Ein AfD-Funktionär übernimmt Rektoren-Stelle in Bayern – ausgerechnet von einer „Schule gegen Rassismus“ (Migrantenanteil 50 Prozent)

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BERLIN. „Rechtspopulistische Parteien mischen die politische Landschaft in Europa auf. Sie agitieren gegen Minderheiten, betrachten sich als strategische Partner gegen eine multikulturelle Gesellschaft. Sie fordern ein weißes, heterosexuelles Europa und versprechen ihrer Wählerschaft ein Zurück in Zeiten vermeintlicher nationaler und sozialer Sicherheit.“ Das ist auf der Seite der Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu lesen. Dem bundesweit agierenden Schulnetzwerk gehört auch eine Grund- und Mittelschule im bayerischen Oberkotzau an – und die bekommt jetzt einen neuen Rektor. Das Problem: der Mann ist ein AfD-Funktionär. Gegen seine Berufung durch die zuständige Bezirksregierung von Oberfranken regt sich Widerstand.

Mittlerweile mehr als Schulen bundesweit haben dieses Schild am Eingang hängen. Foto: Bernd Schwabe in Hannover / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Mittlerweile mehr als Schulen bundesweit haben dieses Schild am Eingang hängen. Foto: Bernd Schwabe in Hannover / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

„Wenn mit ‚rechts‘ (..) die Diskriminierung von Minderheiten, Rassismus oder Antisemitismus gemeint ist, dann ist die AfD sicherlich nicht rechts. Solche Ansichten werden in der AfD nicht toleriert“, so heißt es auf der Seite der bayerischen AfD. Der Münchener Politikwissenschaftler Robert Philippsberg, der am Centrum für Angewandte Politikforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München forscht und die bayerische AfD und ihre Funktionäre genauer unter die Lupe genommen haben, kommt allerdings zu einem anderen Schluss: Es gebe Kontakte und sogar personelle Verflechtungen mit rechtsextremen Organisationen, so berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ erst in der vergangenen Woche.

Gegen den „Gender-Wahnsinn“

Interessant sind auch die bildungspolitischen Aussagen der AfD, die sich auf der Homepage des Landesverbands finden lassen: Die Inklusion zum Beispiel wird als „aufgeblasenes Projekt“ bezeichnet – und (ungeachtet der in Deutschland seit Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention geltenden Gesetzeslage) komplett abgelehnt. Der bayerischen Landesregierung wird vorgeworfen, „trotz des wachsenden Widerstandes aus der Bevölkerung“ neue Sexualerziehungsrichtlinien einführen zu wollen (was tatsächlich ohne Proteste bereits geschehen ist) „und damit den Gender-Wahnsinn und die Frühsexualisierung unserer Kinder“ in Bayern voranzutreiben.

Jérôme Boateng ist Pate der Aktion "Schule ohne Rassismus". Foto: Harald Bischoff / Lizenz: Creative Commons CC-by-sa-3.0 de, via Wikimedia Commons
Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng ist Pate der Aktion „Schule ohne Rassismus“ – den AfD-Vize Alexander Gauland beleidigt hatte. Foto: Harald Bischoff / Lizenz: Creative Commons CC-by-sa-3.0 de, via Wikimedia Commons

Ist es mit dem Amt eines Schulleiters vereinbar, öffentlich solche Positionen zu vertreten? Offenbar schon. In den Listen der regionalen AfD-Funktionäre auf der Parteiseite findet sich – ohne Foto – auch Gerd K., und zwar als Beisitzer im Kreisvorstand der AfD Hochfranken. K. ist bereits Schulleiter, für die Schule in Oberkotzau hat er sich einem Bericht der „Welt“ zufolge beworben. Ab dem kommenden Schuljahr soll er dort arbeiten – an einer Schule also, deren Schülerschaft zur Hälfte aus Einwandererfamilien stammt.

Höcke: Zu radikal für den Schuldienst? – Überhaupt: Wie extrem darf ein Lehrer öffentlich auftreten?

„Lehrkräfte sind an die Vorgaben zur politischen Neutralität im Unterricht gebunden“, heißt es dem Bericht zufolge seitens der Bezirksregierung. Erst unlängst habe mit Herrn K. „ein weiteres Gespräch“ stattgefunden, in dem ihm die „Rechte und Pflichten“ der Lehrkräfte im Zusammenhang mit einer politischen Tätigkeit „eingehend erörtert“ worden seien. Politische Werbung sei laut Gesetz auf dem Schulgelände nicht zulässig, Werbung für politische Parteien oder Bürgerinitiativen und deren Meinung und Anliegen sei zu unterlassen, heißt es weiter.

Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ erklärt Gerd K., er wolle die Schule weiterhin als „Schule ohne Rassismus“ führen. Er wisse, „wie Demokratie funktioniert“, und könne sein privates Amt von seiner öffentlichen Funktion als Beamter trennen. Das habe er als Leiter an seiner bisherigen Schule auch unter Beweis gestellt. Ihm sei bewusst, dass die Schule einen Migrantenanteil von mehr als 50 Prozent habe. Die Kritik der AfD richte sich gegen die Einwanderungspolitik, nicht gegen Menschen. „Ich bin nicht rassistisch“, beteuert er gegenüber der „Welt“.

Berliner Traditionsgymnasium setzt Lehrer vor die Tür, der bei Pegida-Ableger mitmarschiert – „passt nicht zu den Werten der Schule“

Mitglieder des Elternbeirats zeigen sich gleichwohl irritiert. „Wie solche Menschen an solche Positionen kommen“, frage sich ein Mitglied. Für ein anderes „passt das einfach nicht zusammen“. Immerhin sei das Prädikat „Schule ohne Rassismus“ ein „Aushängeschild“ für die Schule.

„Die AfD ist eine zu Wahlen zugelassene Partei. Damit haben auch Beamte und Schulleiter das Grundrecht, Funktionen in dieser Partei auszuüben“, so erklärt Sanem Kleff, Leiterin der Bundeskoordination von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Sie betont allerdings: „ Aus Sicht der Bundeskoordination vertritt die AfD Positionen, die die Gleichwertigkeit von Menschen in Frage stellen. Damit widerspricht sie den Werten und Normen, die das Netzwerk ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘ vertritt. Folglich auch dem Leitbild, das sich die Grund- und Mittelschule Oberkotzau gegeben hat.“ Für diese Werte und Normen gelte es gerade jetzt einzutreten. Kleff: „Dabei stehen wir der Schule unterstützend zur Seite.“ Agentur für Bildungsjournalismus

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Küstenfuchs
7 Jahre zuvor

Ich fasse zusammen: Ein Lehrer, der Funktionär in einer Partei mit Rassisten wie Bernd Höcke und anderen im Bundesvorstand ist, wird Schulleiter an einer „Schule gegen Rassismus“ mit hohem Migrantenanteil und das auch noch in einem Ort, der „Oberkotzau“ heißt?
Ist schon 1. April oder ist das bitterste Realsatire?

Ignaz Wrobel
7 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Gut erfasst.

xxx
7 Jahre zuvor

Offensichtlich gab es eine geeigneteren Bewerber. So lange er Partei und Beruf trennt, kann man wohl nichts machen. Wenn er Rektor bleiben möchte, muss er jedes ausländerfreundliche Programm unabhängig von seiner persönlichen Meinung darüber durchziehen, weil alles andere gegen ihn verwendet werden wird.

#Verschwörungstheorie: Oberkotzau möchte seine Mittelschule schließen. Dafür kann die Stadt keine Neuanmeldungen mehr brauchen. Um das zu erreichen, setzen sie einen Rektor ein, der das allein schon aufgrund seiner Parteizugehörigkeit schaffen kann.

stillmann
7 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Schöne „Verschwörungstheorie“, die mir gar nicht so unrealistisch vorkommt.

Pälzer
7 Jahre zuvor
Antwortet  stillmann

nur dass ich keine Lokalpolitiker kenne, die ihre Schulen schließen wollen …

xxx
7 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

#Verschwörungstheorie: Das Gebäude muss dringend saniert werden, Hausmeister und Verwaltungs- und Reinigungskräfte sind der Stadt zu teuer geworden.

Pälzer
7 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

schon besser! noch einen Versuch?

dickebank
7 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Verschwörungstheortiker können auch vermuten, dass der Mann die Stelle in Oberkotzau so gut wie sicher habe, weil im Stadtrat genügend Gleichgesinnte säßenund es bei der Ernennung von diesem Gremium keinen Widerspruch gegen die Entscheidung der Schulbehörde geben werde.

Ignaz Wrobel
7 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Wie ist es möglich, dass ein Lehrer, der Mitglied einer erklärt migrationsfeindlich eingestellten Partei ist, der Rektor einer Mittelschule mit einem hohen Ausländeranteil wird. Was will der Mann in dieser Position.
Wahrscheinlich geht es ihm allein um die bessere Besoldung .
Für beide Seiten trägt diese Situation aber auch ein hohes Konfliktpotential.

Wieso hat jemand, der Volkes Stimme nachplappert Rückrad.
Und dann immer diese Opferrolle der AfD-Freunde.
Warum gründen diese nicht den Verein der Verfolgten AfD-Mitglieder.

dickebank
7 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Lt. Bericht war er auch vorher schon Leiter (Rektor) einer Schule gewesen. Wer oder was soll den Schulwechsel verhindern? Liegt beamtenrechtlich etwas vor?

Pälzer
7 Jahre zuvor

Wer kennt denn den Mann und kann wirklich kundige Auskunft über seine Weltsicht, seine Unterrichtspraxis und eventuelle rassistische Tendenzen geben? Ich finde, man sollte Menschen nicht anhand von Vorurteilen in Schubladen sortieren.

g. h.
7 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Richtig! AfD-Rektor ist aber nicht nur Vorurteil, es ist sogar Verurteil.

Pälzer
7 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Es war keine Rhetorik, sondern eine echte Frage: Wer kennt diesen designierten Schulleiter und kann etwas Fundiertes über ihn schreiben?

David
7 Jahre zuvor

Ich würde mir wünschen so einen Lehrer oder Schulleiter an meiner Schule zu haben. Jemanden mit Rückgrat halt.

Knut M.
7 Jahre zuvor
Antwortet  David

Stimmt, das hat er, was man leider von vielen Rektoren nicht behaupten kann.
Das Klima in Lehrerkollegien hängt entscheidend vom Rückgrat der Schulleitung ab.

Bernd
7 Jahre zuvor
Antwortet  Knut M.

Wie kommen Sie darauf, dass der Mann Rückgrat hat? Sieht mir eher nach Opportunismus aus: Die AfD kämpft politisch gegen die Integration von Flüchtlingen und Einwanderern, Herr K. hat als Schulleiter ebendiese Integration voranzubringen – und das auch noch an einer Schule mit hohem Migrantenanteil. Wie geht das zusammen? Gar nicht. Schlussfolgerung: Ihm scheint das Portemonnaie näher zu liegen als die persönliche Haltung.

Übrigens, Pälzer, das ist kein Vorurteil, sondern eine Beurteilung. Der Mann ist ja freiwillig in einer Partei, die den Begriff „völkisch“ wieder in die Politik bringen will.

Pälzer
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Ihr Argument liegt, rein logisch gesehen, auf dem Niveau von „die Russen sind alle gleich.“ Ich würde auch Sarrazin nicht allein dadurch beurteilen wollen, dass er SPD-Mitglied ist. Sie kennen den Mann nicht, stimmt’s? und wissen dennoch genau, dass er ungeeignet ist.

stillmann
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Ich mag solche Kollektiv-Unterstellungen, Verdächtigungen und Beurteilungen auch nicht. Angewendet auf Einzelpersonen wirken sie wie Aufwiegelei durch Sippenhaft und nicht wie ein seriöses Argument.
Aber vielleicht ist es auch Sinn der Sache, dass jeder wissen soll: Sympathisiere bloß nicht mit der AfD, sonst …

Bernd
7 Jahre zuvor
Antwortet  stillmann

Warum sollte jemand in der Af’D sein, der das Parteiprogramm und die vom Parteivorstand öffentlich gemachten Positionen ablehnt? Das ist doch Käse. Man ist doch gerade in einer Partei, weil man deren Anschaung teilt – Russe ist man qua Geburt.

Jetzt kommt wieder die Opfernummer (gähn). Aber die hat mit der Unvereinbarkeit von bestimmten Einstellungen mit bestimmten Berufen nichts zu tun. Ein Vegetarier kann nun mal nicht als Wurstverkäufer arbeiten und ein Atheist nicht als Pfarrer.

Geschichtslehrer
7 Jahre zuvor
Antwortet  stillmann

Die Sippenhaft war eine Repressionsmaßnahme von Nationalsozialisten gegen Regimegegner – so verhaftete die Gestapo am 13. Juli 1933 vier Verwandte Philipp Scheidemanns, nachdem der ehemalige Reichskanzler in der „New York Times“ einen „Schmähartikel“ gegen Deutschland veröffentlicht hatte.

Was hat der Terminus „Sippenhaft“ in diesem Zusammenhang zu suchen?

dickebank
7 Jahre zuvor

Wenn die Berufsverbote des Radikalenerlasses von anno Schnee – wie ja von einigen Parteien gefordert – gerichtlich überprüft werden sollen, dann kann ein Mitglied der AfD ein öffentliches Amt wahrnehmen. Es gibt keinen Radikalenerlass, der das verhindert, der Kandidat ist nicht vorbestraft, fachlich geeignet und die die AfD ist keine verbotene Organisation. Es können ja auch konfessionsgebundene Lehrkräfte Rektoren einer Gemeinschaftsgrundschule werden.

Also Ball flach halten – und abwarten, ob der Ernannte seine dienstliche Tätigkeit von seinen parteipolitischen Aktivitäten und Ansichten trennen kann.

dickebank
7 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

PS lt. Artikel war der Mann ja schon Leiter einer Schule und hat sich auf die Leitung der Schule in Oberkotzau beworben, es handelt sich also mehr oder weniger um eine Versetzung.

sofawolf
7 Jahre zuvor

@ Geschichtslehrer,

die Sippenhaft war in der ganzen früheren Rechtsgeschichte gang und gäbe und sogar offiziell erlaubt (lang ist’s her) und keine „Erfindung“ der Nazis.

Aber vielleicht habe ich da Ihren Einwand falsch verstanden. Ich folge diesem Diskussionstrang eigentlich nicht. Ich sah das in der Übersicht, als ich nach meinen Kommentaren schaute. 🙂

Geschichtslehrer
7 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Mir geht es schon darum, dass sich AfD-Mitglieder gerne als Opfer inszenieren – und dabei erstaunlich gerne auf NS-Vergleiche kommen. Sogar mit Juden im Dritten Reich haben sich AfDler schon verglichen, als die AWO die AfD als unvereinbar mit ihrer Arbeit erklärt hat. In Fall oben ist dann eben sofort von „Sippenhaft“ die Rede.

Sabine
7 Jahre zuvor
Antwortet  Geschichtslehrer

Ob nur Inszenierung als Opfer oder tatsächlich Opfer von Beschimpfung ist für mich nicht ganz klar. Berufs- und Hausverbote finde ich jedenfalls nicht in Ordnung.

Der Vergleich mit den Juden ist allerdings geschmacklos und eine Verniedlichung der NS-Verbrechen. Von Muslimen habe ich ihn auch schon gehört.

Geschichtslehrer
7 Jahre zuvor
Antwortet  Sabine

Berufsverbote? Jeder Arbeitgeber hat das Recht, sich seine Mitarbeiter auch danach auszusuchen, ob ihre Haltung weltanschaulich zu seiner Einrichtung passt – das gilt für die Kirchen, aber natürlich auch für andere Arbeitgeber. Das hat mit einem Berufsverbot doch nichts zu tun. Berufsverbote gab es in der Nazi-Zeit und in der DDR. Und in der Bundesrepublik in Ausnahmefällen (z. B. bei Ärzten, denen die Approbation entzogen wird).

Sabine
7 Jahre zuvor
Antwortet  Geschichtslehrer

Ich bin (wie die AfD) auch gegen den „Gender-Wahnsinn“. Sollte ich da als Lehrerin vorsichtiger sein und das lieber für mich behalten?
Ich habe auch Einwände bei der Inklusion und der Zuwanderungspolitik. Vielleicht sollte ich dazu ebenfalls besser nichts sagen, weil das als behindertenfeindliche und fremdenfeindliche Weltanschauung ausgelegt werden könnte?
Bei den Kirchen leuchtet mir ja ein, dass ein glühender Atheist sich besser einen anderen Arbeitgeber suchen sollte.

dickebank
7 Jahre zuvor
Antwortet  Geschichtslehrer

Sie übersehen den Radikalenerlass. Es geht beim Staat auch nicht um Weltanschauung sondern um die Stellung zur FDGO. Verfolgt ein Beamter verfassungsfeindliche Ziele verstößt er gegen das besondere Treueverhältnis zum Dienstherren.

Die afD ist nicht als verfassungsfeindliche Organisation eingestuft. Insofern können Mitglieder dieser Partei auch nicht wegen ihrer Mitgliedschaft aus dem Staatsdienst entlassen werden.
Herr Globke war auch Mitglied der NSDAP und leitender Beamter im Kanzleramt. Filbinger konnte mit seiner Vergangenheit als Marinerichter sogar MinPrä von baWü werden.

Man kann die braaune Soße für ungenießbar halten, aber diesen Aspekt zum Anlass zu nehmen, sie gänzlich als Nahrungsmittel zu verbieten ist erbärmlich einfältig. Um die Anhänger der AfD zu entlarven bedarf es schon etwas größerer Anstrengungen. Parteienverbote auf der rechtsbasis des GG müssen schon fundierter sein (siehe NPD-Verbotsverfahren).

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Geschichtslehrer

„Jeder Arbeitgeber hat das Recht, sich seine Mitarbeiter auch danach auszusuchen, ob ihre Haltung weltanschaulich zu seiner Einrichtung passt“
Wo haben Sie das denn her? Das ist im Reiche des türkischen Sultans und vielleicht auch anderswo so, entspricht aber nicht dem Grundgesetz. Wollen Sie andeuten, Arbeitgeber dürften Moslems ausschließen, weil sie von denen eine reduzierte Leistung im Ramadan erwarten? Insbesondere hat der Staat nicht das Recht, seine Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst nach ihrer Weltanschauung auszusuchen, das wäre ja eine Katastrophe. Nur die Kirchen haben das (aus meiner Sicht unangemessene) Privileg, dass sie als „Tendenzbetriebe“ gelten. Da müssen dann die Mitarbeiter bei kath. Einrichtungen katholisch sein, dürfen keine Geschiedenen heiraten und nicht allzu laut auf den Papst schimpfen.
Ich meine: Der Staat hat Anspruch auf Loyalität seiner Mitarbeiter im Dienst, hat sich aber nicht ins Privatleben einzumischen, sonst droht Gesinnungsschnüffelei. Alles im Rahmen der bestehenden Gesetze. Natürlich muss ein AfD-Lehrer sich auch privat mäßigen und darf nicht den Eindruck von Volksverhetzung erwecken.

Hofer
5 Jahre zuvor

Kleines Update:

Inzwischen ist der Mann nicht mehr Beisitzer, sondern Kreisvorsitzender sowie Stimmkreis- und Listenkandidat für die bayerische Landtagswahl im Herbst. Die bayerische AfD stellt in ihrem Wahlprogramm die Forderung, dass Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ersatzlos zu streichen 2. (Punkt 6.2.,Seite 48). Rektor ist er immernoch… vielleicht wollt ihr euch ja mal wieder mit dem Fall beschäftigen?

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Hofer

Ja, man sollte sich damit beschäftigen, ob jedes Programm, das „ohne Rassismus“ im Titel hat, auch das hält, was der Titel verspricht. In deren Blättchen
http://www.spiegel.de/media/media-19577.pdf
wird jedenfalls der Eindruck erweckt, als sei der Islam gut und das Christentum schlecht. Außerdem kann man herauslesen: Wer gegen Rassismus ist,
— soll für die Palästinenser und gegen Israel sein (Seite 2),
— soll einen rein muslimischen Kindergarten (in Deutschland) für gut halten (Seite 3),
— soll die Evangelikalen deswegen für schlecht halten, weil sie gegen Homosexualität sind (Seite 11; wie steht denn der Islam zur Homosexualität???),
— soll die Salafisten als „nicht ganz koscher“ verharmlosen (Seite 3),
— soll glauben, im Islam hätten Frauen und Mädchen was zu sagen (Seite 4; das Gegenteil ist der Fall, es bestimmen die bärtigen alten Männer),
— soll glauben, ganze Stadtteile in Berlin seien „Naziviertel“ (Seite 8; dass es Stadtteile unter Herrschaft der kriminellen Araber-Clans gibt, wird verschwiegen).
Mein Fazit: Wirklichen Rassismus wollen wir alle nicht, aber dieses Programm „Schule ohne Rassismus“ ist unter den Einfluss zweifelhafter Leute geraten. Tatsächlich gab es rassistisches Mobbing gegen Juden auch an Teilnehmerschulen.

Hofer
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Kann ich nicht beurteilen – mag so stimmen oder auch nicht. Der Punkt ist aber: Es ist absolut verlogen, einerseits eine Schule zu leiten, die sich diesem Projekt verschrieben hat und andererseits sich für eine Partei zu engagieren, die eben dieses Projekt explizit in ihrem Wahlprogramm bekämpft. Dann soll er eben Farbe bekennen, das Projekt an seiner Schule abschaffen oder aber sich zu dem Projekt bekennen und damit in diesem Punkt nicht mit seiner Partei übereinstimmen. So aber ist es einfach ein unhaltbarer Zustand, der gegen die Integrität nicht nur von ihm, sondern auch der Schule, der Lehrerschaft usw. läuft. Einfach, wie es jemand nannte, heuchlerisch.

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Hofer

Bei dem Wort „Rassismus“ ist es eben leider so, dass jeder was anderes darunter zu verstehen scheint. Die Funktionäre von „Schule ohne Rassismus“ haben nicht das Monopol, diesen Begriff zu definieren. Wie schon gesagt, in der Praxis wurden an solchen Schulen dennoch jüdische Schüler gemobbt. Die AfD wird genauso sagen, sie sei gegen Rassismus. Aber was heißt das genau? „Heuchlerisch“ ist eine andere Kategorie, aber dann müssten wir fragen, wieviele SPD-Genossen als Schulleiter heuchlerisch sind, wenn sie jeden Quatsch aus dem Schulministerium gutheißen.

Stefan
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Die AfD kann doch sagen, was sie will. Alles wird ihr zum Nachteil ausgelegt, auch wenn sie sich gegen Rassismus ausspricht. Dann heißt es eben „Heuchelei“.

Bernd
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Wäre ja auch ein Aberwitz, wenn sich ausgerechnet die AfD – was sie nicht tut – gegen Rassismus ausspräche: Von „Kameltreiber“ über „Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse“ bis hin zu „Halbneger“: Prominente AfD-Vertreter halten mit ihrn Herabwürdigungen von Migranten (oder denen, die die AfD für Migranten hält) ja nun nicht hinterm Berg.

Das wäre ebenso lächerlich wie es der Versuch seinerzeit war, die AfD als Kämpferin gegen den Antisemitismus (den von Muslimen natürlich nur) aufzuspielen: http://www.faz.net/social-media/instagram/exklusive-allensbach-umfrage-antisemitismus-in-deutschland-15648477.html?premium

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Nur gegen den Antisemitismus der Muslime zu sein, ist natürlich genauso einseitig, wie genau den aus falscher Rücksichtnahme zuzulassen, wie es jede andere eher linkere Partei tut. Das allerdings zunehmend weniger, wenn man die aktuelle Presse verfolgt.

Der Rest des Bildungsprogramms von der AfD liest sich aber ganz vernünftig:
– Rückkehr zum Leistungsprinzip (Abitur als Zeichen von Studierfähigkeit, weg von Kompetenzorientierung und Einflussnahme diverser Lobbygruppen)
– Berufliche Bildung stärken (insbesondere Erhalt der Förderschulen)
– Diplom und Magister wieder einführen
– Freiheit von Forschung und Lehre bewahren (weniger Abhängigkeit von Drittmitteln, weniger Quote)
– Erziehung mündiger Bürger statt staatlicher Indoktrination

Quelle: Homepage der AfD

Hofer
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Nochmal: Letztlich geht es überhaupt nicht um den Inhalt oder die Qualität des Projekts. Der Punkt ist: Der Mann ist Schulleiter einer Schule mit „Projekt X“ und Kandidat und Aktiver in einer Partei, die explizit in ihrem aktuellen Wahlprogramm (für Bayern) die Abschaffung von „Projekt X“ fordert. Das passt nicht zusammen. So wie einem Politiker der Grünen ja auch sein Diesel-SUV vorgeworfen würde.

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Hofer: nach Ihrer Logik dürfte dann kein Grüner mehr Hauptschullehrer oder gar -leiter werden, weil die Grünen die Abschaffung der Hauptschule in ihrem Programm haben. Eigentlich gilt dasselbe für Gymnasien, denn die „eine Schule für alle“ schließt auch diese langfristig aus. Da gäbe es viele Konzepte, über deren Abschaffung man streiten könnte. Aber Parteiprogramme können nicht über die Besetzung von Stellen entscheiden. Denn ggfs könnten nur noch Leute in der Regierungspartei solchen Stellen einnehmen, weil die Oppositionsparteien alle irgendeine Kleinigkeit gerne abschaffen wollen.
Aber ich sehe; In der Diskussisonsrunde hier gibt es eine ausgesprochene „Beißhemmung“ gegen „Schule ohne Rassismus“. Alle denken, da müsse doch drin sein was draufsteht. Was hat das eigentlich konkret gebracht außer PR-Aktivitäten und Lippenbekenntnisse ?

Küstenseeschwalbe
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Und von wem stammt das? Klingt nach links.

omg
5 Jahre zuvor

Höcke in Hessen macht es doch vor: Es ist so gut wie unmöglich, solchen Menschen den Beamtendienst zu verweigern. Selbst ein Kultusministerium in Wiesbaden scheint da juristisch zu kapitulieren.
Weltbrandentzünder lässt man in Klassenzimmer – na ja, wird es halt ein neues Präventionsprogramm für geben, gelle.

Stefan
5 Jahre zuvor

@Bernd
Zitat von Jan Fleischhauer aus Spiegel ONLINE:
„Die Frage, was den Rassisten ausmacht, ist weniger akademisch, als sie zunächst scheint. Wer die AfD für rassistisch hält, sagt damit, dass sie keine demokratische Partei ist. Man darf dann zum Beispiel nie mit ihr zusammenarbeiten oder in irgendeine Art von näherem Kontakt treten. Mit Rassisten muss man auch nicht reden. Am besten man ignoriert sie. Oder, wenn das nicht mehr geht, beschimpft man sie. Das vereinfacht den Umgang ganz erheblich, was eine Erklärung dafür sein mag, warum der Rassismusvorwurf derzeit so beliebt ist.“
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ist-die-afd-eine-rassistische-partei-kolumne-von-jan-fleischhauer-a-1111908.html