Tolles Angebot: Neuer Medienkompass macht Lehrer fit fürs Internet – gratis zum Herunterladen

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SCHWERIN. Sehr mäßig – so schnitten die deutschen Schüler unlängst bei der ICIL-Studie ab, die international Computer-Kompetenzen verglich. Seitdem liegt die Forderung auf dem Tisch: Lehrer sollen ihren Schülern Medienkompetenz vermitteln. Doch wie? Lehrer, das wurde bei einer Umfrage des VBE deutlich, wünschen sich dazu Fortbildungen. Die Landesmedienanstalt Mecklenburg-Vorpommern kommt dem Wunsch nach übersichtlichen Informationen, wie digitale Medien im Unterricht sinnvoll eingesetzt werden können, mit einem Medienkompass in Form eines Ringordners nach – gratis für jeden Lehrer herunterladbar.

Titelbild des Medienkompass`. Quelle: Landesmedienanstalt Mecklenburg-Vorpommern
Titelbild des Medienkompass`. Quelle: Landesmedienanstalt Mecklenburg-Vorpommern

Mit einem 200 Seiten umfassenden Medienkompass will die Landesmedienanstalt Lehrern in Mecklenburg-Vorpommern den Weg in die digitale Gegenwart weisen und so die Nutzung moderner Kommunikationsmittel im Unterricht fördern. «Es gibt Gymnasien, die ihren Schülern den E-Mail-Kontakt zum Lehrer verweigern. Das zeigt, das längst nicht alle in der digitalen Welt angekommen sind», sagte der Direktor der Landesmedienanstalt, Uwe Hornauer, am Dienstag in Schwerin bei der Vorstellung der Unterlagen. Der auf Wunsch der Lehrerschaft hergestellte Ringordner enthält Anleitungen, wie Pädagogen Computer, Tablets und Smartphones im täglichen Unterricht einsetzen können.

«Wir bringen Lehrer in Kontakt mit der Lebenswelt ihrer Schüler. Denn die haben ihr Medium stets am Mann und nutzen es längst auch zum Wissenserwerb», erklärte Mitautor Professor Roland Rosenstock von der Universität Greifswald. Mit dem Medienkompass würden nun erstmals konkrete Materialien für eine gezielte Medienbildung vorliegen, die schon im Bereich der Grundschule ansetze. «Kinder gehen heute ganz selbstverständlich mit neuen Medien um, kennen sich aus in sozialen Netzwerken. Für viele Lehrer ist das schwieriger. Sie gehören einer anderen Generation an», sagte Rosenstock. Anleitungen und Unterrichtsmaterialien seien deshalb in der althergebrachten Druckform hergestellt worden, aber auch digital im Internet abrufbar. «Der Freizeit-Monitor hat ergeben, dass jeder neunte Deutsche nicht im Internet ist. Ich glaube, manche Lehrer in Mecklenburg-Vorpommern gehören dazu», sagte Rosenstock.

Er rief die Landesregierung auf, der Entwicklung der Medienkompetenz bei Schülern mehr Aufmerksamkeit zu widmen und die technische Ausstattung der Schulen zu verbessern. «Wir bereiten die Kinder nicht nur auf Mecklenburg-Vorpommern vor. Sie werden sich europaweit bewegen und deshalb fit sein müssen in den sozialen Netzwerken», mahnte der Wissenschaftler. Eine «digitale Spaltung» mit einem Ausschluss von Schülern aus weniger betuchten Familien dürfe nicht zugelassen werden.

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Anders als Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD), der ein eigenständiges Fach «Informatik und Medienkunde» anstrebt, plädiert Rosenstock für den fächerübergreifenden Einsatz der neuen Medien. «Die digitale Welt ist keine Erfindung der Jugendlichen, sondern Produkt wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen. Schule hat die Aufgabe, die Kinder auf dem Weg in die digitale Welt zu begleiten», betonte Rosenstock. Dazu gehöre auch, über den eigenen Umgang mit den neuen Medien kritisch nachzudenken.

Nach Einschätzung Hornauers hinkt Mecklenburg-Vorpommern bei der Vermittlung von Medienkompetenz und der Ausstattung der Schulen deutlich hinterher. «Das wird einem dann besonders vor Augen geführt, wenn Schüler nach einem Austauschjahr aus Ländern wie Estland zurückkommen», sagte er. Seinen Angaben zufolge erschien der Medienkompass in einer Auflage von zunächst 2000 Stück. Alle 750 Schulen würde beliefert. Die Kosten bezifferte er mit etwa 80 000 Euro.

Deutsche Achtklässler, so hatte die ICIl-Studie ergeben, liegen im internationalen Vergleich bei den computer- und informationsbezogenen Kompetenzen nur im Mittelfeld – vergleichbar mit Russland und damit deutlich von der Spitze entfernt. Die Bundesrepublik belegt unter den 21 Bildungssystemen, die in die Studie ICILS (International Computer- and Information Literacy Study) einbezogen waren, lediglich Platz 11. Rund 30 Prozent der Jugendlichen in Deutschland erreichen nur die unteren beiden Kompetenzstufen. „Diese Schülergruppe wird es voraussichtlich schwer haben, erfolgreich am privaten, beruflichen sowie gesellschaftlichen Leben des 21. Jahrhunderts teilzuhaben“, so heißt es in dem Bericht. Der Anteil der leistungsstarken Schüler ist hingegen nicht groß. Nur 1,5 Prozent der Jugendlichen in Deutschland erreichen hingegen die höchste Kompetenzstufe V. news4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zum Medienkompass.

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1 Kommentar
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GriasDi
8 Jahre zuvor

Zitat: Denn die haben ihr Medium stets am Mann und nutzen es längst auch zum Wissenserwerb.
Wenn es denn so wäre. Facebook, Daddeln, Youtube – mehr ist nicht drin.
Ein sehr schönes Video zum diesem Thema gibt es von Prof. Dr. Jörn Loviscach von der FH Bielefeld auf Youtube.
Der Titel: Lehren ist unmöglich, versuchen wirs trotzdem.
Hier der Link zum Video:
https://www.youtube.com/watch?v=2X0kBs-u1cY