Durchbruch in Brandenburg: Grundschullehrer bekommen A13 (ein Gutteil allerdings erst ab 2020)

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POTSDAM. Die GEW spricht von einem „historischen Schritt“: Die Landesregierung von Brandenburg hat sich mit Gewerkschaften auf ein Paket zur Erhöhung der Attraktivität des öffentlichen Dienstes geeinigt, das insbesondere Lehrkräfte betrifft. Mehr als 3300 Lehrkräfte an den Grundschulen sollen demnach eine Besoldungsstufe höher eingestuft werden. Bei der Polizei und der Justiz soll des Eingangsamt des mittleren Vollzugsdienstes ebenfalls um eine Stufe steigen, wie das Innen- und das Finanzministerium am Mittwoch nach monatelangen Verhandlungen mitteilten. 

"Nie mehr 2. Liga": Die GEW trommelt schon seit langem für die Angleichung der Lehrergehälter, hier eine Demo von 2011. Foto: Mbdortmund / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
„Nie mehr 2. Liga“: Die GEW trommelt schon seit langem für die Angleichung der Lehrergehälter, hier eine Demo von 2011. Foto: Mbdortmund / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Die Gewerkschaft GEW sprach von einem Durchbruch. Die Verbesserungen für den Grundschulbereich seien «ein historischer Schritt» für die Anerkennung der Arbeit der Lehrer im Land, sagte GEW-Chef Günther Fuchs. Für zahlreiche andere Lehrer waren zuvor schon bessere Bedingungen ausgehandelt worden, die seit August gelten. «Die GEW Brandenburg hat mit diesem Verhandlungsergebnis einen wichtigen und unverzichtbaren Schritt hin zu Gleichstellung der Lehrerinnen und Lehrer im Land Brandenburg durchgesetzt», erklärte Fuchs.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte: «Das ist eine sehr gute Nachricht. Damit wird der öffentliche Dienst noch attraktiver.» Es sei ein gutes Paket geschnürt worden. «Das ist gerade in Zeiten des Fachkräftebedarfs und der Konkurrenz um guten Nachwuchs wichtig.» Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) sagte: «Wichtig ist, dass das geschnürte Paket die Bedingungen für die Beschäftigten spürbar verbessern wird.»

Nach Angaben des Finanzministeriums wird das Paket nach bisherigen Berechnungen rund 40 Millionen Euro pro Jahr kosten – wobei die Summe auch noch höher liegen könnte. Finanzminister Christian Görke (Linke) sagte: «Diese zusätzlichen Millionenausgaben sind gerechtfertigt vor dem Hintergrund, dass Brandenburg auch in Zukunft einen leistungsfähigen und serviceorientierten öffentlichen Dienst benötigt, um die positive Entwicklung des Landes fortzusetzen.»

„A 13 für alle!“ GEW-Aktionen laufen jetzt bundesweit heiß – und Eltern marschieren mit (in Bayern jedenfalls)

Konkret sieht das Paket vor, dass rund 3.300 Lehrkräfte an den Grundschulen ab dem 1. Januar nach A13 eingestuft werden. Sonst nach A11 bezahlte neue Lehrer mit einer Befähigung nach dem früheren DDR-Recht sollen in zwei Schritten bis 2020 auf A13 angehoben werden. Insgesamt gibt es in Brandenburg 7.350 Grundschullehrer. «Brandenburg wird damit neben Berlin zum Vorreiter bei der Einstufung der Grundschullehrerinnen und -lehrer», hieß es in einer Mitteilung.

Bei der Polizei soll das Eingangsamt im mittleren Vollzugsdienst von A7 auf A8 steigen, gleichermaßen soll dies im Justizbereich gelten. Zudem wird zum 1. Januar 2019 eine Übernahme von Krankheitskosten (freie Heilfürsorge) für alle Polizeivollzugsbeamten angeboten. Die Beschäftigten bei der Bereitschaftspolizei sollen eine Zulage von monatlich 60 Euro bekommen. Im Bereich des Landesbetriebes Forst soll es eine Altersteilzeitregelung geben, die ab 2018 für bis zu 350 Waldarbeiter gilt.

In den Gesprächen der Ministerien mit Gewerkschaften wie etwa der GEW, der Gewerkschaft der Polizei oder der Deutschen Polizeigewerkschaft verständigten sich beide Seiten zudem, dass mit dem Doppelhaushalt 2019/2020 die Zahl der befristeten Arbeitsverträge in der Landesverwaltung um ein Drittel reduziert wird.

Die Landesverwaltung – einschließlich der Universitäten – zählt im Land Brandenburg rund 54 000 Voll- und Teilzeit-Beschäftigte. Hinzu kommen noch Mitarbeiter in passiver Altersteilzeit oder Auszubildende. Für alle Beschäftigten des Landes wurde zudem ein Gesundheitsmanagement vereinbart, für das jährlich rund drei Millionen Euro ab 2019 bereitgestellt werden. Das letzte Wort über alle Ausgaben hat der Landtag. Von Rochus Görgen, dpa

 

Hintergrund: Die Erklärung der GEW

„In schwierigen Verhandlungen hat die GEW Brandenburg die Gleichstellung der Lehrkräfte in Brandenburg durchgesetzt“, so heißt es in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft.

Landesvorsitzender Günther Fuchs erklärte: „Um 2.00 Uhr heute Nacht wurde unter anderem ein Stufenplan zur Hebung von weiteren über 4000 Lehrkräften vereinbart. Die Hebungen der Lehrkräfte, insbesondere im Grundschulbereich, sind ein historischer Schritt zur Anerkennung und Wertschätzung der engagierten und erfolgreichen Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer im Land Brandenburg.“ Die GEW habe mit diesem Verhandlungsergebnis einen „wichtigen und unverzichtbaren Schritt hin zu Gleichstellung der Lehrerinnen und Lehrer im Land Brandenburg“ durchgesetzt.

Fuchs: „Für uns war und ist es wichtig und unverzichtbar, dass neben den neuen Lehrämtern auch die Lehrkräfte mit den Abschlüssen der DDR gleichbehandelt werden. Die jetzt getroffenen Regelungen sind für die neuen Bundesländer beispielgebend.“  Gleichzeitig seien weitreichende Regelungen zur Qualifizierung für Lehrkräfte mit Seiteneinstieg und entsprechende Unterstützungssysteme vereinbart worden.“

Laut GEW wurden unter anderem folgende Hebungen vereinbart:

  1. Alle Lehrkräfte mit den Lehrämtern für die Primarstufe sowie Lehrkräfte mit einer Befähigung nach Recht der ehemaligen DDR, die in den Besoldungsgruppen A 12 / A 12 kW eingruppiert sind, werden zum 1. Januar 2019 in die Besoldungsgruppen A 13 / A 13 kW gehoben.
  2. Alle Lehrkräfte mit einer Lehrbefähigung nach dem Recht der ehemaligen DDR, die in der Besoldungsgruppe A 11 kW eingruppiert sind, werden zum 1. Januar 2019 in die Besoldungsgruppe A 12 kW gehoben. Ab 1. August 2020 werden diese Lehrkräfte in einer weiteren Stufe in die Besoldungsgruppe A 13 kW befördert.
  3. Angestellte Lehrkräfte werden in die entsprechenden Entgeltgruppen entsprechend TV Entgeltordnung angehoben.
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OMG
6 Jahre zuvor

Dann doch mal eine gute Nachricht

sofawolf
6 Jahre zuvor

Ich gönne es den Grundschullehrern und ich finde gut, dass die Lehrer mit DDR-Lehrerausbildung dabei sind !!!

ZITAT: „Damit wird der öffentliche Dienst noch attraktiver.» Es sei ein gutes Paket geschnürt worden. «Das ist gerade in Zeiten des Fachkräftebedarfs und der Konkurrenz um guten Nachwuchs wichtig.“

Ich würde nur gerne wissen, was zu diesem „Entlastungspaket“ von 40 Millionen noch gehört.

Ich sage voraus, dass es den Lehrermangel NICHT behebt und die Attraktivität des Lehrerberufs NICHT erhöht, wenn es einfach nur mehr Geld gibt.

Davon wird keines unserer Probleme gelöst!

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Machen die Polizisten, denen ich wirklich jeden Cent mehr gönne, jetzt eigentlich GERNE mehr endlose Überstunden mit schlechter Ausrüstung, weil das Gehalb dafür besser ist?

Müller
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Das Gehalt besser ? Ich lache. Viele ältere Kollegen gehen mit A 8 in den Ruhestand. Es ist beschämend.

Lehrerin
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Ganz meine Meinung! Wir bleiben die Eier legende Wollmilchsau und Geld alleine bringt uns keinen Nachwuchs.

Müller
6 Jahre zuvor

Zum Lehrergehalt: Historischer Durchbruch…,ach ja .Es soll Lehrer geben,die schon über 35 Jahre im Schuldienst in ihren ausgebildeten Fächern arbeiten und nach A 10, bzw. E 10 entlohnt werden. Diese Lehrer hat man wohl wieder vergessen. Vielleicht sollten diese Kollegen einfach aufhören, sich ausbeuten zu lassen. Bis 2006 hat es keine Gehaltsprobleme gegeben.

Pensionist
6 Jahre zuvor

Tja, das Gesetz von Angebot und Nachfrage!

Stefanie hilbert
6 Jahre zuvor

Brandenburg wird neben berlin zum vorreiter? Lächerlich. In Berlin passiert nichts und grundschullehrer werden mit e11 eingestuft und es wird zur Zeit auch niemand höher gestuft. Eine Vorlage gibt es seit Sommer 2016. Dabei ist es dann wohl auch geblieben. Brandenburg kann sich sicher über viele lehrer freuen, die den Berliner schuldienst verlassen. Armes berlin

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  Stefanie hilbert

Naja, alle wissen, dass ich eh eine andere Position dazu haben, was die Attraktivität des Lehrerberufs wirklich erhöht uns allen im Schulalltag wirklich weiterhilft … Für 500 Euro mehr monatlich kann ich vielleicht nächstes Jahr auch in Südafrika Urlaub machen, allerdings verringert es nicht meinen alltäglichen Stress im Job. Aber wenn es denn nun so entschieden ist, dann ist es halt so.

In Berlin sollen aber zuletzt nur 18% der neueingestellten Lehrer wirklich ausgebildetete Grundschullehrer gewesen sein, die dann in den Genuss von A 13 kommen. Da fängt doch die Mogelpackung an.

Berliner Lehrer werden nicht wegen mehr Geld nach Brandenburg gehen, denn in Berlin bekommen sie gleich Erfahrungsstufe 5 bei Einstellung. In Brandenburg nicht.