Konzept für besseren Unterricht beschlossen – trotzdem Kritik

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STUTTGART. Wird jetzt alles besser? Zwei Institute sollen helfen, die Qualität des Schulunterrichts in Baden-Württemberg zu steigern. Doch die Dinge brauchen Zeit – das räumt selbst die Kultusministerin ein.

Auf Schulbesuch: Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann. Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg
Zielt auf besseren Unterricht: Baden-Württembergs Kultusministerin Eisenmann. Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg

Das Konzept von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) für mehr Qualität im Schulunterricht hat trotz großer Kritik der Opposition den Landtag passiert. Die grün-schwarzen Regierungsfraktionen stimmten am Mittwoch in Stuttgart für das Gesetz – AfD, SPD und FDP votierten dagegen. Somit gehen zum 1. März zwei neue Institute an den Start. Das Institut für Bildungsanalysen soll untersuchen, wie es um die Bildungsqualität bestellt ist – bis runter auf die einzelne Schule. Das neue Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung soll unter anderem die Lehrerfortbildung verbessern.

Die SPD hatte zuvor gewarnt, den Gesetzentwurf zu beschließen. «Dieses Vorhaben wird scheitern», sagte Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei. Das Konzept sei widersprüchlich und unklar – es sei unter großem Zeitdruck entstanden. Mehrkosten seien nicht klar beziffert, Stellenpläne noch in Arbeit. Zudem sagten Experten, dass es zehn Jahre dauern könne, bis die Qualität des Unterrichts wirklich besser werde. Ähnlich äußerte sich die Landeschefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Doro Moritz. Es würden funktionierende Strukturen zerschlagen, bevor neue entstünden.

Die FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke bemängelte, das Konzept sei zentralistisch und lasse den Schulen keinen Raum, um beispielsweise mit einem eigenen Budget Fortbildungen auf dem freien Markt einkaufen zu können. Grün-Schwarz müsse endlich die vielen Probleme in der Bildungspolitik anpacken. So fehle das seit zwei Jahren versprochene Ganztagsschulkonzept, und bei der Lehrergewinnung gehe das Land auch keine innovativen Wege. Der AfD-Abgeordnete Rainer Balzer kritisierte, zu viele Lehrbücher in den Schulen hätten heute keine wissenschaftliche Grundlage – das müsse sich ändern.

Beim bundesweiten Vergleich von Schülerleistungen lag Baden-Württemberg früher weit vorne. In den vergangenen Jahren sind die Ergebnisse der Schüler im Südwesten aber abgesackt. Kultusministerin Eisenmann räumte ein, dass der Aufholprozess Zeit in Anspruch nehme. «Unser Ziel ist ehrgeizig und wir beschreiten einen Weg, für den wir einen langen Atem brauchen, da wir nicht erwarten können, dass wir von heute auf morgen unmittelbar sichtbare Ergebnisse erzielen werden.» Doch andere Länder hätten die Maßnahmen, die Baden-Württemberg ergreife, bereits erfolgreich umgesetzt.

Applaus bekam die Ministerin von den Arbeitgebern Baden-Württemberg. Der Geschäftsführer Politik, Bildung und Arbeitsmarkt, Stefan Küpper, meinte: «Es ist zu begrüßen, dass mit diesem Gesetz endlich die Qualität der Bildung und verlässliche Erfolgskontrollen in den Mittelpunkt gerückt werden.» Die Arbeitgeber hätten schon lange ein leistungsfähiges Bildungscontrolling gefordert. dpa

Eisenmanns Qualitätsoffensive: Neue Institute sollen Unterricht verbessern – Lehrerverbände sind skeptisch

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