Sachsen-Anhalt verhängte 2012 mindestens 337 mal Jugendarrest für Schulschwänzen – Sinn fraglich

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MAGDEBURG. Arreststrafe für Schulverweigerer – das gibt es in Sachsen-Anhalt immer noch. Ob es etwas bringt, wird nicht erfasst.

  Sachsen-Anhalts Schüler machen immer häufiger blau. Nach einer Statistik des Kultusministeriums wurden vergangenes Jahr 4432 Schulpflichtverletzungen registriert, im Jahr 2010 waren es noch 3712. Dies geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hervor.

«Das Ergebnis ist erschreckend. Obgleich wir in Sachsen-Anhalt acht Programme zur präventiven Bekämpfung von Schulverweigerung haben, nehmen sowohl die Zahl der angezeigten als auch die verfügten Strafen gegen Schulpflichtverletzungen dramatisch zu», erklärte Grünen-Fraktionschefin Claudia Dalbert kürzlich.

Der Statistik zufolge wurde vergangenes Jahr in mindestens 337 Fällen Jugendarrest verhängt, mehr als 2000 Mal sollte gemeinnützige Arbeit geleistet werden. Dabei ist die Statistik allerdings nicht komplett, weil zu einigen Landkreisen keine Angaben vorlagen.

Daten über eine Rückfallquote wurden nicht erhoben. Dies wurde von den Grünen scharf kritisiert. «Damit wird deutlich, dass die Landesregierung massiv – bis hin zum Jugendarrest – in das Leben junger Menschen eingreift, ohne zu wissen, ob sie damit pädagogisch etwas bewirkt», argumentierte Dalbert.

Über den Sinn des Jugendarrests war bereits im vergangenen Jahr heftig gestritten worden. Politiker mehrerer Parteien hatten sich gegen die Zwangsmaßnahme gewandt, darunter Justizministerin Angela Kolb. «Ich bin der Meinung, dass Schulschwänzer nicht in den Jugendarrest gehören», hatte sie erklärt. Die Linksfraktion hatte Anfang 2012 darauf hingewiesen, dass in den vergangenen Jahren in Sachsen-Anhalt Hunderte Schulschwänzer im Jugendarrest gelandet sind und damit die Debatte ausgelöst. dpa

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