Thüringen: Schulschwänzer kommen häufiger in den Arrest

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ERFURT. Notorische Schulschwänzer landen häufiger hinter Gittern. Der Arrest als letzte Sanktion bei permanenter Unterrichtsverweigerung wird aber auch von Jugendrichtern skeptisch gesehen.

Notorisches Schulschwänzen wird in Thüringen zunehmend mit Arrest bestraft. «Die Behörden verfolgen diese Ordnungswidrigkeit jetzt offensiver», sagte der Leiter der Jugendarrestanstalt in Weimar, Karl-Heinrich Götz. Vor einigen Jahren sei der Arrest für Drückeberger noch die Ausnahme gewesen. Kamen 2009 noch 120 Schulschwänzer in den Arrest, waren es seinen Angaben zufolge 2011 schon 221. Ein Massenphänomen ist Schulschwänzen in Thüringen allerdings bei weitem nicht.

«Den Großteil der Jugendlichen sehen wir leider häufiger bei uns», sagte Götz. Die Sanktionen regelt das Thüringer Schulgesetz. Demnach kann das unentschuldigte Fehlen vom Unterricht mit einer Geldbuße von bis zu 1500 Euro geahndet werden. Wird die Strafe nicht bezahlt und werden dafür auch keine Arbeitsstunden abgeleistet, droht als letztes Mittel der Arrest von maximal einer Woche. Viele notorische Schulschwänzer hätten gleich mehrere Bußgeldbescheide, sagte Götz, der zugleich Jugendrichter am Amtsgericht ist.

«Der Arrest als Abschreckung verfehlt häufig seine Wirkung», sagte er. «Wenn junge Leute fünf-, sechsmal wegen Schulschwänzens im Arrest sitzen, dann kommen wir zu spät.» Die meisten Schulverweigerer stammten aus schwierigen familiären Verhältnissen. Deshalb müssten sie bereits in frühen Jahren an die Hand genommen werden. «Viele kommen morgens einfach nicht aus dem Bett.»

Notwendig sei eine stärkere präventive Arbeit an den Schulen. «Es müsste mehr Schulsozialarbeiter geben, die sich um das Problem kümmern», forderte Götz. Das setze jedoch eine entsprechende finanzielle Ausstattung der Kommunen voraus.

Von den mehr als 176 700 Schülern an den allgemeinbildenden Schulen in Thüringen blieben nach Angaben des Bildungsministeriums im ersten Schulhalbjahr 2011/12 knapp 3000 unentschuldigt dem Unterricht fern. Das waren 1,68 Prozent. Rund zwei Drittel davon fehlten bis zu fünf Tage unentschuldigt. 327 Jungen und Mädchen schwänzten 21 Tage und mehr den Unterricht. Vor allem an den Regel- und Förderschulen wird häufig geschwänzt. Besonders gravierend stellt sich das Problem an den Berufsschulen dar, wo 8,54 Prozent der Schüler Fehltage hatten. Anett Gehler, dpa

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