Niedersachsen rechnet mit rund 10.000 zusätzlichen Schülern

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HANNOVER. Ob Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) das Abordnungschaos in den Griff bekommt ist ohnehin äußerst fraglich. Jetzt werden neue Probleme bekannt: Nach den Sommerferien wird mit deutlich mehr Schülern an niedersächsischen Schulen gerechnet.

Für das neue Schuljahr rechnet das Land Niedersachsen mit rund 10 000 Schülern mehr. Für die öffentlichen allgemein bildenden Schulen würden derzeit rund 796 000 Kinder erwartet, teilte das Kultusministerium auf Anfrage mit. Im Jahr davor waren es rund 786 000. Noch handele es sich dabei um einen Prognosewert, die tatsächliche Zahl werde erst nach Beginn des Schuljahres feststehen, sagte eine Sprecherin des Ministeriums.

Der Blick in die Kristallkugel verheißt neue Probleme für Niedersachsen Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Foto: nvodicka / pixabay (CC0)
Der Blick in die Kristallkugel verheißt neue Probleme für Niedersachsen Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Foto: nvodicka / pixabay (CC0)

Bis 2020 rechnet man dort aber mit einem weiterem Anstieg auf etwa 840 000 Schüler, bevor die Zahl bis 2025 dann wieder um rund 20 000 Schüler sinken soll. Die Prognosen beruhen nach Angaben des Ministeriums auf koordinierten Bevölkerungs-Vorausberechnungnen, der statistischen Ämter in Bund und Ländern. In Niedersachsen müsse dabei berücksichtigt werden, dass durch die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren und der Einrichtung des zusätzlichen 13. Jahrgangs an Gesamtschulen im Schuljahr 2020/2021 die Schülerzahl deutlich ansteigen werde.

Angesichts der steigenden Schülerzahlen fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) massive Investitionen. «Die Haushälter der Landesregierung müssen nun endlich ihre Blockadehaltung aufgeben», sagte GEW-Sprecher Christian Hoffmann. Die Schulen bräuchten deutlich mehr Lehrkräfte, und auch bei den pädagogischen und therapeutischen Fachkräften gebe es einen großen Bedarf. «Mehr qualifiziertes Personal zu bekommen, ist nur möglich, wenn jetzt die Bezahlung verbessert wird», meint Hoffmann. Studien- und Ausbildungszahlen müssen nach Auffassung der GEW deutlich ausgeweitet werden. «Insgesamt brauchen wir an den Schulen bessere Arbeitsbedingungen», sagte Hoffmann.

Die GEW erwartet noch mehr Abordnungen im neuen Schuljahr

Der Bedarf an Lehrkräften wird laut Ministerium anhand der Schülerprognosen auch in die Zukunft gerichtet ermittelt, um in der Lehrerausbildung nachzusteuern zu können. Niedersachsen habe 2016 als erstes Bundesland die schulische Sozialarbeit in Landesverantwortung übernommen und seitdem kontinuierlich ausgebaut. Derzeit würden rund 1000 sozialpädagogische Fachkräfte beschäftig, weitere 200 sollen folgen. Auch die Stunden für Sprachförderung sind laut Ministerium nach dem erhöhten Flüchtlingszuzug von 2015 und 2016 deutlich gestiegen. Die Ausstattung der Schulen sei Angelegenheit der Träger und falle nicht in die Zuständigkeit des Landes.

Neben den steigenden Schülerzahlen sind aus Sicht des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes (NSGB) aber vor allem die sanierungsbedürftigen Schulen ein Problem. «Wo früher eine Tafel in der Schule gereicht hat, brauchen wir heute White Boards, WLAN und hochwertige Ausstattung», sagte NSGB-Sprecher Thorsten Bullerdiek. Neben der vom Land versprochenen Investitionsmilliarde, die zum Teil auch in die Schulen investiert werden müsse, fehle weiteres Geld aus dem Digitalpakt für die Schulausstattung mit digitaler Technik. (dpa)

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