Jeder Fünfte fühlt sich fehl am Platz

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BERLIN. Ob Schule, Unternehmen oder Verwaltung: 22 Prozent aller Erwerbstätigen fühlen sich an ihrem Arbeitsplatz nicht wohl. Das hat eine aktuelle Forsa-Umfrage im Rahmen der Studie „Kompetenz- und Talentmanagement“  der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW) unter rund 1000 Berufstätigen ergeben.

Von Nina Braun

Die Unzufriedenheit hat unterschiedliche Gründe. Jeweils 11 Prozent der Befragten fühlen sich überfordert oder unterfordert. Mehr als die Hälfte der Unterforderten (53 Prozent) gibt an, zu wenig anspruchsvolle Aufgaben zu bekommen. Über mangelnde Verantwortung klagen 48 Prozent dieser Gruppe, 37 Prozent empfinden ihren Beruf als zu wenig abwechslungsreich. Die Überforderten leiden vor allem unter ihrem hohen Arbeitspensum (73 Prozent). Jeder dritte dieser Gruppe meint, zu viel Verantwortung zu tragen (35 Prozent) oder sehnt sich nach mehr Routine (30 Prozent). 18 Prozent der Unzufriedenen geben an, dass sie sich einen anderen Arbeitgeber suchen wollen.

Jeder Fünfte fühlt sich im Job entweder unter- oder überfordert (Foto: practicalowl/flickr)
Jeder Fünfte fühlt sich im Job entweder unter- oder überfordert (Foto: practicalowl/flickr)

Wenn Anforderungen und Kompetenzen nicht zusammenpassen, ist das ebenso schlecht für das Unternehmen oder die Institution wie für den Einzelnen. „Langeweile im Job führt dazu, dass sich Mitarbeiter immer weniger zutrauen und schließlich tatsächlich Kompetenzen verlieren. Dies wird schnell zur Abwärtsspirale“, warnt Professorin Ada Pellert, Präsidentin der DUW. Wer über längere Zeit an Überforderung oder Unterforderung leidet, laufe auf Dauer in die Gefahr eines Burnouts oder Boreouts.

Nach der Umfrage hat sich jeder dritte Unzufriedene mit seiner Situation abgefunden. Fast die Hälfte will jedoch an sich selbst (22 Prozent) oder an der Situation im Job (22 Prozent) etwas ändern – etwa durch Weiterbildung oder ein Gespräch mit den Vorgesetzten. Dazu rät auch die Expertin: „Weiterbildung kann Überforderten helfen, sich selbst besser zu strukturieren und in ungewohnten Situationen handlungsfähig zu bleiben“, erklärt Pellert. „Unterforderte sollten sich aktiv um neue Herausforderungen bemühen.“ Für alle Unzufriedenen hat Pellert sieben Tipps parat:

  • Bestandsaufnahme machen, was wollte ich ursprünglich, welche Erwartungen haben sich erfüllt, welche nicht?
  • Über den Tellerrand blicken und neue Aufgaben im Umfeld suchen
  • Freunde um Rat fragen und deren Blick von außen auf Fähigkeiten und Interessen nutzen
  • Gespräch mit Vorgesetzten suchen, Vorbehalte offen darlegen, Rückmeldungen einfordern
  • Eigene Ideen einbringen, Veränderungen selbst anstoßen
  • Weiterbilden, sich Qualifizieren, um besser für schwierige oder neue Aufgaben gerüstet zu sein
  • Wenn alles nichts hilft: Neu starten.

Aber nicht nur der Erwerbstätige kann etwas gegen eine unbefriedigende Situation tun. Mit steigender Selbstständigkeit der Schulen und den damit zusammenhängenden steigenden Entscheidungskompetenzen der Schulleiter wird Personalentwicklung auch in vielen Schulen immer mehr zum Thema. Und einige Personalentwicklungsinstrumente, die in Unternehmen verwendet werden, sind ohne weiteres auf Schulen übertragbar.

Laut der Studie der DUW legen große Unternehmen immer häufiger so genannte „Kompetenzprofile“ an, in denen detailliert festgelegt wird, welche Fähigkeiten für bestimmte Aufgaben gefordert sind. Die Fachleute raten außerdem zu regelmäßigen Mitarbeiter-Gesprächen, zu Patenschaften, zu Tandems und zu Feedbackrunden. Alles Instrumente, die ebenso in Schulen angewandt werden können.

Hilfe bei der Personalentwicklung können Schulen außerdem etwa beim Beratungsprogramm „Denkanstöße“ des Psychologieprofessors Uwe Schaarschmidt bekommen, das der Wissenschaftler aufbauend auf seiner breit angelegten „Potsdamer Lehrerstudie“ entwickelt hat. Es soll Lehrer dabei unterstützen, ihren schulischen Alltag besser zu gestalten.

 

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