Digitalpakt: Auch Hamburg setzt auf Geräte, die von den Eltern zu bezahlen sind

0

HAMBURG. Im Vergleich mit den Flächenländern sind die Schulen in Hamburg im Vorteil: Schnelles Internet ist zumeist kein technisches Problem. Mit Millionensummen aus dem Digitalpakt will die Hansestadt den Vorsprung bei der Digitalisierung der Schulen ausbauen. Dabei kalkuliert der Bildungssenator auch mit dem Geld der Eltern.

Das Tablet in Schülerhänden soll bald normal sein. Foto: Shutterstock

Mit den rund 128 Millionen Euro des Bundes aus dem Digitalpakt will Hamburg seine Schulen in den kommenden fünf Jahren auf den neuesten Stand der Technik bringen. Alle rund 13.200 Unterrichtsräume der 338 allgemeinbildenden und 32 berufsbildenden Schulen sollen so ausgestattet werden, «dass Wireless LAN überall auf hohem Niveau funktioniert», sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Montag. Zudem solle in jedem Unterrichtsraum digitale Präsentationstechnik zur Verfügung stehen.

Mit der Anschaffung weiterer 45.000 Geräte werde die Zahl der für die Schüler vorgesehenen Computer mehr als verdoppelt. «Neben Schulbuch, Arbeitsheft und Füller sollen künftig auch Laptops, Tablets und Smartphones ganz selbstverständlich in allen Fächern eingesetzt werden», sagte Rabe. Grundsätzlich setze die Schulbehörde aber darauf, dass die Schüler hauptsächlich ihre eigenen Smartphones und Tablets im Unterricht einsetzen und die Schulgeräte nur denjenigen zur Verfügung gestellt werden, die kein eigenes besitzen. Das Prinzip, private mobile Endgeräte wie Laptops, Tablets oder Smartphones in die Netzwerke von Unternehmen oder Schulen, Universitäten, Bibliotheken und anderen (Bildungs-)Institutionen zu integrieren, nennt sich Bring Your Own Device (BYOD). Auch Thüringen hat bereits angekündigt, die Digitalisierung der Schulen auf der Basis von BYOD vorantreiben zu wollen (News4teachers berichtete).

«Wir sind in einem Prozess. Der beginnt nicht erst heute, er hat schon lange begonnen», sagte Rabe. Es gebe an den Schulen bereits 30.000 Computer für Schüler, auch verfügten rund 40 Prozent der Unterrichtsräume über interaktive Tafeln – sogenannte Whiteboards -, allerdings sei die Technik teils schon «in die Jahre gekommen». Hamburgs Schulen stünden im Bundesvergleich auch deshalb gut da, weil sie als einzige schon komplett ans Glasfasernetz angebunden seien. Auch gebe es in allen Klassenräumen zumindest LAN-Anschluss, sagte Rabe. «Dieser Prozess bekommt durch den Digitalpakt neuen Schub.»

Ein leistungsfähiges WLAN soll es bereits bis Ende nächsten Jahres in allen Unterrichtsräumen der Gymnasien und Stadtteilschulen geben – in fünf Jahren dann in allen Schulen. Neben 30 000 Laptops für Schüler sollen auch 15 000 Mikrocomputer angeschafft werden, mit denen laut Rabe das Programmieren erlernt werden kann.

Ziel sei es, Hamburgs Schulen in Hinblick auf die Ausstattung zu den modernsten in Deutschland zu machen und die Schüler «gut auf das Leben und Arbeiten in der digitalen Welt» vorzubereiten. «Es nützt aber nichts, Geräte hinzustellen, sondern man muss auch dafür sorgen, dass Lehrkräfte und Schulwelt damit arbeiten.» Deshalb werde auch in die Lehrerfortbildung und digitale Unterrichtsangebote investiert.

CDU: IT-Spezialist für jede Schule

Nach langem Streit um die Finanzierung künftiger Bund-Länder-Projekte hatte der Bundesrat am vergangenen Freitag das sogenannte Kooperationsverbot gelockert und so den Weg für die Umsetzung des Digitalpakts freigemacht. Bis 2023 stellt der Bund den Ländern insgesamt fünf Milliarden Euro zu Verfügung. Im Gegenzug haben sich die Länder verpflichtet, weitere zehn Prozent der Fördersumme in die Digitalisierung der Schulen zu investieren. «Wir liegen vermutlich zwischen 50 und 80 Prozent und übertreffen die Vorgabe bei weitem», sagte Rabe.

Die CDU-Bürgerschaftsfraktion begrüßte die Umsetzung des Digitalpakts zwar grundsätzlich, mahnte aber an, dass auch die Administration der digitalen Infrastruktur dauerhaft sichergestellt werden müsse. «Lehrerinnen und Lehrer haben Unterrichtsaufgaben zu erfüllen, daher ist für die Wartung und Unterhaltung der Technik ein IT-Spezialist für jede Schule bereitzustellen», forderte die schulpolitische Sprecherin der CDU, Birgit Stöver.

«Dass die Gelder nun endlich an die Schulen kommen, ist gut, aber wahrlich nichts Revolutionäres», sagte ihre Linken-Kollegin Sabine Boeddinghaus. Wichtig sei nun, wie der Bildungszugang der jungen Menschen durch digitale Medien verbessert werden und damit der Ungleichverteilung von Bildungschancen entgegengewirkt werden kann.

Die FDP-Fraktionsvorsitzende und Bildungsexpertin Anna von Treuenfels-Frowein bemängelte, dass die Schulbehörde noch immer prüfe, welche technischen Varianten den Schulen beispielsweise in der Präsentationstechnik zur Verfügung gestellt werden sollen. «Gerade weil sich der Digitalpakt derart verzögert hat, wäre es viel wichtiger gewesen, dass die Schulen nicht noch länger auf dessen konkrete Umsetzung warten müssen.» dpa

Laptops und Schul-WLAN können kommen – schon nach den Sommerferien? Digitalpakt nimmt die letzte Hürde

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments