Erzieherinnen sollen Sprachförderung in Kita übernehmen

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HANNOVER. Reichen die Sprachkenntnisse von Kindergartenkindern nicht aus, bekommen sie Förderstunden. Bislang kamen dafür Grundschullehrer in die Kitas. In Niedersachsen soll diese Aufgabe nun von Erziehern übernommen werden. Doch fehlt den Kindergärten nicht ohnehin schon Personal?

Sprachförderrung ist eine elementare Aufgabe.                                                              Foto: Peter Dowley / flickr / CC BY 2.0

Niedersachsen will mit Beginn des neuen Schuljahres für die vorschulische Sprachförderung Erzieherinnen einsetzen. Bisher waren Grundschullehrer für Sprachförder-Stunden im letzten Kita-Jahr zuständig. Die Details dieser Neuerung will Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) vorstellen. Das Kultusministerium verspricht sich davon, dass den Grundschulen rund 14.000 Stunden mehr zur Verfügung stehen werden – das entspricht 500 Lehrerstellen. Als Gegenleistung sollen die Träger der Kitas vom Land Geld bekommen, damit sie mehr Erzieher einstellen können.

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Allerdings sind die Kitas und Kommunen über die Verlagerung der Sprachförderung in die Kindergärten nicht sehr glücklich. Denn nicht nur die Grundschulen, auch die Kitas leiden unter Personalmangel. So gab es im März nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit in Niedersachsen mehr als 1.500 unbesetzte Stellen für Erzieher und sozialpädagogische Assistenten. Das Land will deshalb die Zahl der Ausbildungsplätze für sozialpädagogische Berufe um 500 erhöhen. Außerdem ist geplant, angehenden Erziehern an privaten Fachschulen das Schulgeld zu zahlen.

Die Gewerkschaft Verdi, die die Erzieher vertritt, sieht die Verlagerung der Sprachförderung in die Kitas grundsätzlich positiv. Das fachliche Wissen dafür sei dort längst vorhanden. «Wir fragen uns nur, wie das ad hoc bis August flächendeckend umgesetzt werden soll», sagte Gewerkschaftssekretärin Katja Wingelewski. Es müssten ausreichend Stellen und eine fachliche Betreuung der Erzieher gewährleistet sein, damit diese die zusätzliche Aufgabe übernehmen könnten. dpa

Die Dauer des Kita-Besuchs hat Einfluss auf das Lernen der Sprache

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3 Kommentare
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D. Orie
5 Jahre zuvor

Es gibt nur einen Begriff dafür: Flickschusterei!

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  D. Orie

Kindergärten sind ein wichtiger Baustein zur Vermittlung der deutschen Sprache und von Teilen unserer Kultur , etwa durch die Vermittlung von Kinderliedern, Vorlesen, die Großbuchstaben zu erlernen, Malen und Zeichnen zu vermitteln. Da muss eben noch einiges an der Ausbildung und der Bezahlung verbessert werden.
Schließlich lernen in dieser Phase die Kinder am schnellsten, was auf die schnelle Ausbildung der neuronalen Synapsen der einzelnen Hirnareale zurückzuführen ist. Es werden die Basisgrundlagen für die Kulturfähigkeit angelegt und diese sind Einflüsse sind bedeutend für die weitere Entwicklung. Besser im Kindergarten aktiviert werden , als zu Hause vor dem Fernseher verkümmern.

Palim
5 Jahre zuvor

„Kindergärten sind ein wichtiger Baustein zur Vermittlung der deutschen Sprache “
Ja, stimmt.
Und auch in Niedersachsen nehmen Erzieherinnen das wichtig und setzen es um.

Zusätzlich gab es seit 2006 einen Sprachtest, der von den Schule im Rahmen der Schulanmeldung durchgeführt wurde, und ggf. 1 Jahr Sprachförderung vor der Einschulung für die Kinder, die im Jahr vor der Einschulung deutlich auffällig in ihrer Sprachentwicklung waren (vor allem Wortschatz, Sprachverständnis, Grammatik, Satzbau).
Diese Sprachförderung wurde von Lehrkräften erteilt, zusätzlich zu der Förderung, die in den Kindergärten auch erfolgte.
Nach einigen Jahren wurde diese Förderung unter die Schulpflicht gestellt, um dauerhaftem Fehlen entsprechend begegnen zu können (traurig, aber notwendig).

Nun werden die Lehrkräfte dringend für die Unterrichtsversorung in den Grundschulen benötigt und recht kurzfristig abgezogen, ohne dass Regelungen oder Möglichkeiten, die den bisher erteilten Unterricht im Kindergarten ersetzen würden, festgeschrieben sind.

Auch die Zuständigkeitsbereiche sind offenbar nicht klar, wenn jetzt Gemeinde und Landkreis sich gegenseitig in der Pflicht sehen, die Dezernenten auf Rückmeldung warten und niemand so recht weiß, wie es nach den Sommerferien weitergehen soll.

Bedeutet konkret:
Die Erzieher können nicht leisten, was notwendig wäre.
Die Sprachförderung vor der Einschulung im bisherigen Sinn entfällt ersatzlos!