Unterricht für Flüchtlingskinder: Kultusminister Lorz verspricht mehr Lehrer

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WIESBADEN. Flüchtlingsbeschulung, Ganztagsunterricht und Inklusion: Der Landtag diskutierte über Hessens Bildungspolitik. Während Kultusminister Alexander Lorz (CDU) auf Erfolge verwies, warf ihm die Opposition vor, in weiten Teilen der Schulpolitik zu versagen.

Generaldebatte im Landtag: Hessens Kultusminister Alexander Lorz. Foto: Hesssisches Kultusministeriums
Generaldebatte im Landtag: Hessens Kultusminister Alexander Lorz. Foto: Hesssisches Kultusministeriums

Die Aufnahme der Flüchtlingskinder in Hessens Schulsystem ist laut Kultusminister Alexander Lorz (CDU) die größte Herausforderung im vergangenen Schuljahr gewesen. Um die mehr als 25.000 jungen Flüchtlinge und Zuwanderer zu unterrichten, wurden von der Landesregierung zu Beginn dieses Schuljahres 2170 Stellen zur Verfügung gestellt. Für das kommende Jahr seien weitere 1100 Lehrerstellen vorgesehen, um die Sprachförderung fortzuführen, sagte Lorz am Dienstag im Landtag in einer Regierungserklärung.

Als besonderen Schwerpunkt in Hessens Bildungspolitik bezeichnete der Minister den Ausbau der Ganztagsschule. Dafür stelle die Landesregierung im Schuljahr 2016/2017 insgesamt mehr als 2200 Stellen zur Verfügung. Am freiwilligen «Pakt für den Nachmittag» hätten sich mittlerweile 122 Grundschulen beteiligt. Lorz kündigte an, dass die Zahl der teilnehmenden Schulen in den nächsten Jahren weiter steigen werde.

Auch im Bereich der Inklusion kündigte Lorz zusätzliche Lehrer an. In den nächsten beiden Schuljahren sollen weitere 250 Stellen dafür sorgen, dass kein Elternwunsch auf inklusive Beschulung abgelehnt werden muss. Bereits im Schuljahr 2015/2016 seien etwa 2000 Lehrerstellen für die Inklusion geschaffen worden, erklärte Lorz.

Der SPD-Abgeordnete Christoph Degen kritisierte die Regierungerklärung: «Bei der Organisation der Flüchtlingsbeschulung versagt die Landesregierung auf ganzer Linie.» Wie könne es sein, dass Hunderte Flüchtlingskinder in den Erstaufnahmeeinrichtung nicht beschult werden, fragte Degen und fügte an: «Da werden Chancen vertan.».

«Sie kratzen alles zusammen, was Sie irgendwie finden können, nur um die Stellen zu besetzen», warf Degen dem Kultusminister vor. Dies sei das Ergebnis, weil jahrelang versäumt worden sei, ausreichend Lehrer auszubilden. «In ihrer nackten Not lässt die Landesregierung unsere Kinder inzwischen flächendeckend von Studentinnen oder gleich von Fachfremden unterrichten», sagte er.

«Hessen ist fast überall das Schlusslicht», konstatierte Degen und attestierte der Landesregierung bildungspolitisches Versagen. Er forderte: «Wir brauchen mehr echte Ganztagsschulen.»

Dem hielt Mathias Wagner, bildungspolitischer Sprecher der Grünen, entgegen: «Seit Beginn der Legislaturperiode haben wir der Bildungspolitik eine neue Richtung gegeben.» Es seien insgesamt mehr als 2300 neue Lehrerstellen geschaffen worden. Bereiche wie der Ganztagsunterricht, Deutschförderung und die Lehrerzuweisung nach Sozialindex seien in einem Umfang ausgebaut worden, den es bislang in Hessen nicht gegeben habe, so Wagner für den Koalitionspartner der CDU weiter.

Die bildungspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, Barbara Cardenas, warf Lorz Ahnungslosigkeit vor und bezeichnet den «Pakt für den Nachmittag» als «Mogelpackung». Cardenas erklärte, dass sich die Klagen von Eltern häuften, deren Kinder in Grundschulen am Nachmittagsunterricht teilnehmen. Cardenas monierte, dass für die Eltern aufgrund der gestiegenen Kosten faktisch ein Schulgeld eingeführt werde.

Der FDP-Abgeordnete Wolfgang Greilich bezeichnete Lorz Regierungserklärung als «uninspiriert und ambitionslos». Er monierte die «Gängelung» von Mitarbeitern in den Schulämtern. Größter Fehler der Landesregierung sei gewesen, Gymnasien durch die Kürzung von Stellen zu benachteiligen. dpa

Zum Bericht: Beispiellos: 53 Lehrer haben beim hessischen Kultusministerium eine Überlastungsanzeige eingereicht – die meisten Brandbriefe kommen aus Grundschulen

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