Digitale Bildung: Die Branche in Deutschland wächst – aber deutlich langsamer als in den USA

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HAMBURG. Die ungünstigen Bedingungen für Bildungs-Start-ups in Deutschland, wie öffentliche Regulierung, rechtliche Hürden und wenig investiertes Risikokapital, scheinen das Wachstum der sogenannten EdTech-Branche (Educational Technology) tatsächlich zu bremsen. Das fand die Jobplattform Joblift laut Pressemitteilung in einer Analyse aller 15 Millionen Stellenanzeigen der letzten 24 Monate heraus. Zwar stieg die Nachfrage in diesem Bereich im letzten Jahr um mehr als das Zweieinhalbfache, in den USA entstanden allerdings in derselben Zeit fast zweiundzwanzigmal so viele Jobs. Auffällig ist außerdem, dass die fünf am schnellsten wachsenden Unternehmen alle in der Erwachsenenbildung aktiv sind – scheinbar ein Bereich mit geringeren Eintrittshürden als in der pädagogischen Bildung.

Wegen Fachkräftemangel bleiben offene Stellen im EdTech 33 % länger unbesetzt
In den letzten 24 Monaten sind in der deutschen EdTech-Szene lediglich 299 Jobs entstanden. Im Vergleich dazu schufen US-amerikanische Start-ups im Bildungsbereich über 4.500 Jobs allein im letzten Jahr, was einem dreieinhalbmal so großem Anteil am gesamten Stellenmarkt entspricht. Ob sich die schwierige Situation für EdTech-Unternehmen in Deutschland in Zukunft ändern wird, bleibt fraglich: Zwar betrug das Stellenwachstum in den letzten zwölf Monaten bemerkenswerte 171 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, jedoch bleiben die neuen Stellen ungewöhnliche lange unbesetzt. Während Inserate im branchenübergreifenden deutschen Durchschnitt rund 35 Tage online stehen, fiel die Vakanzzeit im EdTech-Bereich mit elf Tagen mehr um ein Drittel länger aus. Das deutet darauf hin, dass die kleine Branche zwar beginnt stark zu wachsen, jedoch erhebliche Probleme hat, die passenden Fachkräfte zu rekrutieren.

Über 90 % der neuen Stellen erfordern mindestens Bachelorabschluss
Einer der Gründe für diese Schwierigkeiten könnte in der hohen Akademisierung der EdTech-Szene liegen: Rund 92 % der Stellenanzeigen verlangen explizit einen Hochschulabschluss, nur in 27 % der Fälle genügt dabei ein Bachelorabschluss. Das entspricht einem Plus von noch einmal 13 Prozentpunkten im Vergleich zum Durchschnitt der ohnehin bereits äußerst akademisierten Start-up Branche. Besonders gefragt bei EdTech-Unternehmen sind Fachkräfte im Business Development & Sales(16 % der Vakanzen), im Software Development (14 %) und im Product Management (6 %) – Fähigkeiten, die besonders in der ersten Zeit nach einer Unternehmensgründung besonders wichtig sein dürften. Erst danach folgen Lehrpersonal mit pädagogischem Ausbildungshintergrund und Data Scientists (je 5 % der Stellenanzeigen) als meistgesuchte Berufsfelder im EdTech-Bereich.

Jede dritte Stelle im EdTech entsteht in Berlin

Zur Hauptstadt des Bildungstechnologiesektors entwickelt sich vor Köln mit 14 % und München mit 8 % der Inserate wenig überraschend Berlin: Dort entstehen nicht nur 30 % der Stellen, auch drei der fünf am schnellsten wachsenden EdTech-Unternehmen sind in Berlin ansässig. Trotzdem entwickelt das in den letzten zwei Jahren meistausschreibende Unternehmen Learnship Network seine E-Learning Sprachkurse in Köln. Auf Platz zwei des Rankings findet sich Kiron, ein social Start-up, das Geflüchtete durch digitale Lernangebote den Weg zur Hochschulbildung erleichtern möchte. Darauf folgen die Bertelsmann Education Group sowie Studydrive, eine Plattform für Studierende, und auf Platz fünf schließlich Babbel, ein Portal für Online-Sprachunterricht. Auffällig ist auch, dass alle fünf Unternehmen sich fast ausschließlich mit Erwachsenenbildung befassen – dieser Markt scheint in Deutschland einfacher zu erschließen und letztendlich wahrscheinlich profitabler zu sein als Lösungen, die das staatliche (und kostenfreie) Bildungssystem ergänzen sollen oder gar mit ihm konkurrieren. News4teachers

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