Experten warnen: „Es gibt keine drogenfreie Schule“, zumindest in der Sek I nicht

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ERFURT. Die Polizei in Thüringen erfasste zuletzt mehr Drogenkriminalität. Dabei sollen die Zahlen nur die Spitze des Eisbergs sein. Auch vor Schulen macht die Entwicklung nicht Halt.

Immer mehr Schüler werden mit Marihuana erwischt. Foto: miss.libertine / Flickr (CC BY 2.0)
Marihuana gehört noch zu den leichteren Drogen, die unter Schülern kursieren. Foto: miss.libertine / Flickr (CC BY 2.0)

Illegale Drogen haben nach Ansicht von Experten längst den Weg in die weiterführenden Schulen gefunden. «Es gibt keine drogenfreie Schule – zumindest nicht ab den Klassen fünf und sechs», sagte Jürgen Loyen am Montag zur Lage in Erfurt und im Landkreis Sömmerda. Der Leiter der Landespolizeiinspektion Erfurt sprach bei einer Anhörung des Landtagsausschusses für Jugend, Bildung und Sport zum Thema «Drogenkonsum unter Jugendlichen und an Thüringer Schulen». «Drogen gehören bei vielen älteren Jugendlichen überall zur Lebenswirklichkeit.» Das lasse sich nicht leugnen, meinte Loyen.

Viele Schulen hätten nach wie vor Probleme damit, offen über Drogenprobleme zu reden, sagte Inga Riedel vom Jenaer Jugendbildungs- und Begegnungszentrum Polaris. Manche fürchteten Image-Verluste und einige Eltern wollten sich das Phänomen nicht eingestehen. Loyen begrüßte, dass Schulen ihre Schüler nicht gleich kriminalisieren wollten und deshalb auch nicht in jedem Fall die Polizei hinzuzögen. Aus Sicht vieler Redner ist es schwierig, dass es kaum verlässliche Zahlen darüber gibt, wie weit verbreitet Drogenkonsum tatsächlich unter Schülern ist und dass sich Präventionserfolge nur schwierig messen lassen.

Die Themen Gesundheitsförderung und Prävention gewinnen insgesamt für Schüler und Lehrer zunehmend an Bedeutung, wie das Bildungsministerium im Vorfeld zur Ausschusssitzung mitteilte. Inzwischen gibt es im Land viele speziell an Jugendliche gerichtete Präventionsprogrammen – mit teils sehr unterschiedlichen Ansätzen. Im Zusammenhang mit Drogenkriminalität ermittelte die Polizei 2017 in Thüringen 9091 Tatverdächtige – davon waren 1262 Jugendliche und 1502 Heranwachsende zwischen 18 und 21 Jahren.

Auch aus Bayern wurde unlängst gemeldet, dass die Zahl der Drogendelikte an Schulen  in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen hat. Waren es 2012 noch 260 Fälle, zählte die Polizei vier Jahre später 464 Verstöße (News4teachers berichtete). dpa

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sofawolf
5 Jahre zuvor

Das ist das real existierende Schulwesen unserer Zeit.

Furchtbar!