Schwesig löst Debatte um 32-Stunden-Woche für Eltern aus

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BERLIN. Zwischen den Koalitionspartnern SPD und CSU gibt es möglicherweise bald wieder Streit. Um Familien zu entlasten, schlägt Familienministerin Schwesig (SPD) eine verkürzte Regelarbeitszeit für Eltern kleiner Kinder vor. Die CSU widerspricht und auch von Wirtschaftsverbänden kommt heftige Kritik und der Hinweis auf bestehende Teilzeitmodelle.

Wirtschaftsverbände haben den Vorstoß von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) zu einer kürzeren Regelarbeitszeit für Eltern kleiner Kinder scharf zurückgewiesen. Auch die CSU winkte ab. Sympathie äußerten hingegen die Grünen.

Kleinkind mit Vater
Berufstätige Eltern sollten nach Meinung von Bundesfamilienministerin Schwesig mehr Zeit für ihre Kinder haben. Die Wirtschaft protestiert heftig. Foto: Annamartha / pixelio.de

Schwesig hatte dem Berliner «Tagesspiegel» gesagt: «Meine Vision ist die Familienarbeitszeit.» Vollzeit sollte für Eltern mit kleinen Kindern nicht 40 Stunden bedeuten, sondern zum Beispiel 32 Stunden. Eltern dürften in dieser Familienphase keine Nachteile erleiden, wenn sie im Beruf zurücksteckten. Vielmehr müssten Arbeitgeber auf die Bedürfnisse junger Familien flexibel reagieren. Schwesig hatte hinzugefügt: «Das wird ein Schwerpunkt meiner Familienpolitik sein: Ich will damit aufräumen, dass Eltern immer wieder das Gefühl vermittelt bekommen, sie müssten sich zwischen Kind und Job entscheiden. Beides muss möglich sein.»

Von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) kam harsche Kritik: «Wir brauchen keine starren staatlichen Vorgaben zur Arbeitszeit. Die betriebliche Realität ist längst von flexiblen Arbeitszeiten geprägt», sagte ein Sprecher der «Bild»-Zeitung (Freitag). Wenn Eltern ihre Arbeitszeit reduzieren wollten, könnten sie das schon heute tun. Die Politik sei vielmehr gefordert, den Ausbau der Kinderbetreuung weiter voranzubringen und mehr Ganztagsangebote zu schaffen.

Widerspruch kam auch vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke erklärte in der «Bild»-Zeitung: «Eine pauschale Reduzierung der Wochenarbeitszeit von Eltern auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich – die Politik will offenbar Familienpolitik auf Kosten der Unternehmen betreiben». Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall verwies auf den Teilzeitanspruch in der Branche. «In der Metall- und Elektro-Industrie gilt für die Mehrheit der Mitarbeiter die 35-Stunden-Woche sowie für alle der grundsätzliche Anspruch auf Teilzeitarbeit», sagte Hauptgeschäftsführer Oliver Zander dem Blatt.

Auch die CSU hält von einer neuen Regelung nichts. «Vollzeit muss Vollzeit bleiben.» Eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Eltern auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich sei illusorisch und von den Betrieben nicht zu finanzieren, warnte der Vorsitzende der CSU-Mittelstands-Union, Hans Michelbach. Er plädierte auch dafür, die Ausgestaltung familienfreundlicher Arbeitsbedingungen den Betrieben und Mitarbeitern zu überlassen. Das Modell der SPD-Ministerin würde die Arbeitskosten massiv in die Höhe treiben und stelle die internationale Wettbewerbsfähigkeit erheblich infrage.

Die Grünen hingegen begrüßten den Vorstoß. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte: «Die Idee ist im Kern ’ne gute.» Aber gemessen an den Aussagen im Koalitionsvertrag von Union und SPD sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass es eine Vision bleibe. (dpa)

Zum Bericht: Studie: Schwesig löst Debatte um 32-Stunden-Woche für Eltern aus

BERLIN. Zwischen den Koalitionspartnern SPD und CSU gibt es möglicherweise bald wieder Streit. Um Familien zu entlasten, schlägt Familienministerin Schwesig (SPD) eine verkürzte Regelarbeitszeit für Eltern kleiner Kinder vor. Die CSU widerspricht und auch von Wirtschaftsverbänden kommt heftige Kritik und der Hinweis auf bestehende Teilzeitmodelle.

Wirtschaftsverbände haben den Vorstoß von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) zu einer kürzeren Regelarbeitszeit für Eltern kleiner Kinder scharf zurückgewiesen. Auch die CSU winkte ab. Sympathie äußerten hingegen die Grünen.

Schwesig hatte dem Berliner «Tagesspiegel» gesagt: «Meine Vision ist die Familienarbeitszeit.» Vollzeit sollte für Eltern mit kleinen Kindern nicht 40 Stunden bedeuten, sondern zum Beispiel 32 Stunden. Eltern dürften in dieser Familienphase keine Nachteile erleiden, wenn sie im Beruf zurücksteckten. Vielmehr müssten Arbeitgeber auf die Bedürfnisse junger Familien flexibel reagieren. Schwesig hatte hinzugefügt: «Das wird ein Schwerpunkt meiner Familienpolitik sein: Ich will damit aufräumen, dass Eltern immer wieder das Gefühl vermittelt bekommen, sie müssten sich zwischen Kind und Job entscheiden. Beides muss möglich sein.»

Von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) kam harsche Kritik: «Wir brauchen keine starren staatlichen Vorgaben zur Arbeitszeit. Die betriebliche Realität ist längst von flexiblen Arbeitszeiten geprägt», sagte ein Sprecher der «Bild»-Zeitung (Freitag). Wenn Eltern ihre Arbeitszeit reduzieren wollten, könnten sie das schon heute tun. Die Politik sei vielmehr gefordert, den Ausbau der Kinderbetreuung weiter voranzubringen und mehr Ganztagsangebote zu schaffen.

Widerspruch kam auch vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke erklärte in der «Bild»-Zeitung: «Eine pauschale Reduzierung der Wochenarbeitszeit von Eltern auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich – die Politik will offenbar Familienpolitik auf Kosten der Unternehmen betreiben». Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall verwies auf den Teilzeitanspruch in der Branche. «In der Metall- und Elektro-Industrie gilt für die Mehrheit der Mitarbeiter die 35-Stunden-Woche sowie für alle der grundsätzliche Anspruch auf Teilzeitarbeit», sagte Hauptgeschäftsführer Oliver Zander dem Blatt.

Auch die CSU hält von einer neuen Regelung nichts. «Vollzeit muss Vollzeit bleiben.» Eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Eltern auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich sei illusorisch und von den Betrieben nicht zu finanzieren, warnte der Vorsitzende der CSU-Mittelstands-Union, Hans Michelbach. Er plädierte auch dafür, die Ausgestaltung familienfreundlicher Arbeitsbedingungen den Betrieben und Mitarbeitern zu überlassen. Das Modell der SPD-Ministerin würde die Arbeitskosten massiv in die Höhe treiben und stelle die internationale Wettbewerbsfähigkeit erheblich infrage.

Die Grünen hingegen begrüßten den Vorstoß. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte: «Die Idee ist im Kern ’ne gute.» Aber gemessen an den Aussagen im Koalitionsvertrag von Union und SPD sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass es eine Vision bleibe. (dpa)

Zum Bericht: Studie: Familienpolitik ist schuld an niedriger Geburtenrate

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