Qualität hui, Quantität pfui: Gutachter sehen Sachsens Schulsystem durchwachsen

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DRESDEN. Sachsen erscheint in Bildungsberichten stets als eine Art Musterschüler. Um eine bessere Sicht auf das Schulsystem zu haben, hat der Freistaat nun externen Sachverstand eingeholt – das attestiert Stärken, aber auch Schwächen der Schulen im Freistaat. Eine Initiative sieht die Zeit für die Gemeinschaftsschule in Sachsen gekommen. 

Daumen rauf - oder Daumen runter? Schüler in Bayern sollen künftig Lehrer bewerten, und zwar verpflichtend. Foto: Foto: Gerd Altmann / pixelio.de
Daumen rauf – oder Daumen runter? Für Sachsens Schulen gilt beides. Foto: Foto: Gerd Altmann / pixelio.de

Das sächsischen Bildungswesen ist bei einer externen Analyse recht gut abgeschnitten. Gleichwohl will Kultusminister Christian Piwarz (CDU) die Analyse des Leibniz-Institutes für Bildungsforschung und Bildungsinformation nutzen, um Schwachstellen im System abzustellen. Der Minister sprach von einem «ehrlichen Bericht», der Stärken, aber auch Schwächen des Bildungssystems im Freistaat benenne. Das betreffe unter anderem den Fakt, dass es mehr Schulabgänger ohne Abschluss gebe als im bundesweiten Durchschnitt. Acht Prozent der sächsischen Schüler hatten demnach 2016 keinen Abschluss, deutschlandweit waren es sechs Prozent.

Als Plus vermerkt der Bericht etwa, dass die Schere zwischen leistungsstarken und -schwächeren Schülern in Sachsen im Unterschied zum Bundestrend nicht größer wurde. Im Schnitt erreichen Kinder und Jugendliche im Freistaat höhere Kompetenzwerte als in den meisten anderen Bundesländern, lautete ein Befund. Auch eine andere Entwicklung ist gegen den Trend: Während anderswo der Anteil der Schüler mit allgemeiner Hochschulreife steigt, wählt man in Sachsen überdurchschnittlich oft eine berufliche Ausbildung.

«Im Vergleich mit anderen Bundesländern ist Sachsen in vielen Bereichen des Bildungssystems gut positioniert, allerdings gilt es einige Aufgaben anzugehen, wenn man das Erreichte erhalten oder ausbauen möchte», sagte Kai Maaz, Mitautor der Studie. Dafür brauche man innovative und nachhaltige Lösungen. Als Aufgaben nannte er die Gewinnung von Fachpersonal, individuelle Bildungsangebote und den Zugang zur Bildung auch in strukturschwachen Regionen.

In Zeiten akuten Lehrermangels ist für Piwarz der Personalbedarf das zentrale Problem. Unter dem Titel «Bildungsland Sachsen 2030» soll es nun eine öffentliche Diskussion mit Lehrern, Schülern, Eltern und Wissenschaftlern über die künftige Bildung geben. Die ersten Veranstaltungen sind noch im laufenden Schuljahr geplant.

„Schullandschaft ergänzen“

Das Bündnis «Gemeinschaftsschule in Sachsen» nutzte den Bericht, um für sein Anliegen zu werben. Die Gemeinschaftsschule sei die Option zur Lösung der angesprochenen Probleme, betonte Koordinator Burkhard Naumann. «Es spricht viel dafür, jetzt den nächsten Schritt zu wagen und die sächsische Schullandschaft um eine weitere Schulart zu ergänzen. So lange die CDU den Kultusminister stellt, bleibt das sächsische Schulsystem einbetoniert.»

Vom 11. bis 15. Februar plant das Bündnis eine Aktionswoche. Die Hälfte der erforderlichen 40 000 Unterschriften für einen Volksantrag ist bereits gesammelt.

Kritik gab es von Linken und Grünen. «Was an der empirischen Bildungsforschung auffällt, das ist die Diskrepanz zu den Erfahrungen, die Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern im Schulalltag machen müssen. Gerade zum Beginn eines Schuljahres. Es fehlt schlichtweg das erforderliche Lehrpersonal», erklärte die Landtagsabgeordnete Cornelia Falken (Linke). Nach Einschätzung der Grünen gibt es weiter viele Baustellen in der Bildungspolitik. dpa

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