Grundschulen sind „rappelvoll und am Ende ihrer Aufnahmekapazität“ – das Saarland ruft beim Bund um Hilfe

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SAARBRÜCKEN. Deutlich mehr Grundschüler im neuen Schuljahr bringen manche Schulen an der Saar an ihre Kapazitätsgrenze. Daher fordert der Minister mehr Lehrer – und finanzielle Unterstützung vom Bund.

Wenn das neue Schuljahr am nächsten Mittwoch (16. August) im Saarland beginnt, werden in den Grundschulen deutlich mehr Kinder in den Bänken sitzen. Mit etwa 7990 ABC-Schützen werden rund 500 mehr als im Vorjahr eingeschult, wie Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) am Mittwoch sagte. Damit erhöhe sich die Zahl der Grundschüler um 1,6 Prozent auf 31.490 Kinder.

Insgesamt werden 2017/2018 mit etwa 90 080 Schülern rund 0,4 Prozent mehr Kinder und Jugendliche an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet. Die 5. Klassen an Gemeinschaftsschulen vermelden mit rund 4200 angemeldeten Schülern ein Plus von 1,9 Prozent – bei den Eingangsklassen an Gymnasien sind es mit 3300 etwa 1,3 Prozent mehr.

Was das für die Schulen bedeutet

Die Entwicklung bringt manche Einrichtung an ihre Kapazitätsgrenze: Gerade im Ballungsgebiet Saarbrücken seien die Schulen «am Ende ihrer Aufnahmekapazität und rappelvoll», sagte der Minister. Mit Übergangslösungen werde versucht, der Raumnot Herr zu werden: Durch das Aufstellen von Container-Klassenzimmern oder der Nutzung leerstehender Schulgebäude. In Saarbrücken werde zudem der Neubau einer Grundschule und einer Gemeinschaftsschule angestrebt.

Was sind die Gründe?

Da ist zum einen der Zuzug von Flüchtlingskindern. Gut 7500 Kinder mit Flucht- und Migrationshintergrund werden nach derzeitigem Stand saarlandweit Schulen besuchen. Davon sind die meisten an Grundschulen und an Gemeinschaftsschulen – jeweils fast 2800. Commerçon ging davon aus, dass die Zahlen noch steigen werden: «Ich vermute, dass wir es doch mit erheblichen Familiennachzug zu tun haben werden.» Weitere Gründe für mehr Schulkinder seien eine gestiegene Geburtenrate und eine längere Verweildauer der Kinder an den Schulen.

Was tut die Landesregierung?

Um die Schulen zu entlasten, werden zusätzliche Lehrer eingestellt. An Grundschulen kommen 65 neu dazu, an Gemeinschaftsschulen 80 und an Gymnasien 48. «Wir sind gut vorbereitet und werden die Unterrichtsgarantie auf jeden Fall einhalten», sagte der Minister. Aber: «Wir brauchen mehr Lehrer.» Unterm Strich ist die Gessamtzahl der Lehrer an den allgemeinbildenden Schulen mit rund 6600 nahezu gleich geblieben.

Was der Minister kritisiert

Commerçon (SPD) fordert mehr Unterstützung vom Bund für die Länder. «Es mangelt insbesondere auf der Bundesebene an Verantwortung für unsere Schulen: Deshalb sage ich es ganz deutlich: Wir müssen das Kooperationsverbot überwinden.» Die Länder dürften nicht länger alleine gelassen werden. Nach dem im Grundgesetz festgeschriebenen Kooperationsverbot darf der Bund den Ländern in Bildungsfragen nur in Ausnahmefällen finanziell helfen.

Was es Neues gibt

Ab 2018/2019 – also erst im übernächsten Schuljahr – sollen an ausgewählten Schulen Herkunftssprachen von Zugewanderten als Fächer unterrichtet werden. Denkbar seien Türkisch, Russisch oder Arabisch, sagte der Minister. «Wir wollen Mehrsprachigkeit als Chance sehen.» Der Sprachunterricht solle allen Kindern offenstehen.

Und: Auch ab 2018/2019 sollen Schüler an Gymnasien wieder mehr Auswahl bei ihren Prüfungsfächern fürs Abitur bekommen. Zurzeit müssen noch die drei Kernfächer Mathe, Deutsch und eine Fremdsprache dabei sein. Nach einer neuen Verordnung werden als drittes Kernfach auch Naturwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften, Informatik, Sport und Musik zugelassen. dpa

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