Die Ferien nahen und tausende Kollegen hängen (wieder einmal) in der Luft

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MAINZ. Die Bedingungen sind bekannt. Drei Monate vor dem Ende einer Beschäftigung muss sich ein Arbeitnehmer bei der Arbeitsagentur melden um keine Einbußen beim Arbeitslosengeld hinnehmen zu müssen. Die Personalplanung für das kommende Schuljahr ist allerdings drei Monate vor Schuljahresende wohl in keinem Bundesland auch nur annähernd abgeschlossen. Damit bleibt alljährlich für tausende befristet eingestellte Lehrer die Ungewissheit, im nächsten Jahr noch einen Job zu haben. So etwa in Rheinlad-Pfalz, auch wenn Schulministerin Hubig auf gute Quoten in der Vergangenheit verweist.

Drei von vier Vertretungslehrern in Rheinland-Pfalz können nach den Schulferien mit einer weiteren Beschäftigung rechnen – so war es nach Angaben des Bildungsministeriums zumindest im vergangenen Jahr der Fall. Wie sich diesmal die Situation für die 2477 Vertretungslehrer genau entwickelt, steht nicht fest, da die Personalplanung für das kommende Schuljahr noch nicht abgeschlossen ist.

Des einen Freud, des andern Leid: Den Schulministerien der Länder bringt die befristete Einstellung von Vertretungslehrern mehr Flexibilität um die Unterrichtsversorgung sicherstellen zu können. Den Kollegen bringt es Unsicherheit. Foto: Daniel Bagel / flickr (CC BY-NC 2.0)
Des einen Freud, des andern Leid: Den Schulministerien der Länder bringt die befristete Einstellung von Vertretungslehrern mehr Flexibilität um die Unterrichtsversorgung sicherstellen zu können. Den Kollegen bringt es Unsicherheit. Foto: Daniel Bagel / flickr (CC BY-NC 2.0)

«In der Rückschau zeigte sich für den vergangenen Schuljahresbeginn, dass in den allermeisten Fällen die Ferien durchbezahlt wurden oder die Lehrkräfte zum Schuljahresbeginn eine Planstelle erhalten haben», betont Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). «Das ist uns wichtig, weil wir die Situation der Vertretungskräfte sehr ernst nehmen und ihre Arbeit hoch schätzen.»

Zum Schuljahreswechsel im Sommer 2016 wurden 2156 von 2780 Vertretungslehrkräften weiterbeschäftigt. In den meisten Fällen wurde der befristete Vertrag verlängert. 565 bisherige Vertretungslehrer erhielten nach Angaben des Bildungsministeriums eine neue Planstelle.

Von den weiterbeschäftigten Lehrern, die zuvor einen Vertretungsvertrag hatten, wurden 95 Prozent auch während der Sommerferien bezahlt. In den übrigen Fällen wurde der weitere Vertretungsbedarf erst kurzfristig zum neuen Schuljahr festgestellt.

Die meisten Lehrer an den Schulen in Rheinland-Pfalz sind Beamte – Anfang Mai dieses Jahres waren es 33 922. Außerdem gab es 3428 unbefristet beschäftigte Lehrer. Befristete Vertretungsverträge sollen die Unterrichtsversorgung auch dann sichern, wenn eine Lehrkraft vorübergehend ausfällt, etwa wegen Schwangerschaft, Elternzeit oder Krankheit.

Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Anke Beilstein, sprach am Donnerstag von einer enormen Belastung Tausender junger Lehrkräfte wegen der Unsicherheit über die eigene Zukunft. «Auch bei einer Weiterbeschäftigung können sie häufig nur mit einem weiteren befristeten Vertrag rechnen.» Die SPD wende sich gegen die Praxis von Kettenarbeitsverträgen in der freien Wirtschaft, nutze diese aber selbst. Die Junge Union kritisierte, «dass mit Beginn der Sommerferien wieder hunderte Lehrer in Rheinland-Pfalz in die Arbeitslosigkeit geschickt werden».

Das Bildungsministerium erklärte, dass die Vertretungslehrer verpflichtet seien, sich spätestens drei Monate vor Ablauf eines befristeten Vertrages arbeitslos zu melden. «Zu diesem Zeitpunkt ist die Personalplanung seitens der Schulbehörde noch in vollem Gange und viele Verlängerungen noch nicht abgeschlossen», hieß es.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) fordert eine zügigere und umfassendere Personalplanung sowie eine höhere Stellenausstattung, um den Schulen die Unsicherheit zu nehmen. Ziel müsse es sein, die Zahl der Lehrkräfte mit befristeten Verträgen zu reduzieren, sagte der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Bold. An den Realschulen plus werde sogar mit Halbjahresverträgen gearbeitet – «für die jungen Leute ist das eine Katastrophe». Die Schulen müssten breiter aufgestellt und mit mehr Stellen versorgt werden. «Dann bekommen die Schulen in guten Zeiten mehr Förderung und in schlechten fällt kein Unterricht aus.» (dpa)

Immer mehr befristete Lehrer sind kurzzeitig arbeitslos – Verbände appellieren: Verträge über die Ferien laufen lassen

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