Lehrer beantragen Auszahlung von Überstunden – GEW sieht das kritisch

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MAGDEBURG. Auszahlen statt abbummeln: Sachsen-Anhalts Bildungsministerium will Lehrern künftig Überstunden bezahlen. Ein erstes Angebot haben mehr als 200 Pädagogen angenommen. Die Gewerkschaft sieht das kritisch.

Mehr Geld - fordern die Gymnasiallehrer für sich. Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de
HIlft Geld gegen Überlastung? Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de

Rund 250 Lehrer sind auf ein Angebot des Magdeburger Bildungsministeriums eingegangen und wollen sich einen Teil ihrer Überstunden auszahlen lassen. In einem ersten Schritt gilt das für Extra-Stunden oberhalb der 80-Stunden-Marke. Betroffen sind rund 500 Lehrer, etwa die Hälfte habe nun einen Antrag gestellt, teilte das Ministerium auf Anfrage mit. Bildungsstaatssekretärin Eva Feußner nannte die Zahl erfreulich.

Pro Stunde gibt es je nach Schulform zwischen 23 und 33 Euro. Insgesamt stehen nach Angaben des Ministeriums 1,2 Millionen Euro bereit. Das Geld werde für alle Anträge ausreichen, hieß es. Die Auszahlungen sollen noch in diesem Jahr fließen.

Lehrer dürfen eigentlich nicht mehr als 80 Überstunden ansammeln, trotzdem wird der Wert aber oft überschritten. Bislang sahen die Regeln vor, dass alle Extra-Stunden im nächsten Schuljahr abgebummelt werden müssen. Weil das wegen der knappen Personaldecke an vielen Schulen kaum möglich ist, wird in der Landespolitik bereits länger über eine Auszahlung der Mehrarbeit diskutiert – das soll auch weiterem Unterrichtsausfall vorbeugen. «Gerade weil es nicht immer unkompliziert möglich ist, geleistete Mehrarbeit durch Freizeit zu kompensieren, ist ein finanzieller Ausgleich von großer Bedeutung», erklärte Feußner.

Vom kommenden Jahr an sollen auch Überstunden unterhalb der 80-Stunden-Marke ausgezahlt werden können. Der Finanzausschuss des Landtages hatte bei den Haushaltsverhandlungen am vergangenen Freitag grünes Licht für eine entsprechende Regelung gegeben. Lehrer können sich demnach künftig entscheiden, ob sie sich Überstunden auszahlen lassen oder durch Freizeitausgleich abbauen wollen.

«Wir wollen, dass künftig alle Lehrkräfte die Chance haben, für ihr zusätzliches Engagement auch einen finanziellen Ausgleich zu erhalten», sagte Feußner. Auszahlungen sollen ab der ersten Stunde möglich sein. Zudem will die Koalition aus CDU, SPD und Grünen die Stundensätze anheben.

Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisierte die Pläne als «bloßen Aktionismus». Freizeitausgleich müsse weiter Vorrang vor einer Auszahlung der Überstunden haben, sagte ihr Sprecher Alexander Pistorius. «Wenn Lehrer wegen Überlastung aussetzen müssen, hilft auch das zusätzliche Geld auf dem Konto nicht weiter.» Die Situation an den Schulen werde sich durch fehlende Freizeit zur Erholung eher verschärfen als verbessern.

Die GEW fordert Arbeitszeitkonten, auf denen Überstunden angespart werden können. Sollte ein zeitnaher Abbau nicht möglich sein, könnten die Stunden dann später etwa für ein Sabbatical oder einen früheren Ruhestand verwendet werden. dpa

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2 Kommentare
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Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor

Zitat: „Pro Stunde gibt es je nach Schulform zwischen 23 und 33 Euro.“

Ist das nicht eine Art Lohndumping? Normalerweise kostet eine Unterrichtsstunde den Staat doch 60,70,80 Euro (je nach Anstellung und Erfahrungsstufe).

Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Zitat: „«Wenn Lehrer wegen Überlastung aussetzen müssen, hilft auch das zusätzliche Geld auf dem Konto nicht weiter.» Die Situation an den Schulen werde sich durch fehlende Freizeit zur Erholung eher verschärfen als verbessern.“

Das ist ja immer mein Reden gewesen, aber es war ja die GEW, die auf monetäre Anreize setzte. Leute, denen das Geld wichtiger ist, wird es immer auch geben. Das kann unterschiedlichste Gründe haben, z.B. auch Schulden, die jemand abarbeiten möchte.

Wenn diese Leute dann ausbrennen und lange Zeit ausfallen, haben wir nicht nur nichts davon, sondern wir andere sind noch mehr belastet, denn wir müssen das auffangen.