HANNOVER. Das niedersächsische Kultusministerium will 2016 85,5 Millionen Euro zusätzlich zur Integration von Flüchtlingen ausgeben. Vieles davon für Lehrerstellen. Unter den rund 1.400 Bewerbern für befristete stellen finden sich auch 350 Pensionäre. Ministerin Frauke Heiligenstadt freut das besonders. Landesweit hatte sie im Oktober 17.000 pensionierte Lehrer angeschrieben.
Seit Mitte März sind etwa 17 100 Schüler ohne oder nur mit geringen Deutschkenntnissen neu an niedersächsische Schulen gekommen. Die meisten von ihnen seien wahrscheinlich Flüchtlingskinder, sagte Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) am Mittwochabend in Hannover. Zwischen Mitte September und Mitte November erhöhte sich die Zahl der Neuankömmlinge in den Schulen um etwa 1750. Der vergleichsweise geringe Anstieg sei vermutlich darauf zurückzuführen, dass viele Familien noch in Erstaufnahmeeinrichtungen oder Notunterkünften leben, in denen noch keine Schulpflicht besteht, sagte die SPD-Politikerin.
Für kommendes Jahr rechnet Heiligenstadt mit etwa 20 000 weiteren Flüchtlingskindern. Genaue Vorhersagen ließen sich aber nicht treffen. Ihr Ministerium will für die Integration der jungen Schutzsuchenden im Haushaltsjahr 2016 rund 85,5 Millionen Euro mehr zur Verfügung stellen. Zum Februar 2016 wurden insgesamt 1600 Vollzeitlehrerstellen ausgeschrieben, davon 400 zusätzliche für die Sprachförderung. Für etwa 800 Stellen gibt es Heiligenstadt zufolge bereits geeignete Bewerber.
Darüber hinaus werden zeitlich befristete Verträge angeboten. Für diese hätten sich bereits 1400 Interessierte beworben, sagte Heiligenstadt. Unter ihnen seien Referendare, Seiteneinsteiger und auch 350 pensionierte Lehrkräfte. «Das freut uns ganz besonders», betonte die Ministerin. Allerdings hätten die Schulen erst etwa ein dutzend solcher Zeitverträge abgeschlossen. Den Pensionären signalisierte das Ministeriums, dass sie möglicherweise erst später gebraucht werden. «Viele von ihnen unterrichten aber auch schon ehrenamtlich Deutsch in Notunterkünften», sagte Heiligenstadt.
Die Mittel für die Sprachförderung im Kindergartenbereich sollen im kommenden Jahr von 6 auf 12 Millionen Euro erhöht werden. Außerdem will das Land im kommenden Jahr 267 zusätzliche Sozialpädagogen einstellen, die unter anderem traumatisierte Jungen und Mädchen beraten und an Therapeuten weitervermitteln können.
«Insgesamt 900 Stellen zusätzlich für Sprachförderung und Sozialarbeit – das ist gut», sagte der Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Eberhard Brandt, am Donnerstag zu den Plänen des Kultusministeriums. «Hoffentlich gibt es auch geeignete Bewerber dafür auf dem Arbeitsmarkt.»
Den Erwerb der deutschen Sprache soll zukünftig auch eine App fürs Smartphone und Tablet unterstützen. Das Projekt «Digital Deutsch lernen» startet laut Ministerium zunächst an den sechs Standorten Hannover, Braunschweig, Osnabrück, Oldenburg, Lüneburg und Verden. Insgesamt will das Ministerium dafür 200 Tablets zur Verfügung stellen. Darüber hinaus gibt es Überlegungen, Kinder in Erstaufnahmeeinrichtungen und Notunterkünften per Videokonferenzen zu unterrichten. Dies wird bereits auf den ostfriesischen Inseln praktiziert. (dpa)
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