Wie Lorz die Flüchtlingskinder in den Regelunterricht integrieren will

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WIESBADEN. Rund 26000 Flüchtlings- und Zuwandererkinder besuchen derzeit hessische Schulen, die meisten in Vorbereitungsklassen. Tausende von ihnen sollen in den kommenden Monaten in den Regelunterricht wechseln. Dazu stellte Kultusminister Alexander Lorz jetzt eine Integrationsplan vor, der die Schulen als „Instrumentenkasten“ unterstützen soll.

Mehr Lehrer, zusätzliche Klassen und ein neuer Integrationsindex: Mit einem umfassenden Plan will Kultusminister Alexander Lorz (CDU) zugewanderte Kinder und Jugendliche an hessischen Schulen gezielt fördern. Seit Beginn der großen Flüchtlingsbewegung im Sommer 2015 seien rund 20 000 junge Menschen ohne ausreichende Deutschkenntnisse an den Schulen aufgenommen worden, erklärte der Minister. «So viele wie nie zuvor in der Geschichte des Landes.»

Deutschkenntnisse sind der Schlüssel zur Integration, findet Hessens Kultusminister Alexander Lorz.Foto: Martin Rulsch / Wikimedia Commons (CC-BY-SA 4.0)
Deutschkenntnisse sind der Schlüssel zur Integration, findet Hessens Kultusminister Alexander Lorz. Foto: Martin Rulsch / Wikimedia Commons (CC-BY-SA 4.0)

Der Integrationsplan soll als «Instrumentenkasten» den Schulen helfen, die Herausforderung zu meistern. Er sieht unter anderem vor, dass zum Halbjahr zusätzliche Regelklassen gebildet werden dürfen, damit die Lerngruppen nicht zu groß werden. Dafür sind dann auch Extra-Lehrerstunden vorgesehen. Üblicherweise ändere sich die Zahl der Klassen nur zum Beginn eines Schuljahres, erklärte Lorz.

Ziel sei es, dass alle Kinder in Regelklassen gehen, sobald sie ausreichend Deutsch können, betonte der Minister. Für das Jahr 2017 will Hessen zusätzlich 1100 Lehrerstellen schaffen, um Flüchtlinge und andere Zuwanderer an den Schulen gezielt unterstützen zu können. Davon werden etwa 200 Stellen nach einem neuen Integrationsindex verteilt, von dem Schulen mit viel Eingliederungsbedarf besonders profitieren.

Lorz geht davon aus, dass zum nächsten Halbjahr 4500 Kinder und Jugendliche aus den Deutsch-Intensivklassen in Regelklassen wechseln können. Im Oktober 2016 besuchten laut Ministerium rund 26 200 Flüchtlinge und andere Zuwanderer hessische Schulen. Ein großer Teil davon bekam vorrangig intensiven Sprachunterricht. Deutschkenntnisse seien der Schlüssel zur Integration, sagte Lorz.

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen, erklärte: «Der Plan ist ein notwendiger, aber überfälliger Schritt.» Die Landesregierung reagiere viel zu spät und unzureichend. Degen bezweifelte, dass das Land genügend qualifizierte Lehrer für die zusätzlichen Stellen findet.

Der Leiter der Wilhelm-Heinrich-von-Riehl-Schule in Wiesbaden, Thomas Schwarze, sagte, bei rund 80 Nationalitäten an seiner Schule seien gute Deutschkenntnisse für die Integration am wichtigsten. «Jede Stunde, die wir mehr haben, ist eine gute Stunde für unsere Kinder», betonte er. Viele der jungen Zuwanderer lernten «unheimlich schnell» Deutsch. (dpa)

• zum Bericht: Unterricht für Flüchtlingskinder: Kultusminister Lorz verspricht mehr Lehrer

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