Kommt der Fachkräftemangel nicht in den Köpfen an? – Run auf die Gymnasien ungebrochen

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DRESDEN. Politiker und Verbände werden derzeit nicht müde, auf gute Karriereaussichten auch ohne Studium hinzuweisen. Den Trend zur Akademisierung konnten sie damit bislang nicht stoppen. Kontinuierlich steigen die Abiturientenzahlen beispielsweise in Sachsen.

Der Trend zum Abitur in Sachsen hält an. Die Zahl junger Menschen, die die Grundlage für ein Studium in der Schule legen wollen, stieg auch 2017. Die Abiturienten und Fachabiturienten nahm laut amtlicher Statistik um knapp 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu – und damit zum vierten Mal in Folge. Rund 93 Prozent der 15 250 Jugendlichen schafften den Abschluss. Die Quote war mit 97,65 Prozent an den allgemeinbildenden Gymnasien am höchsten und etwas über dem Niveau von 2016. An den beruflichen Gymnasien lag der Anteil der erfolgreichen Absolventen mit knapp 94 Prozent leicht unter dem Wert des Vorjahres, die Quote an den Fachoberschulen lag bei etwa 71 Prozent.

Der Trend zum Studium ist ungebrochen und immer mehr junge Menschen halten sich mit dem Abitur diesen Weg offen. Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de
Der Trend zum Studium ist ungebrochen, und immer mehr junge Menschen halten sich mit dem Abitur diesen Weg offen. Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de

Und auch der Ansturm auf die Gymnasien war ungebrochen. Die Gründe liegen in der demografischen Entwicklung mit erhöhten Schülerzahlen, aber auch in einer anhaltenden Tendenz zur Akademisierung, sagt ein Ministeriumssprecher. Es herrsche noch immer der Glaube, dass nur mit dem Abitur in der Tasche alle Wege offenstehen. «Mit einem Studium werden noch immer bessere Berufschancen und Verdienstmöglichkeiten verbunden.» Das stimme angesichts des Fachkräftemangels nicht mehr. In den Köpfen sei nur noch nicht angekommen, dass es auch ohne akademische Ausbildung sehr gute berufliche Entwicklungsmöglichkeiten gibt.

Nach Ministeriumsangaben liegt der Anteil der Grundschüler, die ins Gymnasium wechseln, seit 2012 zwischen 40 und 42 Prozent. 2017 waren das 13 237 Kinder und damit 41,8 Prozent aller Viertklässler im Freistaat. Eine Bildungsempfehlung dafür bekommen Kinder nur bei einem Notendurchschnitt 2,0 in den Fächern Deutsch, Mathematik und Sachkunde. Seit 2017 haben die Eltern das letzte Wort, unabhängig vom Notendurchschnitt. «Wenn sie es wollen, geht ihr Kind auf das Gymnasium.» In der Regel schaffen deutlich mehr als 95 Prozent eines Jahrgangs auch das Abitur.

2017 waren es 240 und damit 67 Jugendliche mehr, die das Abi mit Traumnote 1,0 erreichten. Der Anteil der Besten unter den Absolventen stieg von 1,77 auf 2,36 Prozent. An Beruflichen Gymnasien schafften mit 15 indes vier junge Menschen weniger den Super-Schnitt. Der Landesschnitt bei den Abiturnoten lag bei 2,24 – und damit um 0,05 besser als im Jahr zuvor. (dpa)

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2 Kommentare
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Cavalieri
5 Jahre zuvor

Das Beispiel Südkorea zeigt aber nun leider, dass selbst beste PISA-Ergebnisse, eine hohe Abiturquote und eine hohe Studierquote nicht alle glücklich machen:
http://www.fr.de/wirtschaft/bildung-in-suedkorea-zu-gut-ausgebildet-fuer-den-arbeitsmarkt-a-823909
Es führt unweigerlich zu mehr Konkurrenzdruck: „Es wird immer schwerer auf dem Arbeitsmarkt für uns, selbst wenn man von einer guten Uni kommt“. In diesem Artikel ist auch von „Überbildungsfalle“ die Rede, bei uns vielleicht vergleichbar mit „Akademisierungswahn“.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Der Unterschied ist allerdings, dass die südkoreanischen Absolventen etwas können. Ein deutscher Bachelor in was mit Medien oder Soziologie ist längst keine Garantie für eine halbwegs angemessen bezahlte Stelle in dem studierten Bereich.