Inklusionsversuch auf Rügen bald auch an den weiterführenden Schulen

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ROSTOCK. Vor vier Jahren startete der inklusive Unterricht auf Rügen als Modellprojekt an Grundschulen. Die jetzigen Viertklässler wechseln im Sommer auf die weiterführenden Schulen. Pünktlich dazu wird das Projekt nun ausgeweitet – „weitgehend zum Nulltarif“ befindet die Opposition und prognostiziert das Scheitern.

Der vor vier Jahren auf Rügen gestartete gemeinsame Unterricht von Kindern mit und ohne Förderbedarf soll auf die weiterführenden Schulen ausgedehnt werden. Im kommenden Schuljahr werden Lehrer der Klassen fünf und sechs auf Rügen zum Thema Inklusion fortgebildet, wie das Bildungsministerium in Schwerin anlässlich eines «Praxistages Inklusion» am Samstag in Rostock mitteilte.

Das Inklusionsmodell an Rügens Grundschulen soll nun auch auf die weiterführenden Schulen ausgeweitet werden (Kap Arkona). Foto: Botaurus stellaris / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Das Inklusionsmodell an Rügens Grundschulen soll nun auch auf die weiterführenden Schulen ausgeweitet werden (Kap Arkona). Foto: Botaurus stellaris / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Auf Rügen startete im Jahr 2010 ein Modell, bei dem Grundschulkinder mit Förderbedarf beim Lernen sowie in den Bereichen Sprache und emotionale Entwicklung in herkömmliche Schulklassen integriert werden. Nach Aussagen von Wissenschaftlern der Universität Rostock, die das Projekt begleitet haben, verläuft es erfolgreich. Insbesondere bei Kindern mit dem Förderschwerpunkt Lernen zeigten sich deutliche Erfolge. Die Kinder, die 2010 eingeschult wurden, sind jetzt in Klasse vier.

Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) bezeichnete die Inklusion als die größte Herausforderung für die Schulen im Land. «Fragen zur Umsetzung der Inklusion beschäftigen viele Lehrerinnen und Lehrer», sagte er. Für den Inklusionstag am Samstag hatten sich rund 300 Lehrer angemeldet.

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Brodkorb zufolge bildet das Land seine Lehrer schrittweise für die Inklusion fort. Bisher nehmen den Angaben zufolge 225 Grundschullehrer an einer zweijährigen Fortbildung teil. Im kommenden Schuljahr sollen 80 Lehrer der Sekundarstufe I (Klasse fünf bis zehn) auf Rügen Inklusionsfortbildungen besuchen. Das Bildungsministerium finanziere die Veranstaltungen mit 104 000 Euro, hieß es.

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Ulrike Berger, warf Brodkorb allerdings vor, die Inklusion in der weiterführenden Schule auf Rügen «weitgehend zum Nulltarif» umzusetzen. Das Ministerium sehe deutlich geringere Förderstunden und damit weniger Zusatzpersonal vor als in der Grundschule. «Damit entfernt es sich auch von den Empfehlungen seiner Expertenkommission für ein inklusives Bildungssystem», sagte Berger. Ein solches Sparmodell könne nicht gelingen. Auch eine wissenschaftliche Begleitung wie für den Bereich der Grundschule sei nicht vorgesehen. «Hier verschenkt das Land die Chance auf wichtige Erkenntnisse für die landesweite Umsetzung der Inklusion.» (dpa)

zum Bericht: „Eine Grundschule für alle“ auf Rügen – Erwartungen bislang nicht erfüllt

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