Eisenmann ruft Eltern und Lehrer zu mehr Zusammenarbeit auf (nach ihrer großen Kritik an Eltern)

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ULM. Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann hat an Eltern und Lehrer appelliert, bei der Erziehung von Kindern stärker zusammenzuarbeiten. Statt gegenseitiger Vorwürfe sei eine von gegenseitigem Respekt getragene Diskussion über Probleme erforderlich, sagte die CDU-Politikerin am Mittwochabend in Ulm. Erst vor wenigen Tagen war Eisenmann allerdings selbt mit scharfer Kritik an Eltern an die Öffentlichkeit gegangen.

Sorgt für Empörung unter Grundschullehrkräften: Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann. Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg
Gab sich verbindlicher: Susanne Eisenmann. Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg

Heute sprach sie zum Auftakt einer von ihre initiierten Dialogreihe mit dem Titel «Elternabend» vor rund 470 Teilnehmern – zumeist Mütter und Väter aus der Region. Zwei weitere solche Veranstaltungen sollen in Karlsruhe und Stuttgart folgen. Schlussfolgerungen aus den Debatten sollen Anfang 2020 bei einem Fachkongress gezogen worden.

Viele Lehrer würden klagen, dass Eltern ihre gesetzlichen Erziehungsaufgaben nicht mehr wahrnehmen, sagte Eisenmann. Es gelte, den «Bildungsauftrag der Pädagogen in Einklang zu bringen mit dem Erziehungsauftrag der Eltern». Manche Eltern hätten aber unrealistische Vorstellungen. So gehöre es nicht zu den Aufgaben der Lehrer, Kindern das Fahrradfahren beizubringen.

Eltern beklagten auf der Veranstaltung, Lehrer würden oft überfordert wirken. «Die gehen dann schnell in Abwehrhaltung», sagte Deniz Oppholzer, Mutter von zwei Schulkindern. Jochen Wandel, Schulleiter einer Realschule, fragte hingegen: «Wieso haben manche Kinder kein Frühstück im Bauch, wieso sitzen manche nur vor der Playstation und machen keine Hausaufgaben?» Lehrer könnten solche Probleme nicht allein lösen, sie bräuchten dafür mehr Unterstützung. Eisenmann versprach, die Kritik von Eltern und Lehrern werde ernstgenommen. «Für uns ist dieser Dialog ganz zentral.»

„Manche Eltern ziehen sich da auch sauber raus“

„Wir haben eine wachsende Zahl von Eltern, die sich von ihrem Erziehungsauftrag und vom gemeinsamen Wirken mit Lehrern verabschiedet haben“, hatte die CDU-Politikerin, der Ambitionen nachgesagt werden, für das Amt des baden-württembergischen Ministerpräsidenten kandidieren zu wollen, in der vergangenen Woche erklärt (News4teachers berichtete). Zwar gebe es sehr engagierte Eltern, die sich aktiv ins Schulleben ihrer Kinder einbrächten, sagte die Ministerin. Sie unterstrich jedoch: „Aber manche Eltern ziehen sich da auch sauber raus.“

Sie sehe sich als Schulministerin zunehmend mit Ansprüchen konfrontiert, Themen und Aufgaben in den Unterricht aufzunehmen, die eigentlich ins Elternhaus gehörten – beispielsweise Forderungen, Kinder in der Schule Schwimmen oder Fahrradfahren zu lehren. Auch Schüler forderten vermehrt von ihren Lehrern, ihnen lebensweltlich-praktisches Grundwissen über Verträge, Versicherungen oder Steuererklärungen zu vermitteln. Dabei sei es „Aufgabe des Elternhauses, junge Menschen in solchen Dingen zu begleiten“. News4teachers / mit Material der dpa

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