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Wutbrief des VBE: (Grundschul-)Lehrer sind die Sündenböcke der Nation – Schluss mit den “offenen oder subtilen Pauschalangriffen”!

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STUTTGART. Die jüngste IQB-Studie stellte Grundschülern kein gutes Zeugnis aus. Bundesweit sind die Leistungen von Viertklässlern in Kernkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen  im Schnitt schlechter geworden. Solche Ergebnisse lassen schnell die Frage nach der Qualität des Unterrichts aufkommen (wie sie die amtierende KMK-Präsidentin, Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann, unverblümt stellte). Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg ist jetzt der Kragen geplatzt. In einem Wutbrief wehrt er sich gegen “die offenen oder subtilen Pauschalangriffe gegen Lehrer”. Die seien kein Mittel, um bei Pädagogen einen Motivationsschub auszulösen – oder gar die Unterrichtsqualität zu verbessern.

(Grundschul-)Lehrer sind derzeit die Sündenböcke der Nation,, so scheint es. Illustration: Shutterstock

Gleich, ob es sich um das schlechtere Abschneiden der Schüler bei Vergleichstests handele, um die Benachteiligung von Migranten, die Inklusion, die Treffsicherheit der Grundschulempfehlungen oder um das Benehmen von Kindern und Jugendlichen, stets konzentriere sich der Unmut der Öffentlichkeit auf die Pädagogen als die vermeintlichen Verursacher. „So wird auch die beste Lehrkraft auf Dauer demotiviert“, stellt VBE-Sprecher Michael Gomolzig in dem öffentlichen Schreiben fest.

„Ob nun Politiker, Wirtschaftsbosse, Eltern, Kommentatoren in der Presse oder Leserbriefschreiber ihre Wort-Keule auspacken und mit ‚Lust und Tücke‘ zum verbalen Rundumschlag gegen die unsensiblen Lehrer ausholen, immer haben die Pädagogen die schlechteren Karten. Denn wenn sie sich wehren, haben sie sowieso verloren.“ Wähnten sich doch alle Kritiker der Zustimmung breiter Bevölkerungskreise sicher, wenn sie es den „unfähigen Paukern“ so richtig zeigten und erklärten, wie Schule ihrer Meinung nach zu funktionieren habe. Da jeder seine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Schule gemacht habe, fühlten sich “Berufene und Unberufene” bemüßigt, als „Experten“ ihre Meinung öffentlich zum Besten zu geben. „Was würden Bäcker, Metzger und Köche dazu sagen, wenn ihnen ständig jemand erklärte, wie sie die Brötchen zu backen, die Wurst zu würzen oder die Spätzle zu schaben haben?“, fragt der nach eigenen Angaben „schon ziemlich resignierte“ VBE-Sprecher.

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Die Grundschullehrer sollen schuld sein? Das IQB-Desaster spiegelt vor allem eins: die völlig vermurkste Inklusion!

Lehrer zu schulmeistern, sei hierzulande jedoch „guter Brauch”. Das möge am Stammtisch in Bierlaune verzeihlich sein; in der Öffentlichkeit sollten pauschale Verunglimpfungen jedoch unterbleiben , meint Gomlozig. Denn auf der einen Seite erwarte die Gesellschaft, dass die Schule alle Missstände aufgreift und möglichst rasch beseitigt, auf der anderen Seite traue man das den Lehrern eigentlich gar nicht zu.

Sicher gebe es auch unter Pädagogen schwarze Schafe, räumt der VBE-Sprecher ein. Die Mehrzahl aller Lehrer erledige die vielfältigen täglichen Aufgaben jedoch mit Sachverstand, Engagement und auch nach etlichen Dienstjahren häufig noch mit Freude am Beruf. Das bestätigten Evaluationen an den Schulen.

„Wir brauchen strikte Orientierung auf Qualität und auf Leistung“: KMK-Präsidentin macht (einmal mehr) Grundschul-Lehrer zu Sündenböcken

KMK-Präsidentin Eisenmann (CDU) hatte in mehreren Beiträgen nach Veröffentlichung der IQB-Ergebnisse den Grundschulen indirekt bescheinigt, keine gute Arbeit zu leisten. So erklärte sie gegenüber dem „Spiegel“, die schlechten Ergebnisse lägen in einer zunehmend unterschiedlichen Schülerschaft begründet. Wörtlich sagte sie: „Die Schulen gehen damit nicht optimal um – mit Zugewanderten, mit Förderschülern oder mit Kindern aus schwierigen Verhältnissen.“  Zuvor hatte sie erklärt, es nütze nichts, nur mehr Geld in die Schulen zu stecken – neue Konzepte müssten her. So ergäben sich aus der IQB-Studie viele Fragen: „Welcher Lehrer unterrichtet wie? Und was? Und mit welchem Erfolg?“ Dabei müsse auch geprüft werden, ob Lehrer bereits in ihrer Ausbildung ausreichend darauf vorbereitet werden, mit Inklusion und heterogenen Gruppen umzugehen. Eisenmann hat angekündigt, in Baden-Württemberg die Lehrerfortbildung zu verbessern und ein besseres „Controlling“ einzuführen. Darüber hinaus werde die Methode „Schreiben wie Hören“ verboten.

Über die Rahmenbedingungen, unter denen Unterricht stattfindet – ob Inklusion, Flüchtlingskinder oder Lehrermangel – hat Eisenmann dagegen bislang nicht ein Wort verloren. N4t

Nach dem Brandbrief der Grundschulleiter nun der öffentliche Hilferuf einer Rektorin: So ist vernünftiger Unterricht nicht mehr möglich!

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