KMK: Zweifel am Anspruch auf Ganztagsplatz in der Grundschule wachsen

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WIESBADEN. Schon in wenigen Jahren soll es einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen geben – doch es gibt Zweifel, ob das zu schaffen ist. Am Rande der Kultusministerkonferenz wird die Forderung nach mehr Geld vom Bund laut.

Ohne Beziehung ist keine Erziehung möglich, so stellt der Autor fest. Foto: r. nial bradshaw / flickr (CC BY 2.0)
Nicht genügend Ganztagsplätze für Grundschüler? Ein Problem. Foto: r. nial bradshaw / flickr (CC BY 2.0)

Von 2025 an könnte es für Eltern von Grundschulkindern einfacher werden, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Bis dahin soll es einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz geben. So steht es zumindest im Koalitionsvertrag der Bundesregierung aus Union und SPD. Doch ist der Zeitplan zu schaffen? Der Bundeselternrat äußert Zweifel: «Wir haben großes Bauchweh, ob der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder tatsächlich 2025 kommt», sagte der Vorsitzende Stephan Wassmuth der Deutschen Presse-Agentur.

Bei der Kultusministerkonferenz (KMK) in Wiesbaden diskutierten die Ressortchefs der Länder am Donnerstag über das Thema. Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) hat derzeit den Vorsitz. Nach einer Berechnung des Deutschen Jugendinstituts fehlen für die Umsetzung in Deutschland zwischen 322 000 und 665 000 Ganztagsplätze. Die KMK hat eigene Zahlen zum Bedarf ermittelt, die dem Vernehmen nach am Freitag veröffentlicht werden sollen.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hatte zuletzt bekräftigt, die Pläne für die Ganztagsbetreuung an Grundschulen bis 2025 umsetzen zu wollen. Für Investitionen in den Ganztagsausbau stellt der Bund in dieser Legislaturperiode mehr als zwei Milliarden Euro zur Verfügung. Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) forderte mehr Geld für Personal. Bei dem vom Bund in Aussicht gestellten Geld handele es sich nach jetziger Lesart um materielle Investitionen, sagte Holter vor Beginn der KMK.

Der Bundeselternrats-Vorsitzende Wassmuth wies darauf hin, dass der geplante Rechtsanspruch bislang nur im Koalitionsvertrag stehe – «aber es gibt keine gesetzliche Grundlage». Das Land müsse in dieser Frage vorwärts kommen.

Mathe-Abi auf der Tagesordnung

Auf der KMK-Tagesordnung stand am Donnerstag unter anderen noch eine Diskussion über den gemeinsamen Aufgabenpool für die Abiturprüfungen. In diesem Jahr war in einigen Ländern das Matheabitur als zu schwierig kritisiert worden. Inzwischen haben Hamburg und das Saarland angekündigt, die Matheprüfung milder zu bewerten.

Der Bundeselternrat begrüßt den Aufgabenpool grundsätzlich. Die Abiturprüfungen sollten deutschlandweit vergleichbar sein und gemeinsame Standards haben, sagte Wassmuth. Auch die Bundesschülerkonferenz sei für mehr Einheit in der Bildung, sagte deren Generalsekretär Matthias Weingärtner. «Zu der Frage nach der grundsätzlichen Bewertung des Aufgabenpools wird die Bundesschülerkonferenz bei der kommenden Plenartagung Mitte Juni eine gemeinsame Position erarbeiten.»

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) sagte in einem am Donnerstag vom Südwestrundfunk ausgestrahlten Interview, diese Aufgabensammlung sei «sehr wichtig und sehr gut» und werde für die Naturwissenschaften weiter ausgebaut. Der Aufgabenpool geht auf eine Entscheidung der KMK aus dem Jahr 2012 zurück und soll die Hochschulreife in den Ländern vergleichbarer gestalten.

Zu den weiteren KMK-Themen zählten die geplante Masernimpfpflicht und der Nationale Bildungsrat. Außerdem sind am Freitag Treffen mit hochrangigen Vertretern der christlichen Kirchen geplant. Von Andrea Löbbecke, dpa

Bertelsmann Studie: Ganztag für Grundschüler rechnet sich für Staat und Wirtschaft

 

 

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