HANNOVER. Näher ran an die Schulen – das ist nach Aussage von Kultusminister Tonne das Ziel einer umfassenden Reform der niedersächsischen Landesschulbehörde. Die Zentrale wird aufgelöst und ins Kultusministerium integriert. Das kommt nicht überall gut an.
Der niedersächsischen Landesschulbehörde steht ein weitreichender Umbau bevor. Bis Ende November 2020 werde die Zentrale aufgelöst und die Steuerung in das Kultusministerium überführt, gab Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Montag in Hannover bekannt. Gleichzeitig sollen aus den bisherigen Regionalabteilungen vier Landesämter entstehen. «Wir müssen näher ran an die Schulleitungen und Lehrkräfte.» Die Entscheidungswege sollten kürzer werden, die Kommunikation intensiver. Personal werde nicht abgebaut: «Es gibt keine Einsparauflage», sagte Tonne. Derzeit arbeiteten rund 1000 Mitarbeiter für die Landesschulbehörde.
Mehr Service für die Schulen
Das Land wolle mit der Reform über seine Aufsichtsrolle hinaus einen stärkeren Part beim Service für die Schulen einnehmen. Als Beispiele nannte Tonne die Themen Inklusion, Elternmitwirkung und Ganztagsunterricht, die die Schulen beschäftigten. Die bisherige Arbeit der Behörden sei zwar «hochwertig», betonte der Minister. «Aber diese gute Arbeit kommt nicht immer in den Schulen an.»
Mit dem Ausbau der Regionalabteilungen zu Landesämtern werde auch die Ebene vor Ort gestärkt, hieß es. Die Standorte in Hannover, Braunschweig, Osnabrück und Lüneburg sollen erhalten bleiben.
Staatssekretärin Gaby Willamowius sagte, die Mitarbeiter der Landesschulbehörde hätten «überrascht» auf die Reformpläne reagiert. Besonders betroffen davon sei eine Stabsstelle mit etwa 50 Mitarbeitern in Lüneburg, für die ein Wechsel nach Hannover im Raum stehe. Der Präsident der Landesschulbehörde, Ulrich Dempwolf, wechselt zum 1. August in das Landesministerium für Wissenschaft. Die gesamte Neuordnung soll «kostenneutral» umgesetzt werden.
Grüne fordern Trennung von Beratung und Schulaufsicht
Der Koalitionspartner CDU reagierte verhalten. Die Reform müsse letztlich den Schulen dienen – daran werde sich Kultusminister Tonne messen lassen müssen, sagte CDU-Bildungspolitikerin Mareike Wulf.
Die Grünen stellten infrage, ob eine Zentralisierung der Führung im Ministerium tatsächlich eine bessere Kommunikation mit den Schulen gewährleiste. «Notwendig sind eine echte Regionalisierung und mehr Präsenz in der Fläche und die Trennung von Beratung und Aufsicht», sagte die bildungspolitische Sprecherin Julia Willie Hamburg.
Der FDP-Bildungspolitiker Björn Försterling vermutete eine Personalentscheidung hinter der Reform. Kultusminister Tonne habe lediglich im Sinn, «einen kritischen und dem Ministerium unbequemen Präsidenten der Landesschulbehörde loszuwerden», hieß es in einer FDP-Stellungnahme. Fachlich begründet seien die Maßnahmen nicht. dpa