Hamburg: Entscheidung über Schulschließungen wurde vertagt

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HAMBURG. Seit Monaten wird in Hamburg über die Zukunft der katholischen Schulen gestritten. Nun will das Erzbistum gemeinsam mit der Schulgenossenschaft nach einer Lösung suchen.

Hamburgs Erzbischof Stefan Heße will weiter mit der Genossenschaftsinitiative zur Rettung der katholischen Schulen in der Hansestadt zusammenarbeiten. Foto: © Raimond Spekking / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
Hamburgs Erzbischof Stefan Heße will weiter mit der Genossenschaftsinitiative zur Rettung der katholischen Schulen in der Hansestadt zusammenarbeiten. Foto: © Raimond Spekking / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Die Entscheidung über die von der Schließung bedrohten katholischen Schulen ist erstmal vertagt. Das Erzbistum Hamburg will nun mit der Hamburger Schulgenossenschaft gemeinsam nach Lösungen suchen. «Ich möchte eine langfristige und tragfähige Übernahme gemeinsamer Verantwortung für das katholische Schulwesen in Hamburg erreichen», erklärte Erzbischof Stefan Heße.

Generalvikar Ansgar Thim sagte, man werde nun die Analysedaten für den Schulbereich austauschen und mit der Genossenschaft rechtliche und strukturelle Fragen angehen. Anfang Mai solle es einen Workshop mit Fachleuten beider Seiten geben. Danach solle entschieden werden, ob und wie eine Kooperation gestaltet werden kann. Der Workshop soll vom Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, begleitet werden.

«Wir sind dankbar für jede weitere Unterstützung und Beteiligung auf unserem Weg der Erneuerung», sagte Heße. Das Erzbistum stehe aufgrund seiner hohen bilanziellen Überschuldung vor großen Herausforderungen.

Aus Sicht der Initiatoren der Hamburger Schulgenossenschaft kann der Erhalt aller katholischer Schulen in der Stadt nun in einem Modell gemeinsamer Verantwortung konkret angegangen werden. «Die Verabredung eines gemeinsamen Workshops sowie die Zusage der Übergabe der Daten an die Schulgenossenschaft sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung», sagte Nikolas Hill, Mitinitiator der Schulgenossenschaft.

Seit der Verkündung der geplanten Schulschließungen sei viel Zeit verstrichen. Der Initiativkreis der Schulgenossenschaft gehe aber weiter von der Tragfähigkeit des katholischen Schulsystems aus. «Wir haben die Zusage des Generalvikars erhalten, dass bis zum Ende des Workshops keine weiteren Fakten seitens des Erzbistums geschaffen werden, die die acht von der Schließung bedrohten Schulen rechtlich oder tatsächlich belasten», sagte Anwalt Christian Bernzen. Dies sei eine wichtige Grundvoraussetzung für ergebnisoffene Gespräche.

Suche nach Lösungen

Mit einer Demonstration hatten Eltern und Schüler vor kurzem noch einmal Druck gemacht. Unter dem Motto «Aufbruch statt Abbruch» gingen 1.000 Teilnehmer gegen die geplanten Schulschließungen auf die Straße. Bereits am 24. Februar hatten 3.500 Menschen demonstriert.

Das Erzbistum hatte im Januar erklärt, aus Finanznot bis zu 8 von 21 katholischen Schulen in Hamburg zu schließen. Für drei Schulen wurde ein Moratorium ausgesprochen, um nach Lösungen zu suchen, wie auch diese Schulen erhalten bleiben können. Das Erzbistum ist mit knapp 80 Millionen Euro überschuldet. Ohne ein Umsteuern würde diese Summe nach einem Bericht der Unternehmensberatung Ernst & Young bis 2021 auf bis zu 350 Millionen Euro wachsen.

Das Erzbistum Hamburg mit knapp 400.000 Katholiken, davon 184.000 in Hamburg, unterhält in der Hansestadt bislang 18 Grund- und Stadtteilschulen sowie drei Gymnasien mit insgesamt 9.000 Schülern. Es ist damit der größte private Schulträger in Hamburg. Zum Vergleich: Das wohlhabende Erzbistum Köln mit knapp zwei Millionen Gläubigen unterhält 33 Schulen.

Vor drei Wochen hatte Schulsenator Ties Rabe (SPD) die Gründung von sieben neuen Schulen in Hamburg angekündigt: fünf in Altona, eine in Harburg und eine in Neugraben. In diesen Stadtteilen liegen auch die katholischen Schulen, die geschlossen werden sollen. dpa

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