Ausgangspunkt der Untersuchung war die Überlegung, dass mit der Inklusion zusätzliche Anforderungen einhergehen dürften, die zu einer negativen Beanspruchung der einzelnen Lehrkraft werden können. „Bei entsprechend dispositionierten Menschen besteht – gerade bei einer Summation von belastenden Faktoren – die Gefahr einer Manifestation von psychischen und physischen Erkrankungen sowie letztlich negativen Auswirkungen auf die Unterrichtstätigkeit“, so heißt es in einer Mitteilung der Uni Köln. Die Forscher vermuteten insbesondere bei Sportlehrern, die ohnehin stärker als andere Fachlehrer durch Lärm belastet sind, Hinweise auf Überlastungen durch die Inklusion.
Folgende Fragestellungen wurden im Rahmen des Forschungsprojekts, an dem sich 574 Lehrkräfte beteiligten, vor allem untersucht:
- Unterscheidet sich das Beanspruchungserleben zwischen Regelschullehrkräften, die in inklusiven Klassen unterrichten von Regelschullehrkräften, die in nicht inklusiven Klassen unterrichten?
- Nehmen Regelschullehrkräfte im inklusiven Unterricht andere Belastungsfaktoren wahr als Regelschullehrkräfte im nicht inklusiven Unterricht?
- Lassen sich diesbezüglich fachspezifische Unterschiede finden?
Als Ergebnisse halten die Forscher fest: „Entgegen der Erwartungen sind Sportlehrkräfte vom Thema Inklusion nicht anders betroffen als ihre Deutsch beziehungsweise Englisch unterrichtenden KollegInnen.“ Eine fachspezifische Entlastung von Lehrkräften verschiedener Fächer im Zusammenhang mit Inklusion erscheine demnach nicht notwendig.
„Weiterhin kann festgehalten werden, dass die Inklusion über die untersuchten Fächer hinweg zwar eine vermehrte Belastung hinsichtlich der Heterogenität der Klassen sowie der Disziplin in den Klassen mit sich bringt, diese Belastungen von den betroffenen Lehrkräften aber nicht als höhere subjektive Beanspruchung empfunden wird. Sie haben demnach das Gefühl, mit diesen Faktoren gut umgehen zu können. Zu beachten ist hier allerdings, dass nicht über einen längeren Zeitraum erhoben wurde, daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine höhere Belastung über lange Zeit auch zu erhöhter Beanspruchung führt.“
Darüber hinaus zeige sich, dass – ähnlich wie in anderen Berufsgruppen – sowohl persönliche Ressourcen wie ein guter Umgang mit Stress, aber auch schulbezogene Faktoren wie der Grad der Autonomie bei Entscheidungen oder die Anerkennung durch Kollegen, Schüler und Eltern eine Rolle spielen, um ein berufliches Wohlbefinden aufrecht zu erhalten. „Workshops mit Lehrkräften zum adäquaten Umgang mit Stress, aber auch ein Hinterfragen der allgemeinen Umgangskultur in den Schulen hinsichtlich der Autonomie der Lehrkräfte und der Anerkennung von Engagement könnten demnach dabei helfen, unabhängig vom Thema Inklusion die Beanspruchung der Lehrkräfte zu reduzieren sowie die Motivation und Hingabe für den Beruf über die Zeit abzusichern. Dass dabei weder geschlechtsspezifisch noch fachspezifisch gearbeitet werden muss, da die Bedürfnisse und Defizite letztendlich gar nicht so unterschiedlich sind, lässt sich ebenfalls aus den Projektergebnissen ableiten“, so heißt es. bibo / Agentur für Bildungsjournalismus
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