Opfer-Beraterin fordert Meldesystem für antisemitisches Mobbing an Schulen

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BERLIN. Mit dem im Juni bekannt gewordenen Mobbingfall an der John-F.-Kennedy-Schule ist nach Ansicht von Rechtsanwältin Vladislava Zdesenko ein Tabu gebrochen worden. In einem Interview dringt sie nun auf eine Überarbeitung der Notfallpläne der Berliner Schulen.

Der Mobbingfall an der deutsch-amerikanischen John-F.-Kennedy-Schule in Berlin hatte für Aufsehen gesorgt. Ein jüdischer Schüler der neunten Klasse war von Schulkameraden möglicherweise über Monate hinweg drangsaliert und beleidigt worden. Schon kurz nachdem der Fall bekannt geworden war hatten sich die Eltern an die Medien gewandt.

Der Mobbing-Fall an der Berliner John-F.-Kennedy-Schule ist für Anwältin Vladislava Zdesenko alarmierend. Foto (Symbolbild): jarmoluk / pixabay (CC0) (Ausschnitt)
Der Mobbing-Fall an der Berliner John-F.-Kennedy-Schule ist für Anwältin Vladislava Zdesenko alarmierend. Foto (Symbolbild): jarmoluk / pixabay (CC0) (Ausschnitt)

Rechtsanwältin Vladislava Zdesenko forderte nun in einem Interview mit dem „neuen deutschland“ eine Überarbeitung der Notfallpläne der Berliner Schulen. „Die Notfallpläne müssen dahin gehend verändert werden, dass Mobbing aufgrund der Angehörigkeit zu einer religiösen oder ethnischen Minderheit meldepflichtig wird“, sagte sie der Zeitung.

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Schon im Gespräch mit dem rbb hatte sich Zdesenko erstaunt gegeben, dass eine Eliteschule in Zehlendorf betroffen sei, noch dazu eine Schule mit vielen jüdischen Kindern. Erfahrungsgemäß ginge aktives, aggressives Mobbing anders als an der Kennedy-Schule meist von muslimischen Schülern aus. Offenbar sei mit dem Fall ein Tabu gebrochen worden.

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Zdesenko berät mit einem Team aus acht Anwälten ehrenamtlich Familien, die von Mobbing mit antisemitischem Hintergrund betroffen sind. Die Notfallpläne der Schulen sind Handreichungen zum Umgang mit Gewalt- und Notfallsituationen, die den Schulleitungen und Lehrkräften in Fällen von Mobbing, körperlicher Gewalt, Beleidigungen und anderen Krisen Handlungsmöglichkeiten bieten soll.

Eine Meldepflicht für antisemitische Vorfälle an Schulen gibt es bisher nicht. Der Senat habe jedoch bereits zugesichert, sich für ein Meldesystem einzusetzen, sagte Zdesenko.

Bereits im April hatte Volker Kauder, CDU-Fraktionschef im deutschen Bundestag eine Meldepflicht für judenfeindliche Vorfälle an Schulen gefordert. In den Bundesländern hatte er damit ein unterschiedliches Echo ausgelöst. (ots, news4teachers)

• zum Bericht: Meldepflicht für antisemitische Vorfälle – Unterschiedliche Ansichten in Bund und Ländern

 

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