Bündnis gegen Ausfall von Religionsunterricht in Bayern

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MÜNCHEN. Der Religionsunterricht an Berufsschulen in Bayern fällt nach Angaben des Religionspädagogischen Zentrums (RPZ) häufig aus. Der Grund: Die Schulen hätten zu wenig Geld und würden deshalb als erstes an Fächern wie Religion oder Ethik sparen, kritisierte der wissenschaftliche Referent des RPZ, Ferdinand Hergert, in München. Dabei sei das Nachdenken über religiöse und ethische Fragen für Berufsanfänger sehr wichtig.

Am 7. Mai wollen deshalb Vertreter der Kirchen, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, des Handwerks und der Wirtschaft eine Erklärung unterschreiben, darunter der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx und der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Die Unterzeichner der Erklärung wollen vor allem mehr Geld vom Freistaat.

Nach Angaben des RPZ fallen an den Berufsschulen im Freistaat seit Jahren mehr als zehn Prozent der Religionsstunden aus, an anderen Schularten sei es nur etwa ein halbes Prozent. An manchen Berufsschulen finde sogar generell kein Religionsunterricht statt, an einigen nur stark gekürzt. «Damit besteht die Gefahr, dass der Bildungsauftrag der Berufsschulen, der ja auch ein allgemeinbildender ist, nicht hinreichend erfüllt werden kann», sagte Hergert. Dabei sei diese Form der Bildung sowohl in der bayerischen Verfassung als auch im Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR) festgeschrieben.

«Für die Berufstätigkeit gehören Fragen nach Ehrlichkeit und anderen Werten in den Mittelpunkt. Es geht nicht nur darum, dass jemand weiß, wie er seine Schräubchen drehen soll», sagte Hergert. Den Jugendlichen müssten deshalb auch Werte vermittelt werden, etwa für den Umgang mit anderen Menschen. «Dafür bildet der Religionsunterricht ganz zentral aus, indem er die Frage nach Sinn und Zweck und Wert von Arbeit überhaupt stellt.»

Neben den Kirchen wollen sich auch der Präsident des Bayerischen Handwerkstages, Heinrich Traublinger, Randolf Rodenstock von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft und der bayerische DGB-Chef Matthias Jena der Forderung nach besserer finanzieller Ausstattung der berufsbildenden Schulen anschließen.

Nach Angaben Hergerts besuchen fast 70 Prozent der Jugendlichen in rund 250 Ausbildungsberufen in Bayern eine Berufsschule. Dennoch hätten die Schüler keine starke Lobby. «Wenn so etwas im Gymnasium passiert, treten potente Elternverbände auf», verglich der Referent. dpa

(30.4.2012)

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