Zu viele teure Sonderschüler: Förderbedarf wird erstmals einheitlich ermittelt

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SCHWERIN. Bildungspolitiker hatten lange keine Erklärung für den überdurchschnittlich hohen Anteil an Förderschülern in Mecklenburg- Vorpommern. Nun sollen neue Standards helfen, die Zahl zu senken – und somit Geld zu sparen.

Mit dem neuen Schuljahr wird der sonderpädagogische Förderbedarf von Schülern in Mecklenburg- Vorpommern erstmals nach einheitlichen Standards ermittelt. Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) stellte in Schwerin das Handbuch mit den neuen Richtlinien für die Schulen vor. Im Land war jahrelang bei durchschnittlich 11 Prozent der Schüler statt bundesweit 6,9 Prozent ein sonderpädagogischer Förderbedarf diagnostiziert worden. Grund sei das uneinheitliche Herangehen der Gutachter gewesen, sagte Brodkorb. Die Antragszahlen schwankten regional erheblich, sagte Professor Bodo Hartke von der Universität Rostock, der die Richtlinien mit erarbeitete.

Es sei schlimm, ein Kind auf eine Förderschule zu schicken, wenn es sie eigentlich nicht brauche, meinte der Minister. Was er nicht sagte: Es ist auch teuer. Beim Förderbedarf geht es unter anderem um Lese- und Rechtschreibschwächen, Schwächen im mathematischen Bereich sowie im Verhalten. Die jetzt verbindlichen Tests führen die landesweit 33 Diagnostiker in den vier Staatlichen Schulämtern auf Antrag der Eltern oder der Schulen durch. Zudem arbeiten im Land 21 Schulpsychologen.

Die meisten Diagnosen für einen Förderbedarf werden nach Angaben von Margret Saß vom Diagnostischen Dienst beim Schulamt Schwerin in der Grundschule gestellt, ein Teil schon vor der Einschulung. In den höheren Klassen seien Gutachten seltener. Die Schulen bekommen die Mittel für die Förderung nicht mehr nach der Zahl der diagnostizierten Einzelfälle, sondern zum Schuljahresbeginn als Budget für fünf bis acht Prozent der Schüler. Das entspricht den Erfahrungen zufolge dem Bedarf. Der Vorteil ist es Brodkorb zufolge, dass die Schulen nicht mehr auf die Zuweisung der Mittel warten müssen. Der Nachteil: Es gibt insgesamt weniger Geld. News4teachers / mit Material der dpa

Zum Bericht: „Eklatante Mängel“: Kollegium schreibt Brandbrief zur Inklusion ans Kultusministerium

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xxx
9 Jahre zuvor

ich bin fassungslos. erst inklusion als notwendig durchdrücken, dann schauen wie. dann wundern: ooh teuer. dann standards senken und somit inklusionsbedarf reduzieren …