Mit großem Aber… Eisenmann stellt Konzept für bessere Kita-Förderung vor

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STUTTGART. Mehr Erzieher, bessere Sprachförderung, mehr Geld für Tagesmütter – mit einem ganzen Paket an Maßnahmen will das Land Baden-Württemberg die Jüngsten künftig stärker fördern. Aber: Bis sie greifen, dauert es. Zunächst wird es aufgrund des Personalmangels wohl sogar noch größere Gruppen geben.

Auf Schulbesuch: Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann. Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg
Eisenmann will eine bessere Frühförderung in Gang bringen. Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg

Um Kinder bereits im Kita-Alter besser zu fördern, will das Land an mehreren Stellschrauben drehen. «Wir müssen den Zeitraum bis zur Schule besser nutzen», sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Donnerstag in Stuttgart. Dort stellte sie ein sieben Punkte umfassendes Konzept vor, das in Abstimmung mit Kommunen, freien Trägern und der Kindertagespflege verhandelt wurde. Insgesamt rund 80 Millionen Euro will das Land zusätzlich jährlich für den sogenannten Pakt für gute Bildung und Betreuung investieren.

Der größte Batzen, 36,2 Millionen Euro, entfällt dabei auf den Ausbau der Ausbildungsplätze für Erzieher. Die Mittel sollen vor allem in das duale Ausbildungsmodell «Pia» im Land fließen – anders als beim klassischen Modell über den Besuch einer Fachschule verdienen die Auszubildenden dabei von Anfang an Geld.

Eisenmann zufolge soll die Zahl der Ausbildungsplätze zunächst um mindestens ein Viertel erhöht werden. Die Träger werden dafür vom Land befristet mit 100 Euro pro Platz und Monat unterstützt. Eisenmann rechnet mit einem Zeitraum von drei bis vier Jahren, um diese Quote zu erreichen. Ebenfalls soll die Zahl der Klassen an den Fachschulen erhöht werden.

Mehr Personal wird dringend gebraucht. Kurzfristig wird daher eine weitere Lösung diskutiert: Die Gruppengröße in den Kitas soll befristet erhöht werden. Die Kommunen seien mit diesem Wunsch an sie herangetreten, betonte die Ministerin. Im Gespräch sei demnach, zwei bis drei Kinder pro Gruppe mehr zuzulassen. Damit solle auf den großen Bedarf an Kita-Plätzen reagiert werden, bis über die Ausbildungsoffensive mehr Erzieher gewonnen werden könnten.

Verteidigt wird die Maßnahme vom Gemeindetagspräsident Roger Kehle. «Es ist immer noch besser, zwei bis drei Kinder mehr pro Gruppe zu versorgen, als diesen Kindern gar keinen Platz anzubieten.»

Um die inklusive Betreuung zu verbessern, ist ein Modellversuch mit mobilen Fachdiensten geplant. Darauf entfällt der zweitgrößte Teil des Geldes, 28,7 Millionen Euro. Diese Dienste könnten Einrichtungen beraten und unterstützen und Erzieher entsprechend schulen. Nach der Versuchsphase mit anschließender Evaluation könnte dieses System in allen Stadt- und Landkreisen eingerichtet werden. «Teil des Pakts ist außerdem unsere Zusage an die Träger, für inklusive Kinder künftig den doppelten Förderzuschuss zu gewähren», sagte Eisenmann.

Des Weiteren will das Land bisherige Sprachförderprogramme ausbauen. Dafür erhöht es die bisherige Förderung von 27,5 Millionen Euro um weitere 3,5 Millionen Euro. Für Eltern soll es zudem im Anschluss an die Einschulungsuntersuchung ein verbindliches Gespräch geben, bei dem sie über Fördermaßnahmen beraten werden.

Bereits lange gefordert wurde ein höherer Stundensatz für Tagesmütter. Dem kommt das Land nun mit einer Erhöhung um einen Euro auf 5,50 Euro pro Kind über drei Jahre entgegen. Lob dafür kam vom Landesverband Kindertagespflege. Die Vorsitzende Christina Metke sagte, sie freue sich, dass «ein wichtiger erster Schritt zur verbesserten Bezahlung getan ist». Allerdings sei man damit noch weit vom Mindestlohn und einer leistungsgerechten Vergütung entfernt.

Mehr Kooperation

Weitere Punkte des Bildungs- und Betreuungspakts sind eine Verbesserung der Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule, eine Evaluation des bereits existierenden Orientierungsplans zur Bildung in Kitas und die Einrichtung eines «Forums frühkindlicher Bildung».

Weiter kritisch sieht Eisenmann die Abschaffung der Kita-Gebühren, wie sie im Koalitionsvortrag vorgesehen ist. Sie verwies darauf, dass schon jetzt fast 95 Prozent aller Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren betreut würden. «Ich glaube, wir haben weniger ein Gebühren- als ein Qualitätsproblem.»

Der Präsident des Landkreistages Baden-Württemberg, Joachim Walter (CDU), begrüßte den Bildungspakt. «Für eine gelingende Bildungsbiografie kommt der Zeit vor der Geburt bis zur Einschulung große Bedeutung zu.» Er betonte, dass sich die Landkreise speziell auch an der Stärkung der Kindertagespflege beteiligen werden. dpa

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