Gesundheitsminister Spahn hält Masern-Impfpflicht in Kitas und Schulen für sinnvoll

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DÜSSELDORF. Masern sind hochansteckend und gefährlich. Und noch immer gibt es die Krankheit in Deutschland, weil sich nicht genug Menschen impfen lassen. Eine Impfpflicht rückt näher.

«Aus meiner Sicht macht es bei Gemeinschaftseinrichtungen Sinn»: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Foto: Maximilian König / CC-BY SA

Angesichts der immer noch hohen Masern-Zahlen hat sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für eine Impfpflicht für Kinder in Kitas und Schulen ausgesprochen. «Aus meiner Sicht macht es bei Gemeinschaftseinrichtungen Sinn», sagte Spahn am Dienstag am Rande einer CDU-Landtagsfraktionssitzung in Düsseldorf. Zudem solle «idealerweise auch medizinisches Personal» gegen Masern geimpft sein.

Aus Nordrhein-Westfalen bekommt Spahn Unterstützung. «Ich bin für eine Impfpflicht bei Masern», erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). «Denn Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, sondern können lebensgefährlich werden.» CDU-Landtagsfraktionschef Bodo Löttgen schränkte ein, dass die Fraktion zwar auch offen für eine Impfpflicht in Gemeinschaftseinrichtungen sei, aber zurückhaltend in der Frage einer allgemeinen Impfpflicht.

In NRW war die Zahl der Masern-Infektionen nach Angaben des Landeszentrums Gesundheit nach einem hohen Stand von 520 Fällen im Jahr 2017 auf 211 im vergangenen Jahr gesunken. Allerdings wurden seit Beginn dieses Jahres schon 95 Masernfälle gezählt – davon fast die Hälfte im Märkischen Kreis. In Essen hatte kürzlich eine Kita mit der Ankündigung für Aufsehen gesorgt, nur noch Kinder mit Impfschutz gegen die gängigen Krankheiten wie Masern, Mumps und Röteln aufzunehmen.

Rechtlich halte er es für möglich, eine Impfpflicht in Gemeinschaftseinrichtungen umzusetzen, sagte Spahn. Es handele sich zwar um einen Eingriff in die Freiheit, aber die Aufklärungskampagnen in den vergangenen Jahren hätten nicht so gefruchtet wie erwartet. Immer noch sei die Zahl der Masern-Neuerkrankungen zu hoch.

Akzeptanz für Impfpflicht in Kitas und Schulen

Er sehe inzwischen nicht nur eine gesellschaftliche Akzeptanz für eine Impfpflicht in Kindergärten und Schulen, sondern auch parteiübergreifende Zustimmung dafür, sagte Spahn. Gerade in Gemeinschaftseinrichtungen gehe es um Verantwortung nicht nur für das eigene Kind, sondern für alle. «Wenn man will, kann man eine solche Regelung zügig umsetzen.» Ihm sei es «wichtig, dass es am Ende eine Entscheidung ist, die auch breit mitgetragen wird».

Das extrem ansteckende Masern-Virus wird durch Tröpfchen übertragen und kann zur ernsthaften Gefahr vor allem für Erwachsene werden. Die Impfquote in NRW liegt mit fast 98 Prozent bei der ersten und rund 94 Prozent bei der zweiten Impfung zwar höher als der Bundesdurchschnitt.

Das ist nach Ansicht von Experten trotzdem zu niedrig. «Um sie auszurotten, braucht es laut Experten eine hohe Impfquote von mindestens 95 Prozent», sagte Laumann. Es kann nicht sein, dass weit über 90 Prozent der Kinder in NRW geimpft werden und wir wegen der letzten Prozente am Ende scheitern.» Besonders junge Erwachsene wiesen immer noch Impflücken auf. «Ich würde gern eine Regelung haben, dass ungeimpfte Eltern sich freiwillig gleich mitimpfen lassen», sagte Spahn. dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Masernausbruch: Schule schließt nicht-geimpfte Schüler vom Unterricht aus – Kinderärzte fordern Impfpflicht

 

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3 Kommentare
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AvL
5 Jahre zuvor

Wann wird denn endlich die Impfpflicht für Masern umgesetzt.
Alternativ wird eben der Besuch von Kindergärten und Kitas ausgeschlossen.

Marco Riemer
5 Jahre zuvor

„Jedes Jahr kommt es in Deutschland zu geschätzten 400.000 bis 600.000 noso¬ko¬mialen Infek¬tionen und etwa 10.000 bis 15.000 Todes¬fällen dadurch.“ (https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Antibiotikaresistenz/FAQ/FAQ_node.html)

Dem Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Institut (RKI) Nr. 45 vom 08. Nov. 2018 (https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2018/Ausgaben/45_18.pdf?__blob=publicationFile) ist nicht zu entnehmen, dass es, seit dem man um diese hohe Anzahl von Sterbefällen weiß, verpflichtende Regelungen zum Vorhalten von Hygiene-Ärzten in ausreichender Zahl gibt und umgesetzt werden.
Einer Statistik bei Statista ist zu entnehmen, dass die Zahl der Neuerkrankungen i.d.Z zw. 2001 (6139 Erkrankungen) und 2018 (543 Erkrankungen) doch signifikant zurückgegangen ist, und längst nicht alle dieser erkrankten Patienten gestorben sind. (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2671/umfrage/masernerkrankungen-seit-2001/)
Für mich ist hier ein eklatantes Missverhältnis in den Zahlen und den dazu angedachten Maßnahmen ersichtlich.

Jetzt drücke ich es mal liebevoller als Gestern (weswegen wohl mein Beitrag gelöscht wurde) aus, dass man wohl beim Herrn Spahn auch andere Motive vermuten darf?! Die Pharmaindustrie indes, dürfte sich über solch eine Impfpflicht wohl freuen.

AvL
5 Jahre zuvor
Antwortet  Marco Riemer

Wenn Sie auf die Kosten einer Masernimpfung anspielen, dann sollten Sie auch die Höhe der Folgekosten für die Behandlung einer Masernpanenzephalitis, sowie das Siechtum beim zunehmenden neurologischen Verfall der betroffenen Opfer einer fehlenden Durchimpfung der Bevölkerung hinweisen.
Das Risiko für diese tödlich verlaufende Folgeerkrankung der Masern, die Panenzephalitis liegt bei 1:250 bis 1:1000.
Hinzu kommen noch als möglich Folgeerkrankungen, Mittelohrerkrankungen, Pneumonien/Lungenentzündungen oder auch bakterielle Meningitiden/eitrige Hirnhautentzündungen.
Ein Schutz für ungeschützte Neugeborene, die erst ab dem 11 Monat möglich ist, gelingt erst durch den sogenannten Herdenschutz, wenn 95 % der Bevölkerung gegen Masern geimpft sind.