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Lehrer-Verband: Gut, dass die Inklusion gebremst wird – aber was kommt danach?

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HANNOVER. Die UN-Behindertenrechtskonvention trat vor neun Jahren in Deutschland in Kraft. Doch die Inklusion an den Schulen läuft immer noch nicht rund – auch in Niedersachsen nicht, wie der dortige Verband der Lehrkräfte moniert. Dass der Prozess dort verlangsamt wurde, sei zwar hilfreich. Aber …

Die unzureichende Personalausstattung der Schulen ist das größte Problem bei der Inklusion. Foto: Shutterstock

HANNOVER. Die Umsetzung der Inklusion an den Schulen bereitet nach Auffassung des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte weiterhin große Probleme. Neun Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland fühlten sich die Lehrer immer noch häufig alleingelassen, kritisierte der Verbandsvorsitzende Torsten Neumann am Montag in Hannover. Den Lehrkräften fehlte oft die Unterstützung durch Sonderpädagogen. Der Verband, der vor allem Haupt- und Realschullehrer repräsentiert, fordert daher die Einrichtung von festen Planstellen für Sonderpädagogen an allen Schulen. Das Kultusministerium nimmt die Hinweise ernst – verweist aber auch darauf, dass die Inklusion neben allen Schwierigkeiten an vielen Schulen erfolgreich läuft.

Das neue Schulgesetz, das den Kommunen die Möglichkeit gibt, bestehende Förderschulen für Lernbehinderte mehrere Jahre weiterlaufen zu lassen – und damit den Prozess der Inklusion verlangsamt hat -, bewertet Verbandschef Neumann positiv. «Die Frage ist aber, wie es danach weitergeht. Werden die weiterführenden Schulen in der Zwischenzeit auch besser darauf vorbereitet, diese Schüler aufzunehmen?», so Neumann. Voraussichtlich werde es noch Jahre dauern, bis die Inklusion an Schulen funktionieren werde.

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2009 in Kraft getreten

Mit der Unterzeichnung einer UN-Konvention über die Rechte Behinderter hatte sich Deutschland verpflichtet, Menschen mit Handicap genauso zu behandeln wie Menschen ohne Behinderung. Die Konvention war am 26. März 2009 in Kraft getreten. Zur Umsetzung mussten die Bundesländer unter anderem ihre Schulgesetze ändern.

«Wir nehmen die Hinweise, dass die Umsetzung der schulischen Inklusion auch problematisch verläuft, ernst und arbeiten kontinuierlich an Verbesserungen», sagte ein Sprecher des niedersächsischen Kultusministeriums. Er verwies auf das neue Schulgesetz, das die Weiterführung der Förderschule Lernen bis zum Jahr 2028 ermögliche. Außerdem fördere das Land die multiprofessionelle Zusammenarbeit von Lehrern und anderem pädagogischen Personal. Ziel sei eine gelingende Inklusion, die niemanden überfordere und das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderungen ermögliche.

Kritik am Weiterbetrieb der Förderschule Lernen hatten Betroffenenverbände geübt, darunter Eltern von Kindern mit Behinderungen, die in der Landesarbeitsgemeinschaft «Gemeinsam Leben – Gemeinsam Lernen» zusammengeschlossen sind. «Wir sind sehr verärgert über das, was jetzt geplant ist», sagte eine Sprecherin. Die Wiederbelebung von Förderschulen widerspreche dem Gedanken der Inklusion. News4teachers / mit Material der dpa

“Das widerspricht der Inklusion”: Betroffene Eltern wehren sich gegen Erhalt der Förderschule Lernen

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