AfD wirft Hubig „Frühdigitalisierung“ von Kindern vor

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MAINZ. Der Bildungsetat ist mit 26 Prozent das größte Stück im Haushaltskuchen – entsprechend lebhaft hat der Landtag am Mittwoch über die Ausgaben dafür debattiert. «In den Schulen kommt im Bereich digitaler Bildung definitiv zu wenig an», kritisierte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Martin Brandl. Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) erwiderte, genau deswegen seien die Mittel dafür jetzt nahezu verdreifacht worden. «Wir sind auf dem Weg – ich behaupte nicht, dass wir am Ziel sind.» Die AfD wirft Hubig hingegen eine «Frühdigitalisierung» von Kindern vor (abgeleitet offenbar vom Kampfbegriff „Frühsexualisierung“, mit dem die AfD gegen Sexualerziehung zu Felde zieht).

Rheinland-Pfalz’ Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) wird wohl einige kleine Grundschulen auslaufen lassen. Foto: Olaf Kosinsky / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Von der AfD kritisiert: Bildungsministerin Stefanie Hubig. Foto: Olaf Kosinsky / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Zusätzliches Geld für die Mammutaufgabe soll es vom Bund geben – die dafür nötige Verfassungsänderung ist aber ins Stocken geraten. «Niemand wird verstehen, wenn sie sich nicht einigen», sagte die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Helga Lerch, zu dem Konflikt zwischen Bundestag und Bundesrat.

Einen Unterricht in Informatik für alle Schüler forderte die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Anke Beilstein. «Bildungsaufgabe ist es, junge Menschen in die Lage zu versetzen, nicht nur User und Consumer zu sein, sondern aktiv mit einem digitalen Grundverständnis ihre Welt zu gestalten.»

Der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Joachim Paul, wandte sich gegen eine «Frühdigitalisierung» durch das Programm «Medienkompetenz macht Schule». Außerdem forderte er, die Mittel für den Herkunftssprachenunterricht für Schüler mit Migrationshintergrund zu streichen.

Mehr als jeder vierte Euro des Landes werde in die Bildung investiert, sagte Hubig. Dazu gehörten 390 zusätzliche Stellen für Lehrkräfte. «Das ist eine ziemliche Hausnummer – ich bin sehr dankbar, dass dies möglich ist, obwohl wir sinkende Schülerzahlen haben.» Für die Grünen begrüßte Daniel Köbler, dass der inklusive Unterricht an allen Schularten weiter ausgebaut werde. dpa

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4 Kommentare
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Pälzer
5 Jahre zuvor

Nebenbemerkung: „Frühsexualisierung“ wird hier der AfD zugeordnet, aber das ist falsch. Viele konservativ orientierte Menschen, die mit der AfD nichts gemeinsam haben, kritisieren die aktiv betriebene frühe Sexualisierung von Kindern. In den meisten Fällen, die ich aus meinen Klassen kenne, wollen Kinder vor der Geschlechtsreife vor dem ganzen Sex-Kram ihre Ruhe haben. All diese haarsträubenden Theorien, dass Kinder bereits sexuelle Wesen seien, scheinen mir eher möglichen Päderasten den Weg zu bereiten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Uwe_Sielert
http://www.taz.de/!1691996/
https://www.ivantic.info/Ostale_knjiige/Zdravlje/aus%20Lisa%20und%20Jan%20fuer%20HP1.pdf

xxx
5 Jahre zuvor

«Bildungsaufgabe ist es, junge Menschen in die Lage zu versetzen, nicht nur User und Consumer zu sein, sondern aktiv mit einem digitalen Grundverständnis ihre Welt zu gestalten.»

Um das zu verwirklichen, werden Schulen mit Tablets oder Notebooks ausgestattet und ein Lehrplan für Informatik konzipiert, der über „Daddeln“ kaum hinausgeht. Für ein echtes Grundverständnis braucht man Englisch-, Mathematik- und Physikunterricht auf einem so hohen Niveau, dass diese Kenntnisse ein eigenständiges Einarbeiten in neue digitale Themen ermöglichen. Die Abiturquote von 50% kann man dann aber vergessen, weil dann nur maximal 20-30% die Zulassung für die Oberstufe schaffen.

Cavalieri
5 Jahre zuvor

Wenn ich lese, die Digitalisierung sei schon im Kindergarten unerlässlich, wie z.B. hier
https://www.swp.de/suedwesten/staedte/ulm/digitalisierung-im-kindergarten-20559457.html
dann frage ich mich, ob diese Leute noch klar im Kopf sind oder einfach nur Lobbyisten. Selbst für die Grundschule könnte man trefflich streiten, ob digitale Geräte wichtig sind oder erstmal das klassische Lesen, Schreiben, Rechnen.

Pälzer
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Digitales Lernen ist wichtig, und zwar etwa ab 13 Jahren.