Lehrer müssen weiter auf eine dienstliche E-Mail-Adresse warten – jetzt hat Brandenburg die Einführung verschoben („umfangreicher als gedacht“)

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POTSDAM. Kommunizieren Lehrer in Deutschland per Mail mit Kollegen, Schülern oder Eltern, läuft das immer noch meist über ihren privaten Account. Brandenburg verschiebt jetzt die Einführung offizieller dienstlicher Mailadressen: Erst 2020 soll es  geben. Begründung: Das Projekt ist umfangreicher und zeitaufwendiger als gedacht.

So könnte ein Lehrerarbeitsplatz in der Schule aussehen – samt Rechner und dienstlicher E-Mail-Adresse. Foto: Shutterstock

Auch ein Jahr nach der Ankündigung durch Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) fehlen im Land immer noch für die rund 20 000 Lehrer dienstliche Mail-Adressen. Erst 2020 werde das in Aussicht gestellte System verfügbar sein, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Ingo Decker, am Montag auf Anfrage. Das Ressort erledigt im Auftrag des Bildungsministeriums mit seinem IT-Dienstleister die Aufgabe.

«Spiegel online» hatte berichtet, dass in Brandenburg viele Lehrer noch über ihren privaten Account mit Schülern kommunizierten. Die vor einem Jahr angekündigte Möglichkeit, dienstliche Mails zu schreiben, gibt es immer noch nicht.

In den vergangenen Jahren hätten sich auf Ebene der Schulträger zudem eigenständige und zum Teil unsystematische Mailadressen entwickelt, hieß es. Das Bildungsministerium habe auch für die dienstliche Kommunikation vor Jahren eine Schul-Mailadresse mit den Schulleitungen eingeführt, sagte der Sprecher des Bildungsministeriums Ralph Kotsch.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Brandenburg kritisierte, es fehlten inhaltliche Konzepte für die Einführung dienstlicher E-Mails. Das Thema sei über Jahre verschlafen worden, sagte der Landesvorsitzende Günther Fuchs auf Anfrage. Es gehe um eine Reihe rechtlicher Fragen, die nicht in einem Schnelldurchlauf gelöst werden könnten. «Wir brauchen eine Dienstvereinbarung zu dem Thema.» So sei zu klären, wie sicher die Mails seien, welche Themen kommuniziert würden und wie schnell Lehrer reagieren sollten. Das müsse der Personalrat alles mit dem Dienstherren besprechen.

Grund für die lange Umsetzung in Brandenburg ist nach Darstellung des Innenministeriums unter anderem, dass die Dimension des Projektes unterschätzt wurde. Es gehe auch um die Integration in bereits existierende IT-Fachvorhaben, wie die Schul-Cloud. Hier sollte den Lehrern der Zugriff vom heimischen Computer möglich sein, was Mitarbeitern der Landesverwaltung nicht gestattet ist. Polizei- und Finanzbeamte nutzten die Mailadressen nur im Rahmen der ihnen zur Verfügung gestellten IT-Arbeitsplätze und damit in wirksam geschützten Infrastrukturen.

Auch in den anderen Bundesländern verfügen Lehrerinnen und Lehrer nicht oder nur eingeschränkt über dienstliche E-Mail-Adressen. Beispiel Thüringen: Dort herrscht ein buntes Durcheinander. Dort haben einige Kreise und kreisfreie Städte ihren Lehrern Adressen eingerichtet, viele der Pädagogen im Land nutzen aber auch kommerzielle E-Mail-Anbieter, um mit Schülern oder Eltern zu kommunizieren. Das Problem dabei ist der Datenschutz: In solchen E-Mails dürfen keine personenbezogenen Daten ausgetauscht werden – zum Beispiel Schulnoten. Ein einheitliches System sei derzeit zu teuer, heißt es beim Bildungsministerium.

Für die GEW ein Unding. Eine datensichere dienstliche E-Mailadresse, so betont Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann gegenüber „Spiegel-online“, symbolisiere schon nach dem @-Zeichen, die Lehrkräfte stünden online nicht alleine da, der Arbeitgeber übernehme Mitverantwortung. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Explosives Gutachten: Lehrer haben Anspruch auf einen Dienst-Rechner (oder auf einen voll ausgestatteten Arbeitsplatz in der Schule)

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Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor

Zitat: “ «Wir brauchen eine Dienstvereinbarung zu dem Thema.» So sei zu klären, wie sicher die Mails seien, welche Themen kommuniziert würden und wie schnell Lehrer reagieren sollten. Das müsse der Personalrat alles mit dem Dienstherren besprechen.“

Ich komme mit dem gegenwärtigen „System“ gut zurecht. Einer Dienstvereinbarung sehe ich skeptisch entgegen. Da wird wieder alles bis ins kleinste Detail geregelt werden (sollen), bis hin zur Zeit, innerhalb derer man antworten soll (so verstehe ich die Aussagen im Text oben).

Furchtbar diese Regulierungswut !