FREIBURG. Der schreckliche Fall eines neunjährigen Jungen der jahrelang von seiner Mutter im Internet zu sexuellen Missbrauch vermittelt worden war hat Aufsehen erregt. Der Missbrauchsbeauftragte des Landes Baden-Württemberg sieht darin aber nur die Spitze des Eisbergs. Gerade Schulen könnten mehr für die frühzeitige Bekämpfung von Kindesmissbrauch tun.
Der Missbrauchbeauftragte Johannes-Wilhelm Rörig nimmt Schulen in die Pflicht, Kindesmissbrauch frühestmöglich zu erkennen und so zu verhindern. «Die Schule ist der einzige Ort, wo wir wirklich alle Kinder erreichen können», sagte der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Der Beauftragte reagierte damit auf einen kürzlich aufgedeckten Missbrauchsfall bei Freiburg, bei dem eine Frau Ermittlungen zufolge ihren neunjährigen Sohn mehr als zwei Jahre lang für Vergewaltigungen verkauft hat.
«Dass Kinder im Netz angeboten werden, passiert weltweit tausendfach. Das ist nur die sichtbare Spitze des Eisbergs», sagte Rörig. Kindesmissbrauch werde es leider immer geben, aber es könne viel mehr dagegen getan werden. Am wichtigsten sei daher die frühe Bekämpfung.
Rörig fordert mehr Investitionen in die Präventionsarbeit an Schulen. Schulen sollten Kindern Gesprächsmöglichkeiten anbieten und besser darüber aufklären, was sexueller Missbrauch eigentlich sei. Viele Kinder könnten selbst nicht richtig einordnen, was normal sei und was nicht, sagte der Beauftragte. Versuche in den USA zeigten, dass die Zahl der Missbrauchsfälle mit entsprechenden vorbeugenden und rechtlichen Maßnahmen um bis zu 60 Prozent verringert werden könne. (dpa)