BERLIN. Im neuen Schuljahr müssen viele Berliner Schulen ohne stellvertretende Schulleiter auskommen. Fast jede sechste Konrektoren-Stelle ist unbesetzt, wie aus einer Antwort der Bildungsverwaltung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion hervorgeht.
100 der insgesamt 666 Posten an Grund-, Sonder- und Sekundarschulen sowie Gymnasien und beruflichen Schulen waren demnach zum Stichtag 7. August noch frei. Im Jahr 2015 kommen voraussichtlich weitere 25 Stellen dazu. Für Konrektoren-Stellen gibt es oft nicht genügend Bewerbungen, das liegt unter anderem auch daran, dass sich die zusätzliche Arbeitsbelastung aus Sicht vieler Lehrer finanziell nicht lohnt. Änderungen bei Zulagen oder Arbeitszeit plant der rot-schwarze Berliner Senat derzeit nach eigener Aussage trotzdem nicht.
Ein weiteres Personalproblem sieht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Berlin in Bezug auf die Neueinstellungen. „Die Bemühungen der Senatsbildungsverwaltung, möglichst viele ausgebildete Lehrkräfte für die Berliner Schulen zu gewinnen, waren zu diesem Schuljahr zum Teil noch erfolgreich. Das Bild des Flickenteppichs bleibt aber, denn nicht überall wurde punktgenau nach Bedarf der Fächer, der Aufgabe oder Schulstufe eingestellt. Stichworte hierfür sind Grundschule, Integration, Brennpunkte und MINT Fächer“, so Sigrid Baumgardt, Vorsitzende der GEW Berlin. Ob das Modell der Quereinsteiger tragfähig sei, um den Bedarf in bestimmten Mangelbereichen qualitativ gut zu decken, müsse sich erst noch erweisen. Viele der Quereinsteiger stünden vor großen Herausforderungen an Schulen in schwierigen Umfeldern, in denen besonders viel pädagogisches Knowhow gefragt sei. „Eine offene Baustelle, die weiterverfolgt werden muss. Um die Qualität in den kommenden Jahren zu halten, braucht es ein vielseitiges und schlüssiges Personalgewinnungskonzept für voll ausgebildete Lehrkräfte.“
Neben der Personalproblematik bereitet der Investitionsstau an den Berliner Schulen in Höhe von einer Milliarde Euro der GEW Sorgen. „Noch bevor die Schule für die Kinder und Jugendlichen losgeht, wird uns wieder von erheblichen baulichen Mängeln berichtet. Auf einigen Schulhöfen hat sich Ungeziefer eingenistet, Sanitäranlagen sind kaum zu benutzen und Heizungen marode. Diese Probleme werden sich zu Beginn der kalten Jahreszeit deutlich bemerkbar machen“, sagt Baumgardt. Der Senat müsse endlich begreifen, dass er den Bezirken, die die Schulträger der allgemeinbildenden Schulen sind, endlich ausreichend Geld für die Sanierung zur Verfügung stellen müsse. Es gehe nicht nur darum, Platz für die steigenden Schülerzahlen durch Schulergänzungsbauten zu schaffen, sondern auch darum, dass die alten Schulgebäude für die Schüler vernünftige Lern- und Lebensbedingungen bieten müssten. „Der Raum ist der dritte Pädagoge und der Schulbetrieb läuft in den meisten Schulen für alle von 8 bis 16 Uhr.“ Mit dpa