STUTTGART. Der Philologenverband Baden-Württemberg hat sich in der Diskussion über den Fremdsprachen-Unterricht in der Grundschule zu Wort gemeldet – und Konsequenzen aus vorliegenden praktischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen gefordert. So reiche es nicht, wie von Kultusministerin und KMK-Präsidentin Susanne Eisenmann (CDU) ins Gespräch gebracht wurde, Englisch oder (das in einigen Schulen in Grenznähe unterrichtete) Französisch in den Klassen 1 und 2 einfach zu streichen, um die gewonnene Zeit fürs Lesen, Schreiben und Rechnen zu nutzen. Ein Start ab Klasse 3 müsse dann auch mit mehr als den bislang zwei Wochenstunden Fremdsprachen-Unterricht erfolgen – „später, dann aber richtig“.

2003 hat Baden-Württemberg als erstes Bundesland für alle Erstklässler verpflichtend den Fremdsprachenunterricht eingeführt. In einem an der Universität Tübingen 2007 vorgelegten Schlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung der Pilotphase heißt es: „Durch die wissenschaftliche Begleitung wurde das Fremdsprachenkonzept von Baden-Württemberg bestätigt.“ Dies sahen Betroffene, wie der Philologenverband allerdings jetzt berichtet, schon bald anders. So habe der Landeselternbeirat bereits 2009 das Kultusministerium aufgefordert, „den Nutzen des Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule zu evaluieren“.
In einem Papier des Verbands heißt es: „Gymnasiale Fremdsprachenlehrerinnen und Fremdsprachenlehrer stellten und stellen ernüchtert fest, dass vor Einführung der Grundschulfremdsprache Fünftklässler am Ende von Klasse 5 nicht weniger weit waren als nach deren Einführung, der Nutzen von zwei Wochenstunden Fremdsprachenunterricht je Grundschulklasse also äußerst minimal ist und sie nicht etwa auf ein verbindliches Fundament aufbauen können, sondern quasi von vorne anfangen müssen“ .
Als der Philologenverband Baden-Württemberg 2009 forderte, „erst in Klasse 3, aber dann richtig“ zu beginnen, habe das Kultusministerium diese Kritik als „völlig überzogen und ungerechtfertigt“ zurück gewiesen – um nun, acht Jahre später, zumindest den ersten Teil dieser Forderung umsetzen zu wollen. Tatsächlich sei die , „anfängliche wissenschaftlich fundierte Euphorie relativ einhelligen, aber eben anderslautenden Erkenntnissen“ gewichen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse
So heißt es in der Erklärung: „Studien von Sprachdidaktikern aus Eichstätt, Leipzig, Gießen, Dortmund und Zürich weisen alle in dieselbe Richtung. Die Studie der Dortmunder Forscher belegt, dass Kinder, die ab der ersten Klasse Englisch lernen, sieben Jahre später sogar schlechter sind als diejenigen, die erst in der 3. Klasse damit angefangen haben. Die Züricher Forscherin Simone Pfenninger meint sogar, dass das frühe Fremdsprachenlernen die Muttersprache beeinträchtige und plädiert dafür, nicht vor der 5. Klasse zu beginnen, dann aber intensiv mit 6 bis 8 Wochenstunden. Für die Dortmunder Forscher wäre ein Beginn ab Klasse 3 oder Klasse 5 mit dann mehr Wochenstunden eine Lösung.“
Nun werde vom Kultusministerium vorgerechnet, dass man bei einem Beginn ab der 3. Klasse 630 Stellen einsparen könnte, die man „als Poolstunden zur weiteren Stärkung von Lesen, Schreiben und Rechnen in der Grundschule belassen“ wolle. Die Philologen erklären hingegen: „Die neueste Befundlage sagt aber nicht nur ‚später‘, sondern sagt ‚später und mehr‘, was selbstverständlich bedeuten würde, dass bei einem Beginn in Klasse drei mehr als nur die jetzigen je zwei Wochenstunden vorgesehen werden müssen („später, aber dann richtig“).“ Auch müssten Fremdsprachenstunden an das Gymnasium zurückgegeben werden, dem bei der Einführung von G8 gerade in diesem Bereich massiv Stunden genommen worden seien – „und man weiß, dass dort ein außerordentlich effizienter Fremdsprachenunterricht erteilt wird“.
„Ich fordere das Kultusministerium auf, diesen Fakten Rechnung zu tragen sowie über die Stundenverteilung hinaus darzulegen, was an der bisherigen wissenschaftlichen Fundierung offensichtlich falsch war und wie eine aktualisierte fachdidaktische Konzeption aussieht“, erklärt der Vorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg, Bernd Saur, und betont: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass weitreichende Entscheidungen, die auch enorme finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen, gefällt werden, ohne dass fundierte Erkenntnisse zugrunde liegen und eine klare, evidenzbasierte und nachvollziehbare Konzeption vorgelegt wird.“ bibo / Agentur für Bildungsjournalismus
Dem kann man nur zustimmen, da es keinen Sinn macht Schülern eine neue Schriftsprache beizubringen bevor sie die eigene Ausgangsschriftsprache sicher beherrschen.
Die Grapheme zu den Lautierungen unterscheiden sich zwischen den verschiedenen Sprachen deutlichund verwirren die Schüler zu sehr. Das wird sogar bei guten Rechtschreibern augenfällig.
Ich unterstütze das ebenfalls.
Meinetwegen reicht auch Klasse 5. Die Kinder lernen heutzutage eh Englisch außerhalb der Schule, wo ja alles auf Englisch daherkommt (Werbung, Lieder, diverse Begriffe allüberall).
Und ich bin mit Ihnen nicht einverstanden. Ich denke, dass die Fremdsprache man ab 1 Klasse lernen muss. Wenn man Englisch lernt, am wichtigsten ist, zuerst mit der Sprache kennen lernen. Das kann man sicher in Studienbeginn machen.
Meine Tochter besucht die Grundschule, und ihr Englisch ist schon ganz gut. Jedenfalls, 10 Jahre ist nicht genug, um die Sprache zu beherrschen. Deswegen bin ich für Englisch-Unterricht ab 1 Klasse.