100 Tage Ernst: GEW zieht eigenes Fazit zur Leistung der Bildungsministerin

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KIEL. Mit einem Schulterzucken quittierte Matthias Heidn, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein die 100-Tage-Bilanz von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD): „100 Tage sind für eine Bildungsministerin keine lange Zeit. Insofern haben wir keine allzu hohen Erwartungen an die 100-Tage-Bilanz der neuen Bildungsministerin. Trotzdem hätten wir uns von ihr klarere Worte gewünscht: zum Beispiel zu den Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte, aber auch zum Einsatz der im Inklusionskonzept vorgesehenen Schulassistentinnen und -assistenten. Was sollen sie tun? Welche konkrete Qualifikation sollen sie mitbringen?“

Politprofi folgt auf Seiteneinsteigerin Wende: Britta Ernst (SPD). Foto: SPD Schleswig-Holstein / flickr (CC BY 2.0)
Lob und Kritik von der GEW für Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Foto: SPD Schleswig-Holstein / flickr (CC BY 2.0)

„Auf dem falschen Dampfer“ sieht der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Bildungsministerin mit ihrer Absicht, den Schul-TÜV wieder einzuführen. Der Schul-TÜV sei seinerzeit nach nur kurzer Lebensdauer zu Recht wieder einkassiert worden. Aufwand und Nutzen hätten in keinem vernünftigen Verhältnis gestanden. Wolle die Bildungsministerin diese Idee nun wirklich wiederbeleben, müsse sie an den Schulen starke Überzeugungsarbeit leisten. Warum sollten sich Schulen dem Prozess einer Evaluation unterziehen, wenn anschließend keine Mittel bereit stünden, um Defizite, zum Beispiel durch Fortbildung, abzubauen?

Zustimmung kommt von der GEW für die Absicht, freien Zugang zu Bildung und die Durchlässigkeit im Bildungssystem als eine der wichtigsten Aufgaben der Bildungspolitik zu betrachten. „Hier liegen wir mit der Bildungsministerin auf einer Linie. Allerdings würden wir uns für die Schulen eine personelle Ausstattung wünschen, die es ihnen auch ermöglicht, diese Aufgaben zu erfüllen“, sagte Matthias Heidn. Trotz weniger Stellenstreichungen als von der Vorgängerregierung geplant, liege hier noch vieles im Argen.

Positiv sei der Plan von Ministerin Ernst, 125 zusätzliche Stellen für den Unterricht von Flüchtlingskindern und 50 Sonderpädagogen-Stellen bereitzustellen. Auf der Habenseite der neuen Bildungsministerin verbuchte die Gewerkschaft nach eigenen Angaben auch die Idee, im kommenden Jahr den Vertretungsfonds um 4,45 Millionen Euro auf rund 16,5 Millionen Euro aufzustocken. In der beruflichen Bildung könnten die von der Bildungsministerin favorisierten Jugendberufsagenturen ein sinnvoller Schritt sein, damit junge Leute besser auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen.

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