Schulpsychologe: Eltern machen den Leistungsdruck, nicht die Noten

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MÜNCHEN. Die Leistungsgesellschaft hat die Schule, die sie verdient und mit ihr den Leistungsdruck, der sich beispielsweise beim Übergang auf die weiterführende Schule manifestiert. Ein Verzicht auf Noten als Selektionskriterium würde daran nicht viel ändern. Der Münchener Schulpsychologe Sebastian Pichelmeier eröffnet die Debatte um ein von der SPD-Landtagsfraktion beauftragtes Gutachten zum Schulübergang, das eigentlich erst am Dienstag vorgestellt wird.

Gute Noten gehören zu den wichtigsten Aufnahmebedingungen  beim Wechsel auf die weiterführenden Schulen in Bayern. Dass diese Phase der Schulzeit zu höherem Leistungsdruck führt, hält der Münchner Schulpsychologe Sebastian Pichlmeier für normal. «Die Schule ist ein Teil unserer Leistungsgesellschaft und sie ist auch so aufgebaut», sagte Pichlmeier. «Der Druck ist dadurch immer da und das lässt sich nicht verhindern.»

Der Verzicht auf Noten würde am Leistungsdruck beim Schulübergang nicht viel ändern, meint Psychologe Sebastian Pichlmeier Dirk Vorderstraße / flickr (CC BY 2.0)
Der Verzicht auf Noten würde am Leistungsdruck beim Schulübergang nicht viel ändern, meint Psychologe Sebastian Pichlmeier Dirk Vorderstraße / flickr (CC BY 2.0)

Doch ist der durch Noten reglementierte Übergang auf eine weiterführende Schule durch das Grundgesetz und die Bayerische Verfassung gedeckt? Dazu hat die SPD-Landtagsfraktion in Zusammenarbeit mit dem Institut für Bildungsforschung und Bildungsrecht an der Ruhr Universität Bochum ein Rechtsgutachten erstellen lassen. Die Ergebnisse sollen am Dienstag (11.00 Uhr) im Landtag vorgestellt werden.

Aus Sicht des Schulpsychologen sind es vor allem die Eltern, die den Leistungsdruck bei ihren Kindern auslösen. Bei der Schulentscheidung sei es aber vor allem wichtig, dass die Kinder weder über- noch unterfordert werden. «In beiden Fällen entsteht sonst das Gefühl, dass sich Einsatz nicht lohnt», sagte der Psychologe.

Ein Ersatz für Noten, also eine andere Form der Bewertung, hätte nach Ansicht des Psychologen Pichlmeier die gleichen Folgen. «In den unteren Klassen hat man versucht, die Leistung mit Smilies zu bewerten. Also haben die Kinder ihre Smilies miteinander verglichen», sagt Pichlmeier. (dpa)

zum Bericht: Umfrage: Die allermeisten Bürger halten Schulnoten und Sitzenbleiben für sinnvoll – Meidinger sieht sich bestätigt

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2 Kommentare
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xxx
7 Jahre zuvor

ich dachte immer, dass leistung nicht nehr zählen solle, niemand zurückgelassen werden soll und alle das Abitur schaffen sollen? haben die sogenannten bildungsexperten etwa unrecht? ist der Lehrer etwa doch nicht immer schuld?

GriasDi
7 Jahre zuvor

Diese Meldung schlägt kaum Wellen – wundert mich das? Wehe es wären die Noten, dann aber.