Gute Betreuung gegen hohe Gebühren? Privathochschulen boomen

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GÜTERSLOH. Private Hochschulen locken mit guten Studienbedingungen und innovativen Fächern. Gleichzeitig muss man für die Ausbildung eine Menge Geld aufbringen. Für wen lohnt sich das Studium dort?

Partnerschaft mit 85 Universitäten weltweit, darunter Berkeley: Campus der privaten Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Foto: Said D. Werner / Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0

Sie werben mit guten Studienbedingungen, lassen sich diese aber auch gut bezahlen: Privathochschulen gelten nach wie vor als Ausbilungsstätten für eine kleine Elite. Allerdings gewinnen sie in der deutschen Hochschullandschaft zunehmend an Bedeutung. «Die Zahl der privaten Hochschulen hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt», berichtet Piret Lees vom Verband Privater Hochschulen. Aktuell ist mehr als jede vierte Hochschule in Deutschland in privater Trägerschaft. Mehr als 200.000 Studierende sind nach Angaben des Statistischen Bundesamts an privaten Hochschulen eingeschrieben – eine Steigerung um das Zehnfache im Vergleich zum Ende der 1990er Jahre.

Der Erfolg der privaten Hochschulen hängt auch damit zusammen, dass sie ganz bestimmte Personen adressieren. Es gelinge ihnen «neue Zielgruppen und wenig hochschulaffine Herkunftsgruppen für ein Studium zu gewinnen», wie es in einer Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) von 2017 heißt. In der Studie ist von «atypischen Studierenden» die Rede.

Laut Ulrich Müller vom CHE, der an der Studie mitgewirkt hat, sind private Hochschulen «die Innovatoren des deutschen Hochschulsystems». Denn: Sie ermöglichen neue Bildungsbiografien. «Sie zielen etwa auf den Handwerksmeister, der abends und am Wochenende berufsbegleitend noch BWL studieren möchte.» Oder sie richten sich an die technische Zeichnerin, die ohne Abitur Design studieren möchte. Oder an die alleinerziehende Mutter, die den Laptop abends aufklappt, wenn das Baby schläft und online studiert.

Privathochschulen können den staatlichen Bildungseinrichtungen auch in anderen Punkten Konkurrenz machen: Die Teilnehmerzahl der Kurse ist oft überschaubar. Daraus ergebe sich eine persönliche Betreuungssituation durch die Dozenten.

Daneben ist die Ausbildung oft näher am Berufsleben. «Wer an einer Privathochschule studiert, hat meist ein klares Berufsbild vor Augen. Bei Privathochschulen steht oft die berufliche Verwertbarkeit im Fokus, die Praxisrelevanz», sagt Müller.

Das zeigt sich zum Teil schon am Fächerangebot der Einrichtungen. «Sie besetzen spezielle fachliche Nischen», erklärt Andrea Frank vom Stifterverband. Das können zum Beispiel Fächer im Gesundheitswesen sein, aber auch Angebote im kreativen Bereich wie Design, Medien- und Filmproduktion.

Im Fachbereich Psychologie entscheiden sich laut Ulrich Müller ebenfalls viele für eine Ausbildung an einer privaten Fachhochschule – gerade Abiturienten, die mit ihrem Abschlussnote an staatlichen Universitäten nicht zum Zuge kommen. Dort gebe es vermehrt auch Studiengänge, die Psychologie mit anderen Arbeitsbereichen verknüpfen, etwa Wirtschafts-, Gesundheits- oder angewandte Psychologie, erklärt er.

Der entscheidende Unterschied: die Gebühren

«Wichtig ist, dass man als Bewerber darauf achtet, dass die private Hochschule insgesamt staatlich anerkannt ist und dass die angebotenen Studiengänge akkreditiert sind», erklärt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. Im Zweifel sollen Interessierte im Wissenschaftsministerium des Bundeslandes nachfragen. Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz im Internet kann ebenfalls weiterhelfen.

Der entscheidende Unterschied zur staatlichen Hochschule sind Müller zufolge die Studiengebühren. Wer an einer Privathochschule studiert, auf den kommen teils hohe Kosten zu. Sie schwanken je nach Hochschule und Studiengang, und liegen meist im Bereich von mehreren hundert Euro pro Monat. Müller rät, die Finanzierung des Studiums gut zu durchdenken und zu prüfen: «Erreiche ich später einen Job, mit dem ich die teilweise hohen Gebühren sicher zurückzahlen kann?» Damit hängt die Frage zusammen, ob sich das Studium wirklich lohnt. «Der „Worst Case“ wäre in diesem Fall, nicht den gewünschten Job zu bekommen und damit in Schwierigkeiten wegen der Rückzahlung zu kommen», so Müller.

Die Einrichtungen bieten zum Teil Stipendien oder Darlehen und spezielle Gebührenmodelle an. «Sie versuchen, was die Finanzierung anbetrifft, einen Schritt auf die Studierenden zuzugehen und die Hürde nicht allzu hoch zu setzen», hat Andrea Frank beobachtet.

Wer das Studium an einer privaten Hochschule abschließt, hat generell relativ gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Denn: Die meisten Privathochschulen werden von Unternehmen betrieben oder kooperieren mit Firmen. In der Folge kommen viele Dozenten aus der freien Wirtschaft und geben Praxiserfahrungen weiter. Die Studierenden haben bereits in der Ausbildung oft Kontakt zu potenziellen Arbeitgebern.

Einen Nachteil im Vergleich zu Abschlüssen an staatlichen Universitäten müssen Absolventen nicht fürchten. «Die Abschlüsse von Privathochschulen werden von Arbeitgebern ohne Probleme anerkannt, wenn die Hochschule institutionell akkreditiert und damit staatlich anerkannt ist – und werden genauso wie die Abschlüsse von staatlichen Hochschulen behandelt», so Andrea Frank. Von Maximilian Konrad, dpa

Studie: Privatschulen sind nicht besser als öffentliche Schulen – GEW: “Schluss mit der Legendenbildung”

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