer unter bundesweit über 12.000 Schülern, nach der die Bundeswehr 2014 auf Platz zwei unter Deutschlands beliebtesten Arbeitgebern aufgestiegen sei. Mehr als zwölf Prozent der Jungen und immerhin 8,4 Prozent der Mädchen – zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr – würden sich dort „am ehesten bewerben“. Übertroffen werden diese Werte nur noch von der Polizei. Die spricht knapp zwölf Prozent sämtlicher Jungen und Mädchen als zukünftiger Arbeitgeber an. News4teachers / mit Material der dpa

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