
Nach verschiedenen Pannen mit Abitur-Prüfungsaufgaben sollen diese nach Plänen des baden-württembergischen Kultusministeriums in vielen Fächern künftig verschlüsselt auf einem USB-Stick an die Schulen geschickt werden. Am Morgen der Prüfungen müssten die Schulen die Aufgaben entschlüsseln und für die Schüler kopieren. Das Verfahren soll Aufgaben in den Fächern Deutsch, Englisch, Mathe und Französisch betreffen, da diese aus einem zentralen Pool der Kultusministerkonferenz kommen. Für die anderen Fächer ändert sich nichts. Das neue Verfahren sorgt für erheblichen Unmut an den Gymnasien.
Vom CDU-geführten Kultusministerium hieß es, dass nach zwei Einbrüchen in Gymnasien 2017 in Stuttgart-Weilimdorf und 2018 im niedersächsischen Goslar alle Bundesländer gebeten wurden, die Lagerung der Abituraufgaben so kurz wie möglich zu halten. «Deshalb gibt es im aktuellen Jahr neue Vorkehrungen, um das Sicherheitsrisiko so minimal wie möglich zu halten», sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Montag. Dafür seien auch Erfahrungen der Schulleitungen eingeholt worden.
Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), Doro Moritz, kritisierte die Planungen. «Die Gefahr von Pannen wird um ein Vielfaches größer, wenn jede Schule ganze Sätze von Abituraufgaben kopieren und sortieren muss», schrieb Moritz an Kultusministerin Eisenmann. Die Tatsache, dass es im vergangenen Jahr an einer Schule zu einem Einbruch kam, sei kein Grund das bisherige Verfahren nicht mehr zu praktizieren. Das Schreiben liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.
Testlauf an 40 Schulen
Das Kultusministerium will, dass die Prüfungen an den Schulen möglichst reibungslos verlaufen. «Deshalb machen wir im Februar einen Testlauf an 40 Schulen, um das neue Verfahren zu testen und mögliche Schwierigkeiten rechtzeitig beheben zu können», sagte Ministerin Eisenmann. «Die Erkenntnisse des Testlaufs sollen in eine Handreichung einfließen, mit der wir die Gymnasien bei der Umsetzung des neuen Verfahrens zusätzlich unterstützen», hieß es vom Ministerium.
Vom Städtetag kam Verständnis für die Entscheidung des Kultusministeriums. «Bevor der Versand der Aufgaben für die Fächer Deutsch, Mathe, Englisch und Französisch von Papier auf USB-Stick umgestellt wird, muss dies aber unbedingt an einer größeren Zahl an Gymnasien getestet werden», sagte Verbandsdezernent Norbert Brugger. Der Papierversand sei seit Jahrzehnten eingespielt, der elektronische Versand auf Stick völlig neu. Da die Aufgaben erst am Prüfungsmorgen gedruckt werden können, sei die Idee zeitkritisch. dpa
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In NRW laden die Schulen die Aufgaben herunter. Dort hängt es also nicht vom Boten, sondern von der funktionierenden Internetverbindung ab. Im betroffenen Zeitfenster darf den Raum mit dem Kopierer abgesehen von der Schulleitung bzw. den Leitungspersonen des Abiturausschusses niemand betreten.
Ist in Schleswig-Holstein auch so, aber in B-W. lebt man wohl hinter dem Mond.
Ebenfalls wichtig, bei allen schritten vom Download bis hin zum Ausdruck und zum Zusammenheften der Prüfungsunterlagen von ZP10 und zentralabi gilt das Vieraugenprinzip. Die kopierten Unterlagen sind bis zur Ausgabe im Panzerschrank unter Verschluss zu halten. Der Downloadfile ist zu löschen – nicht nur in den papierkorb zu schieben. Die Datensicherung auf einem stick ist ebenfalls im Panzerschrank aufzubewhren.
Fachlehrkräfte, die in die Prüfung eingebunden sind, dürfen beim Download und beim Kopieren nicht eingesetzt werden. In der Regel kopieren die Sprachler die mathematischen und naturwissenschaftlichen Prüfungsunterlagen und umgekehrt.